Das Fest der Musik in Frankreich, die alljährliche Feier der Sommersonnenwende, ist traditionell ein Anlass des Feierns, der Lebensfreude und der kulturellen Vielfalt. Doch was am vergangenen Wochenende geschah, überschattet all das – und stellt uns vor die Frage, was im Zusammenleben der Kulturen schief läuft.
Was als fröhliches Musikfestival begann, endete für mindestens 145 Frauen in Panik und Schmerz. Frauen, die inmitten des Feiertrubels plötzlich das unangenehme Gefühl eines Stichs spürten und von Kreislaufproblemen, Übelkeit und Angst geplagt wurden. Die Täter, wohl ausnahmslos männlich und mit «auffälligem Migrationshintergrund», stachen im Schutz der Menge mit Spritzen auf ihre Opfer ein (siehe hier). In Paris, Metz, Lyon, Rouen und Angoulême wurde die Polizei mit immer neuen Fällen konfrontiert. Mit dem Begriff «auffälliger Migrationshintergrund» ist in Frankreich eine arabische und/oder afrikanische Physiognomie gemeint. Kulturministerin Rachida Dati zeigte sich empört über die Vorfälle:
«Bei jeder Feierlichkeit in Paris eskaliert die Lage! Frauen können nicht mehr feiern, ohne angegriffen zu werden!» schrieb sie auf X.
Die Täterbeschreibung weist also auf eine klare Gemeinsamkeit hin: Die Männer stammten meist aus dem arabischen oder afrikanischen Kulturkreis. Während solche Formulierungen in den meisten europäischen Medien als tabu gelten – eine kurze Recherche zeigt, dass davon in den deutschsprachigen Medien überhaupt nicht die Rede ist (siehe hier, hier, hier, hier und hier) -, drängt sich hier eine unübersehbare Frage auf:
Warum wird ein solches Täterprofil systematisch verschwiegen – und was bedeutet das für unsere Gesellschaft? Einige Medien verbreiteten auch Fake News, um das politisch korrekte Bild nicht zu stören – bei den Opfern handle es sich «überwiegend» um Frauen. Falsch: Es handelte sich ausschließlich um Frauen!
Diese Angriffe, die an die HIV-Spritzen-Attentate der 1980er Jahre erinnern, deuten nicht auf spontane, isolierte Taten hin, sondern auf eine koordinierte, gezielte Attacke, die aus einer frauenfeindlichen Haltung heraus motiviert sein könnte. Es ist bezeichnend, dass in keinem einzigen Fall ein Mann Opfer dieser Angriffe wurde. Dieser Angriff galt nicht dem Individuum, sondern dem Symbol: der selbstbestimmten, freien, westlichen Frau im öffentlichen Raum. Die männlichen Täter stammen aus Milieus, in denen Weiblichkeit und Eigenständigkeit als Provokation empfunden werden.
Die Tatsache, dass diese Angriffe in sozialen Netzwerken wie Telegram und Snapchat organisiert wurden, unterstreicht die gezielte Vorbereitung und Planung. Diese Männer haben sich nicht einfach von einer Laune leiten lassen – sie haben sich miteinander abgesprochen, um gezielt Frauen zu schädigen und einzuschüchtern.
Und hier liegt das Problem: Ein Teil unserer Gesellschaft scheint sich zunehmend in einer Parallelwelt zu bewegen, in der westliche Werte wie Gleichberechtigung und Frauenrechte nicht nur in Frage gestellt, sondern aktiv angegriffen werden. Diese Angriffe sind ein klarer Ausdruck der Spaltung, die unser Zusammenleben prägt. Auf der einen Seite steht die moderne, selbstbestimmte Frau, auf der anderen Seite ein konservatives, archaisches Weltbild, das die Rolle der Frau auf ihre traditionelle Funktion als untergeordnete, schwache Figur reduziert.
Die repressive Sichtweise auf die Frau und die Herabwürdigung ihrer Rolle in der Gesellschaft sind nicht nur unvereinbar mit den Grundwerten der westlichen Freiheit, sie stellen auch eine Bedrohung für die öffentliche Sicherheit dar. Denn was als harmloses Festival begann, könnte sich, wenn wir nicht entschlossen handeln, zu einem Ritual der Einschüchterung und Gewalt entwickeln. Wenn der Staat in dieser Angelegenheit weiter zögert und die Medien schweigen, tragen wir die Verantwortung, diese Entwicklungen nicht nur zu thematisieren, sondern auch entschieden entgegenzuwirken.
In den Medien steht, die Täterschaft sei unbekannt und das Motiv auch. Wenn im gleichen Atemzug erwähnt wird, dass es einige Verhaftungen gegeben habe, dann ist die Täterschaft wohl nicht gänzlich unbekannt – offenbar sind auch polizeibekannte Männer dabei. Auch das Motiv scheint mir allzu klar – wenn man es nicht tabuisieren würde aus Furcht davor, den Bereich der politischen Korrektheit zu verlassen.
Die Spritzenangriffe auf der Fête de la Musique sind kein isoliertes Phänomen, sondern ein Warnsignal für die immer tiefer werdende Kluft zwischen verschiedenen Weltbildern. Sie sind ein Angriff auf die Werte der Freiheit, der Selbstbestimmung und des Respekts. Wir müssen als Gesellschaft endlich die Augen öffnen und die Ursachen dieser Taten ansprechen – um den Weg für eine Zukunft zu ebnen, in der solche Angriffe nicht länger Realität sind.
Ich schreibe diesen Text, weil ich das meiner Tochter im Jugendalter, die ihr Leben vor sich hat, schuldig bin. Sie ist besorgt.