Es war der 2. März 2020: In der Bundespressekonferenz sprach der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gemeinsam mit Experten, darunter der Tierarzt Lothar Wieler, der das Robert-Koch-Institut (RKI) leitete. Sie informierten über die Lage im Zusammenhang mit dem damals mutmaßlich neuen Virus SARS-CoV-2.
Der Tenor war, dass die Lage unter Kontrolle und beherrschbar sei – und es wurde vor Panikmache gewarnt. Petra Gastmeier, Direktorin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin an der Berliner Charité, erklärte, gründliches Händewaschen und Abstand zu Mitmenschen würden reichen. Das seien die wichtigsten Schutzmaßnahmen für die Einzelnen und «völlig ausreichend».
Auch der Virologe Christian Drosten war dabei und sagte, dass er die Dramatisierung, wie sie zum Teil in den Sozialen Medien zu erleben sei, für «nicht gut» halte. Er betonte auch:
«Diese Erkrankung ist eine milde Erkrankung. Die ist im Prinzip für den Einzelnen gar kein Problem.»
Sie verlaufe wie eine normale Erkrankung, die am Ende sogar zur Immunisierung führen könne. Und: Er wandte sich gegen Horrorszenarien aufgrund von Modellrechnungen. Die Sorgen über die Folgen betrafen aus Sicht des Virologen vor allem die Gesellschaft.
Vier Jahre später blicken wir auf massive Schäden für die Gesundheit vieler Menschen und für die Gesellschaft – nicht in Folge des Virus, sondern verursacht durch die Politik, die es angeblich eindämmen und gar stoppen wollte. Dabei hatte Spahn am 2. März 2020 noch die Journalisten und Medien aufgefordert, keine Panik mit Hilfe von Schreckensbildern zu verbreiten.
Die Panikmache machte vor nichts und niemandem Halt (Foto: Tilo Gräser)
Doch genau das geschah – im Zusammenspiel mit der regierenden Politik –, nachdem RKI-Chef Wieler am 17. März 2020 öffentlich das Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung auf «hoch» stellte. Das war die Grundlage für alle folgenden Maßnahmen, von Lockdowns und nicht für möglich gehaltenen Grundrechtseinschränkungen über Kontaktbeschränkungen und Kita- sowie Schulschließungen bis hin zur massiven Impfkampagne sowie Hetze und Hass gegen alle Zweifler und Kritiker.
Politische Vorgaben
Die wurden und werden auch vor Gericht mit Verweis auf die RKI-Aussagen mit ihren Klagen zurückgewiesen. Menschen wurden strafrechtlich verfolgt, wenn sie eventuell eine FFP2-Maske unter freiem Himmel nicht richtig trugen.
Doch die Vorgabe kam von der Politik: Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Vortag die ersten Maßnahmen verkündet. Mit ihrer TV-Ansprache am 18. März 2020 stimmte sie die Gesellschaft ein – die der Politik der Angstmache bis zum Schluss weitgehend widerstandslos folgte.
Zweifel daran gab es frühzeitig durch Experten, von Virologen bis zu Statistikern. Doch Zweifel und Kritik wurden weggewischt aus Angst vor dem vermeintlichen Killervirus und aus Glaube an die vermeintlich objektive und unfehlbare Wissenschaft.
Die wurde angeblich vom RKI vertreten, das mit seinen erst täglichen, später wöchentlichen Lageberichten und Maßnahmenempfehlungen die Richtung vorgab. Dabei wurde übersehen und auch medial kaum dargestellt, dass das vom Tierarzt Wieler geleitete Institut als Behörde dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) untersteht. Das heißt, alles, was das RKI und seine Vertreter öffentlich kundtaten, geschah entweder auf Anweisung aus dem BMG oder erfolgte nach dessen Erlaubnis.
Erschreckende Zeugnisse
Insofern ist das, was nun mit den vom Onlinemagazin Multipolar freigeklagten RKI-Protokollen aus der Zeit von Januar 2020 bis April 2021 bekannt wird, wenig überraschend. Es bleibt erschreckend, was da zutage tritt und alle frühzeitigen Kritiker an der Corona-Politik und am RKI bestätigt: Die fehlenden Datengrundlagen, die gezielte Panikmache, das Weglassen widersprechender Labor- und Forschungsergebnisse – und die Ignoranz gegenüber allen Studien und Analysen, die vor den Folgen gewarnt hatten.
Auch das Magazin Multipolar selbst hatte frühzeitig darauf aufmerksam gemacht, dass die RKI-Begründungen mit den «Fallzahlen» unplausibel und irreführend waren. An dieser Stelle soll nicht auf die vielen Details eingegangen werden, wie das Institut politische Vorgaben umsetzte, die in den Protokollen nachzulesen sind.
Zweifel an den Corona-Maßnahmen wurden auch von der Polizei unterdrückt: Hier in Berlin im April 2020 (Foto: Tilo Gräser)
Die Dokumente, immer noch teilweise geschwärzt, zeigen, «dass für die Risikoeinschätzung und die politischen Entscheidungen rund um den Lockdown wissenschaftlich fundierte Daten keine Rolle spielten», schrieb kürzlich Peter Streiff auf Multipolar. Das RKI hat offiziell eine beratende Funktion. Doch in der Corona-Krise war der gesamte wissenschaftliche Beratungsprozess «erkennbar durch politischen Druck überlagert», wie Paul Schreyer, Herausgeber des Magazins, feststellte.
Er machte in seinem Text zu den Protokollen auf die Interessen und Zusammenhänge im Hintergrund aufmerksam. Über diese hatte Schreyer 2020 bereits das Buch «Chronik einer angekündigten Krise – Wie ein Virus die Welt verändern konnte» veröffentlicht. Nebenbemerkung: Das Buch erschien im Westend Verlag – der es auf seiner Webseite nicht mehr erwähnt und behauptet, Schreyer habe dort sein letztes Buch 2018 veröffentlicht.
Er zeigt in seinem Multipolar-Beitrag anhand der Chronik der Ereignisse, wie bestimmte politische Ereignisse und Aussagen von Politikern und Institutionen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie einflussreichen Personen und Pharma-Lobbyisten wie Bill Gates sich in Aussagen des RKI und seiner Vertreter widerspiegeln. Zugleich zeigt sich in den Protokollen des RKI-Krisenstabes, wie die eigenen Untersuchungsergebnisse, die den politischen und Lobby-Vorgaben widersprachen, verschwiegen wurden. Schreyer schrieb mit Blick auf die ersten Wochen:
«Man blieb im Robert Koch-Institut auf dem Boden der Tatsachen – noch.»
Frühzeitige Warnung
In dem Zusammenhang muss erwähnt werden, worauf der frühzeitige und massiv diffamierte Kritiker der Corona-Politik, der Lungenarzt Wolfgang Wodarg, bereits zu Beginn aufmerksam gemacht hatte. Er hatte am 10. März 2020 noch in der ZDF-Sendung «Frontal 21» erklären können, es sei «nichts Besonderes, dass es jetzt neue Coronaviren gibt». Und:
«Das heißt aber nicht, dass diese Coronaviren gefährlicher sind als andere.»
Vier Jahre später und nach der Löschung des Beitrages aus der ZDF-Mediathek zeigt sich unter anderem auch durch die RKI-Protokolle, dass Wodargs frühzeitige und bis heute auf seiner Webseite zu lesende Mahnung «Viren sind nicht das Problem – bleiben Sie besonnen!» nicht falsch, sondern berechtigt war.
Die Bundesregierung hatte statt auf Besonnenheit massiv auf Angstmache geschaltet (Foto: Tilo Gräser)
Der Mediziner hatte Anfang April 2020 auf eine E-Mail-Antwort vom GrippeWeb-Team aus dem RKI hingewiesen, die dem Autor vorliegt. Das GrippeWeb ist das RKI-Webportal, das akute Atemwegserkrankungen in Deutschland beobachtet und dabei Informationen direkt aus der Bevölkerung verwendet.
In der E-Mail an Wodarg hieß es am 6. April 2020, das Covid-19-Geschehen sei «noch ‹weit unter dem Radar›» und die Zahl der gemeldeten «Fälle» «deutlich unter dem Promillebereich». Die zuständigen RKI-Mitarbeiter rechneten damit, dass wie bei den Atemwegserkrankungen insgesamt durch den nahen Frühling «die Covid-19-Raten auch sinken werden».
Klare Erkenntnisse
Doch das kümmerte die RKI-Spitze und ihre politischen Auftraggeber damals wenig, und die Panikmache nahm erst richtig Fahrt auf. Grundlage dafür war ein Strategie-Papier aus dem Bundesinnenministerium. In dem wurde empfohlen, mit massiver Angstmache durch Schock und Furcht die Bevölkerung in der Bundesrepublik auf den Regierungskurs in der Corona-Krise einzuschwören. Das Ziel: Möglichst vielen Menschen unausgereifte, kaum erprobte gentherapeutische Stoffe per Spritze als vermeintliche Heilsbringer zu verabreichen.
Dem folgte auch das RKI – das an dem Panikpapier beteiligt war – mit der Zeit, wie die Protokolle zeigen. Sie belegen außerdem, dass selbst Warnungen eines verantwortlichen Mitarbeiters des Bundesinnenministeriums vor den massiven gesellschaftlichen Schäden der Corona-Politik ignoriert wurden.
Mit allen Mitteln wurde wider besseren Wissens Angst gemacht, Berlin im November 2020 (Foto: Tilo Gräser)
Stephan Kohn, damals Oberregierungsrat im BMI und zuständig für den Schutz Kritischer Infrastrukturen, hatte im Mai 2020 in einer Analyse festgestellt:
«Bei der Warnung vor SARS-CoV 2 und Covid-19 handele es sich um einen Fehlalarm. Die Schäden durch die Maßnahmen seien größer als die gesundheitlichen Gefahren und Folgen durch das Virus.»
Zudem bescheinigte er dem offiziellen Krisenmanagement von Politik und Behörden gravierende Fehlleistungen in der Corona-Krise. Doch die einzige Folge war, dass Kohn aus dem Dienst entfernt und sein Beamtenverhältnis aufgelöst wurde. Heute bestätigen die reale Entwicklung in der Corona-Krise und deren Folgen, aber auch die RKI-Protokolle, seine Warnungen.
Stephan Kohn im Mai 2021 auf einer Demonstration der Partei DieBasis in Magdeburg (Foto: Tilo Gräser)
Eine Rehabilitation des einstigen BMI-Mitarbeiters ist bis heute nicht in Sicht. Wie auch eine gesellschaftliche, politische und auch rechtliche Aufarbeitung des Corona-Skandals bis heute aussteht. Die dafür Verantwortlichen sind zum Teil noch in Amt und Würden.
Und selbst wenn sie es nicht sind, verweigern sie sich, reden sich mit ihrem angeblichen «Unwissen» von damals raus und versuchen, sich ihrer Verantwortung zu entziehen. Dass sie logen und lügen, zeigen auch die RKI-Protokolle.
Die sind auch eine der Grundlagen, die Rolle der Medien in dem Skandal, der weltweit ganze Gesellschaften und Millionen Menschen schädigte und schädigt, aufzuarbeiten. Die bundesdeutschen etablierten Medien haben dabei von Anfang an in Sachen Aufklärung versagt. Das Ergebnis muss mindestens eine Entschuldigung und Entschädigung aller Betroffenen sein, auch der Diffamierten, Ausgegrenzten und von Berufsverboten Betroffenen.
Der gesundheitliche, psychologische und moralische Schaden lässt sich nicht wiedergutmachen. Notwendig ist eine unabhängige Untersuchungskommission mit weitreichenden Kompetenzen, die auch die freigeklagten RKI-Protokolle als Beweismaterial nutzt.
**********************
Unterstützen Sie uns mit einem individuellen Betrag oder einem Spenden-Abo. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag für unsere journalistische Unabhängigkeit. Wir existieren als Medium nur dank Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Vielen Dank!
Oder kaufen Sie unser Jahrbuch 2023 (mehr Infos hier) mit unseren besten Texten im Webshop:
Kommentare