Zusammen mit dem ehemaligen US-Offizier Scott Ritter ist der pensionierte US-Oberst Douglas Macgregor eine der wenigen aus militärischen Kreisen in den USA, die sich kritisch äussern zu den gegenwärtigen Kriegen. Er ist auch ein regelmässiger Gast im Podcast «Judging Freedom» des Ex-Richters Andrew Napolitano.
Im neusten Interview mit Napolitano erörtert Macgregor die aktuelle Lage im Nahen Osten sowie die Ziele von Premierminister Netanjahu. Seiner Meinung nach ist es unwahrscheinlich, dass diese Ziele, darunter die Auslöschung der Hamas und die Rückgabe der Geiseln, erreicht werden können. Er ist der Ansicht, dass Israels Schwerpunkt auf der Vertreibung oder Tötung der Bevölkerung im Gazastreifen liege.
Macgregor unterstreicht das Ziel des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, das gesamte Land «vom Fluss bis zum Meer» zu kontrollieren. Er verweist auch auf die grosse Unterstützung, die dieser dafür in der israelischen Bevölkerung habe. Macgregor erklärt:
«Er [Netanjahu], und offen gesagt die meisten Israelis, setzen die endgültige Entfernung aller Araber, die derzeit in dem Gebiet leben, das sie als Gross-Israel betrachten, also vom Meer bis zum Jordan, mit ihrer langfristigen Sicherheit und ihrem Überleben gleich.»
Der Oberst a.D. beanstandet zudem die Irrelevanz des Internationalen Gerichtshofs für die USA und den fehlenden Widerstand Washingtons gegen Israels Vorgehen. Er verweist allerdings auch auf den grossen Widerstand unter der US-Bevölkerung. Dieser würde sich jedoch auch gegen die Ziele der Hamas und anderer gleichgesinnter Organisationen richten, die den Nahen Osten von den Juden befreien wollten. Macgregor weiter:
«Ich würde den [US-]Präsidenten einfach auffordern, die Amerikaner nicht zusammen mit all seinen Kollegen, die alle enorm von dem Geld profitiert haben, das von der Lobby und Israels Agenten in den Vereinigten Staaten in ihre Organisationen geflossen ist, länger anzulügen und ihnen einfach zu sagen: Wenn ihr darauf beharren wollt, dann müsst ihr es alleine tun, wir werden es nicht unterstützen.»
Macgregor rät seinem Präsidenten Joe Biden also, die Truppen aus der Region abzuziehen und die Unterstützung der USA für das Vorgehen Israels zu überdenken. In diesem Zusammenhang warnt der Oberst a.D. vor dem Potenzial eines regionalen Krieges und der Wut und Konfliktbereitschaft unter muslimischen Arabern und Türken:
«Dies wird sehr schnell regional und, ich würde sagen, halbwegs global werden.»
Damit geht Macgregor auf die Folgen eines US-Angriffs auf den Iran und auf die mögliche Beteiligung Russlands und Chinas ein. Dazu gehört die Schliessung strategischer Wasserwege. Er macht klar:
«Ich denke, wir [die USA] werden einen hohen Preis zahlen. Iran hat ein enormes Arsenal an Raketen. (...) Tausende sehr präzise und sehr zerstörerische Kurzstrecken- und Mittelstreckenraketen sowie taktische ballistische Raketen. Sie haben Marschflugkörper, Technologie und eine unendliche Anzahl von Drohnen.»
Ein solcher Krieg könnte sogar die USA selbst erreichen, meint der Oberst a.D.:
«Die Hisbollah verfügt über umfangreiche Einrichtungen und Gruppen in Mexiko, ebenso wie Islamisten, die sunnitische Muslime sind. Wir wissen nicht einmal, wer tatsächlich in die Vereinigten Staaten eingereist ist.»
Zum Schluss weist Macgregor auf die Gefahr hin, dass Israel mit einem Atomangriff reagieren könnte, was katastrophale Folgen haben würde.
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