«Transition News»: Sie sind seit fast 20 Jahren Jobcoach. Gemeinsam mit Ihrem Team betreuen Sie pro Jahr rund 300 Klienten an vier Standorten in Deutschland. Was macht eigentlich ein Jobcoach? Warum kommen Menschen zu Ihnen?
Ines Dietrich: Ich mache das jetzt seit 2005. Ob Jobcoach, Business-Coach oder Life-Coach – letztendlich geht es immer darum, Menschen zu begleiten, um eine Lösung zu finden, die sie schon in sich tragen. Das ist der große Unterschied zur Tätigkeit eines Beraters, der aus einer Vogelperspektive auf Dinge schaut und mit seiner Kompetenz bei fachlichen Themen hilft, wie zum Beispiel Existenzgründung.
Ein Coach ist mehr an der Seele und am Kern des Menschen dran – am Potenzial – und unterstützt dabei, Dinge zu sehen, die man vorher nicht gesehen hat.
Menschen werden im wahrsten Sinne des Wortes nicht in ihrem Potenzial abgeholt – schon in der Schule nicht. Und danach geht es im Schweinsgalopp in die nächste Runde, in die Ausbildung oder ins Studium. Wahnsinnig viele Dinge bleiben auf der Strecke, so vieles bleibt unklar. Und das führt dazu, dass wir oft ein Leben führen, das wir eigentlich so nicht führen möchten. Es kommt zur Unzufriedenheit und man tut Dinge, die man nicht tun möchte. Beruflich. Privat. Das gesamte Lebenskonzept ist irgendwie, wie die Klienten oft sagen, als wenn es nicht ihres ist.
Und das führt die Menschen dazu, dass sie entweder krank werden oder permanent und subtil nach dem suchen, was sie ausmacht. Diese Suche, die hört ein Leben lang nicht auf. Und in der Konsequenz führt dies zu Brüchen im Leben - zu Krankheiten, zu Momenten, wo sie sagen, den Weg möchte ich so nicht mehr weitergehen.
Und das geschieht in jedem Alter, das fängt im Grunde in der Schule an, geht im Studium weiter, dass dann zähneknirschend durchgezogen oder abgebrochen wird. Es setzt sich fort, wenn sie im beruflichen Kontext sind oder wenn sie vor den Inhalten ihres Lebens stehen und sagen: War es das? Immer spielt dieser abgespaltene Teil eine Rolle. Da fehlt irgendwas. Da ist irgendwas. Noch nicht erkannt und noch nicht gesehen. Und noch nicht umgesetzt.
Wie sind ihre Klienten mit dem Irrsinn umgegangen, den Arbeitgeber im Namen von Corona durchsetzten? Manche sprechen von einem neuen «Radikalenerlass», wie 1972 als die BRD im öffentlichen Dienst ein Berufsverbot für Kommunisten erlassen hatte. Betrifft es diesmal «nur» medizinische Berufe?
Also eigentlich war Corona ein Wirkverstärker. Gerade im Gesundheitswesen waren die Belastungsmomente vorher schon vorhanden und wurden zum Beispiel durch diese Impfpflicht noch zusätzlich strapaziert.
Auch in anderen Berufen, in Büroberufen, wie Rechtsanwaltskanzleien, in den Schulen – in allen Berufsgruppen fand im Namen von Corona Mobbing statt. Die Menschen wurden im Prinzip ausgesondert. Das hat zusätzlich zu einer unheimlich hohen Belastung geführt und auch zu Entlassungen – vor allem im Gesundheitswesen.
Und viele Lehrer, die zu uns gekommen sind, konnten es nicht mehr ertragen. Die lieben ihren Beruf – aber die Maßnahmen haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Die sind weinend hier gesessen und haben gesagt: «Ich kann den Kindern im Moment, in diesem Zustand nicht mehr helfen.» Die Lehrer waren sowieso schon am Limit und das hat alles deutlich verstärkt. Also nach zwei Jahren Masken und Tests war es für sie nicht mehr auszuhalten. Und die mussten sich dann in irgendeiner Form aus dem Arbeitsverhältnis rausbewegen, ohne sich selbst zu schaden. Denn einzelne Mitarbeiter am Arbeitsamt meinten, jeder hätte sich impfen lassen können und deshalb gäbe es keinen Anspruch auf Leistung.
Und all das hat natürlich zu sehr chaotischen, zu sehr kritischen Situationen geführt. Die Menschen kamen ratsuchend ins Coaching und in diesen Fällen kam ein psychisches Moment dazu, das tatsächlich nicht zu unterschätzen ist. In allen Altersgruppen. Bei den Jüngeren und bei Studenten, da war der Druck besonders hoch.
Noch eine Gruppe traf es hart. Das waren Künstler und Freischaffende, die praktisch keine Auftritte mehr hatten. Die sind von jetzt auf gleich ins Bodenlose gefallen. Die brauchten erst mal einen Ort, wo sie hingehen konnten und wo sie verstanden wurden.
Ich nehme an, es sprach sich herum, dass Menschen bei Ihnen Gesicht zeigen können?
Also hier ist auch mal jemand schnaufend mit der Maske wieder rausmarschiert, weil ich eben keine Maske getragen habe. Es gab auch solche Momente, aber selten. Eher waren die Menschen dankbar und froh. Dass es ihnen überhaupt erst mal möglich war, ihre Nöte zu beschreiben, die ich in dem Moment aktiv nicht lösen konnte. Ich wäre am liebsten natürlich hingegangen, hätte gesagt, Leute, so geht es nicht. Aber das ist ja Quatsch, das funktionierte so nicht.
Erst wird beruhigt und entspannt und geguckt, dass der Mensch wieder bei sich ist und überhaupt einen klaren Blick nach vorne haben kann. Und dann wurde ein Plan entwickelt und nach Alternativen geforscht. Im Berufsfeld war in dem Fall nichts mehr zu wollen. Das hieß dann, raus aus dem Lehrer- oder dem Gesundheitsberuf. Wohin? Das ist der zweite Schritt oder der zweite Teil der Arbeit eines Coaches. Als nächstes wird daran gearbeitet, wo es beruflich hingehen kann.
Die Manipulation und Polarisierung gingen so weit, dass Menschen nicht nur ihre Grundrechte aufgaben, sondern auch jahrelange Freundschaften und Familienbande aufkündigten. Viele Arbeitgeber trennten sich auf menschenverachtende Art und Weise von langjährigen Mitarbeitern. Was macht das mit den Menschen?
Seit Jahren gepflegte Beziehungen zu Kollegen und Chefs wurden schlagartig unterbrochen. Chefs schrieben Mitarbeitern: «Unser Vertrauensverhältnis ist hiermit beendet. Du lässt dich nicht impfen und damit ist auch unser Arbeitsverhältnis beendet.»
Es gab eine ganz klare Abgrenzung, eine menschliche Kündigung zwischen Chef und Mitarbeiter oder auch zwischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Da wurden Menschen in Extraräume gesetzt, weil sie nicht mit Maske und Impfung kamen oder auch nur ohne Impfung. Es gab viele Varianten, alles ganz schwere Verletzungen des Zwischenmenschlichen.
Eine Anwaltskanzlei zwang eine Mitarbeiterin dazu, sich morgens vor den Augen der anderen zu testen, weil sie keinen Impfnachweis hatte. Einige meiner Klienten, die keine Maske tragen konnten, wurden in Extraräume gesetzt. Das ging so weit, das weiß ich aus den Gesprächen, dass eine Besenkammer ausgeräumt und dort ein Arbeitsplatz eingerichtet wurde.
Oder eine Lehrerin beispielsweise, musste im Lehrerzimmer am sogenannten Katzentisch Platz nehmen, wo nur Ungeimpfte saßen, die auch dementsprechend behandelt, also nicht ins Gespräch einbezogen und ausgegrenzt wurden.
Eine Künstlerin, mit der ich gearbeitet habe, ist schwerhörig und hat ein Hörgerät und kann deshalb keine Maske tragen. Sie fotografiert zum Beispiel Hochzeiten. Sie hatte riesengroße Probleme in der Kommunikation, im Austausch und Gesprächen. Es war für sie der Horror. Sie hat sehr viele Aufträge verloren, wurde auf offener Straße oder in der Straßenbahn verbal angegriffen und kam in eine Notlage.
Das löst bei Menschen wirklich schwerwiegende Situationen aus. Die kommen in eine Isolation, mit der sie nur ganz schwer umgehen können. Je nach Typ verarbeiten das die Menschen unterschiedlich, aber das sind traumatische Situationen, die anhaltende Störungen zur Folge haben können.
Eine junge Klientin, die zum Beispiel aus einem Steuerbüro raus ist, hatte dort schon ihre Ausbildung gemacht und über zehn Jahre für das Unternehmen gearbeitet. Jetzt hat sie ständig Angst, dass hinter ihrem Rücken über sie geredet wird. Sie hat psychische Probleme davongetragen.
Es gibt so viele gute Leute, die rausgemobbt wurden. Es scheint, dass Arbeitgeber nach ähnlichen Mustern vorgingen, hatten die alle dasselbe Schreiben erhalten?
In kirchlichen Einrichtungen war das so oder hier im Opernhaus. Da wurde von oberster Stelle darauf hingewiesen, dass man mit Kollegen, die sich nicht an die Regeln halten, nicht arbeiten möchte. Es könnte sein, dass von den Kammern ähnliche Empfehlungen kamen.
Aber es liegt auch an dieser Lust oder einer inneren Genugtuung, seinen Frust rauszulassen – eben an den Menschen, die sich anders verhalten. Da kommt eine grundsätzliche Unzufriedenheit zum Ausdruck.
Und es geht ja munter weiter. War das nicht vor kurzem die Diakonie, die meinte, wer die AfD wählt, ist nicht erwünscht?
Alle reden von Fachkräftemangel. Wie kann es sein, dass die Mitarbeiter, die sich engagieren, kritisch denken, Dinge hinterfragen, rausgeekelt werden? Genau solche Leute werden doch in Unternehmen gebraucht.
Es gibt sie, die andersdenkenden Arbeitgeber. Die wiederum befürchteten, aus den übergeordneten Berufsverbänden Kritik zu ernten, Aufträge nicht zu bekommen. So entschieden sie sich, in die Anpassung zu gehen. Es ist ein auf Angst und Vorbehalten basierendes System.
Da gibt es eine Komponente, die auch oft bei Bewerbungen zum Vorschein kommt: Wie gehen Firmen mit ihren Mitarbeitern um? Wo ist Mitarbeiterzufriedenheit echt, und wo misst man sie auch mit echten Kriterien? Wo gibt es wirklichen Zusammenhalt? Also ich glaube, dass wir da in einer sehr oberflächlich gehandhabten Thematik unterwegs sind.
Sie arbeiten auch eng mit Unternehmen zusammen. Wie läuft das?
Das ist ein mühseliges Geschäft. Wenn Menschen aus dem Coaching kommen und eine Vorstellung davon haben, wo sie hinwollen und was sie gerne machen möchten, merkt man erst, wie schwierig es sein kann, Eingang in die Personalabteilung zu finden – überhaupt einen Kontakt herzustellen – und dann auch ein wirklich niveauvolles Bewerbungsverfahren zu erleben.
Es liegt häufig schon an der Stellenbeschreibung. Ich bin ja nicht im Restaurant und bestelle das Menü Nummer 25, sondern ich habe es mit Menschen zu tun.
Ich bin mit Unternehmern im Gespräch, um bessere Bedingungen für die Neueinstellung von offenen, kreativen, selbstbefreiten Menschen zu schaffen. Es geht darum, Firmen Anregungen zu geben, mit diesen selbstdenkenden Menschen besser klarzukommen.
Wie können Unternehmer und die von Ihnen eben erwähnten selbstdenkenden Mitarbeiter zusammenfinden? Was wäre ein menschliches Bewerbungsverfahren?
Das Verfahren sollte flexibler und persönlicher gestaltet sein. Damit gute Gespräche stattfinden können, und man sich den Menschen anguckt und in der Lage ist, in einen echten Kontakt zu kommen – zwischen Unternehmen und Bewerber.
Stattdessen sind diese Verfahren sehr technisch und sehr abstrakt. Der Faktor Mensch bleibt oft außen vor. Auch Stellenportale sind eigentlich immer nach demselben Prinzip aufgestellt, der Mensch wird kaum berücksichtigt. Und auch die Verfahren, die dahinterliegen, sind technisch. Der Mensch wird eine Stelle, die zu besetzen ist.
In den meisten Fällen ist der finanzielle Druck so hoch, dass Firmen einfach nur mit 1.000 Euro mehr winken müssen. Oder die IT-Branche, wo viele lieber hingehen, um erst mal Geld zu verdienen.
Dagegen die Altenpflege: Es ist nicht so, dass die Menschen nicht mit Alten arbeiten wollen, sondern die Umgebung, in der sich das abspielt, die ist toxisch.
Eine junge Frau saß neulich hier. Sie war an der Montessori-Schule, sie hat sich aufs Leben vorbereitet. Sie macht eine Ausbildung in der Pflege. Das ist ja auch symptomatisch: Menschen wollen etwas Gutes tun und kommen dann in eine Umgebung, wo sie einen Schlag ins Gesicht kriegen. Diese junge Frau vermisst Dankbarkeit, ein Miteinander, ein Austauschen, ein Vorwärtskommen. Sie will einbezogen sein. Aber sie sagt, sie spürt die Kollegen nicht. Sie fühlt sich wie im luftleeren Raum. Das ist natürlich auch dem Fachkräftemangel oder überhaupt dem Arbeitskräftemangel geschuldet. Dass im Gesundheitswesen die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund steht, hat Einfluss auf die Arbeitsatmosphäre.
Und das merkt man im Grunde überall. Auch in den Schulen. Da hat Corona tatsächlich richtig reingehauen. Da hat es die Teams gespalten, das ist bis heute so. Da ist nachhaltig Schaden angerichtet worden.
Wenn manche meinen, die junge Generation wolle nicht mehr arbeiten, habe keine Leistungsbereitschaft: Das stimmt einfach nicht.
Diese junge Frau zum Beispiel braucht etwas, wo sie mit ihrer Seele sein möchte, eine Umgebung, wo es diesen Menschen, die sie betreut, gut geht. Und für mich ist es eine sehr schöne Aufgabe, mich nach solchen Betrieben umzusehen.
Unternehmen, die menschlich wirtschaften, sind in der Minderzahl. Ich halte immer die Augen nach Arbeitgebern offen, die ich den Menschen empfehlen kann. Ein Coaching führt ja am Ende auch dahin, wo die Menschen sich gut fühlen.
Können Sie einige Beispiele geben, welche neuen Wege Ihre Klienten gefunden haben?
Viele machen sich selbstständig, und versuchen es in eigener Regie. Andere suchen Anschluss, und deswegen bin ich zum Beispiel mit einem Pflegebauernhof in Kontakt.
Mehrere Klienten sind ins Ausland gegangen. Ein Klient ist mit seiner Frau und Familie nach Spanien gegangen. Er war hier mit Leidenschaft Erzieher. Er möchte Jugendlichen helfen und wird in Spanien Projekte machen und mit jungen Männern, mit Familien, mit Vätern arbeiten.
Eine Klientin, die im Pflegebereich ist, ging in die Schweiz. Sie hat auch eine ziemlich gruselige Ghosting-Erfahrung hinter sich. Ghosting heißt, man wird ignoriert und isoliert, das Team sagt, «du bist hier der Außenseiter, geh weg». Dazu zählt, Kollegen in eine Kammer oder an einen anderen Tisch zu setzen. Was ja bedeutet: «Du sitzt an der Seite, und wir sehen dich nicht mehr.»
Die Lehrerin, die das erleben musste, hat sich selbstständig gemacht, geht jetzt in den Aufbau einer freien Schule. Sie ist nicht mehr die Allerjüngste und war wirklich am Rande ihrer psychischen Belastbarkeit angekommen.
Ein weiterer Klient, er war ein hoher Polizeibeamter, hat sich einen Hof gekauft und kombiniert seine Imkerei und eine pädagogische Ausbildung.
Ist es überhaupt möglich beziehungsweise gesund nach diesen Enttäuschungen und Traumatisierungen, wieder zurück ins alte System zu gehen?
Im Grunde kann man alles. Wenn ich auswerte und reflektiere, was passiert ist, und wieder hingehe, dann bin ich ja jemand anders. Ich habe mich damit auseinandergesetzt, und die Frage ist:
Wie gehe ich jetzt damit um? Was glaube ich, wo meine Aufgabe ist? Werde ich genau wieder an dieselbe Stelle gesetzt und funktioniere genau wie das Zahnrädchen, das vorher schon funktioniert hat? Oder gibt es jetzt Veränderungen? Habe ich jetzt andere Vorstellungen von meiner Arbeit, im Umgang? Setze ich anders Grenzen? Setze ich andere Maßstäbe?
Und das will gut überlegt und gut vorbereitet sein. Auch hier kann ein Coaching nützlich sein, um mit jemandem zu besprechen, wie sich die Position verändern, wie man in diesem Kreis wirksam sein kann, ohne selber Schaden zu nehmen. Das hat etwas mit Selbstwert zu tun, mit Selbstwahrnehmung und auch mit Zielen, die vielleicht anders sind als die, die man noch vor ein oder zwei Jahren hatte.
Man kann sich auch einen Zwischenschritt setzen, es noch mal probieren, einfach gucken, wie sich das anfühlt. Aber sich schon von vornherein die Option offenhalten, «Stopp» zu sagen und Plan B aus der Tasche zu ziehen.
Die Alternative wäre wohl, es gleich ganz selbst zu machen und seine eigenen Rahmenbedingungen aufzubauen?
Die Frage stellen sich viele. Da gucke ich immer genau hin: Was ist meinen Klienten wichtig. Was ist für ihn oder sie wirklich entscheidend, um in Zukunft tätig sein zu können? Jeder hat ein Grundinteresse, eine Grundintention. Das, was man gut kann und gerne macht, weiter an die Menschen zu geben, ist ja total wichtig. Aber in welcher Position und in wessen Dienst. Und da kommen ganz neue Mischungen raus, bei denen das Gehalt und das Drumherum gar nicht mehr so entscheidend ist.
Also wir haben ja auch Menschen hier, die haben ein Spitzengehalt, davon träume ich. Die sagen, ich kann nicht mehr in diesem Bereich arbeiten, ich brauche etwas anderes. Und dann geht man dem auf den Grund und sagt, was ist im Kern in dir drin wichtig, was muss bleiben und was darf sich verändern, und wo ist diese Umgebung?
Wenn jemand analytische Fähigkeiten hat oder aus dem Bankenwesen kommt, dann kann man sagen, was möchtest du aufbauen, was möchtest du mit deinem Wissen unterstützen, und wo ist die Umgebung, in der du dich wohlfühlst. Vielleicht ist es jetzt an der Reihe, große Projekte zu planen, die in einem ganz anderen Kontext liegen, vielleicht im Ausland. Wir haben in Zypern ein Projekt, wo es um den Aufbau von Firmen geht. Unternehmer, die hier das Handtuch werfen und dort in der Freihandelszone sich verwirklichen möchten. Das sind Abenteurer und Visionäre, die da unterwegs sind. Und es ist wichtig, dass man dieses Abenteuer-Gen in sich entdeckt und sagt: «Jetzt geht noch mal richtig was Neues los.»
Sie meinen, diese freigewordene Energie, dieses Momentum zu nutzen und trotz allem das Beste daraus zu machen?
Ich meine, bei sich selbst noch mal auf die Suche zu gehen. Alles hinter sich zu lassen und in eine Richtung weiterzugehen, die man bisher noch nicht vermutet hat. Endlich das zu befreien, was an Kraft da ist. Und zu sagen: Jetzt mache ich endlich mein Ding.
Viele haben diese Ent – Bindestrich – Täuschung erfahren. Und diese Täuschung, die verkraften die Menschen nicht so schnell, aber sie macht sie bereit für was Neues. Und sie gibt ihnen die Möglichkeit, noch mal an Themen zu arbeiten, die vorher überhaupt nicht relevant gewesen wären. Ja, mein Gott, da ist mal ein Kollege nicht nett und so, aber dieser Kollege ist plötzlich derjenige, oder diese Menschen sind plötzlich diejenigen, die diese Verbrechen, diesen Verrat mit unterstützt haben. Und das gibt die Kraft und gibt auch die Möglichkeit, jetzt alles einzusammeln, was man an Proviant bei sich hat. Und zu sehen, was man daraus machen kann. Wie weit? Wo ist die Richtung? Habe ich einen Weg und brauche ich Unterstützung.
Bei all dem Mist, der passiert ist, ist was ganz Positives dabei. Viele sind erst darauf gekommen: «Moment mal, wo war ich denn hier die ganze Zeit? Was ist denn hier los? Mit welchen Menschen habe ich es denn hier zu tun gehabt? In welchem System war ich denn unterwegs?» Und korrigieren, sind kritischer, gucken genauer hin, nehmen sich viel ernster.
Das hat ganz viel mit Selbstwert zu tun. Wenn ich in mir weiß, wer und was ich wert bin, dann kann mir jemand von außen sicherlich einiges erzählen. Und dann sage ich: Warte mal kurz, ich setze keine Maske auf – auch in Zukunft nicht. Und auch das, was da kommt, überprüfe ich ganz anders. Also es fordert uns als Menschen enorm heraus, und das ist eine riesengroße Chance und die sollten viel mehr Menschen nutzen. Und das Arbeitsverhältnis, in dem sie sich noch befinden, hinterfragen und nicht einfach akzeptieren.
Das würde bedeuten, die innere Kündigung, nach außen zu lassen und sich zu befreien?
Wir müssen beizeiten auf uns achten, den Signalen Raum geben, wenn wir merken, dass da was nicht stimmt, dass da was nicht in Ordnung ist. Manchmal reicht ein kleiner Impuls. Wenn man zu lange wartet und die innere Kündigung, das Ausknipsen, schon da ist, heißt das, man ist in einer Notsituation. Da hat man schon sehr, sehr viele Signale übersehen.
Häufig frage ich meine Klienten, wie oft sie diesen Gedanken schon hatten. Und als Antwort höre ich dann: «Na, das geht schon lange.» Und was haben Sie gemacht? «Na ja, ich habe immer gedacht ...» Dann hatten sie den ersten Herzinfarkt, dann den zweiten und so weiter.
Unsere Gesundheit zeigt uns ganz deutlich, was falsch läuft. Wir kriegen ganz viele Signale von außen oder von innen, die zeigen: «Hier stimmt doch was nicht.» Und da gilt es loszugehen. Was einem im Leben wichtig ist, ist nicht daran gebunden, wann und wie und warum ich es mache, sondern dass ich’s mache. Immer wieder gucken, immer wieder nachfragen, immer wieder in sich reinhorchen.
Auch viele Polizeibeamte oder verbeamtete Lehrer sagen, sie hätten beim Corona-Regime die Füße still gehalten und mitgemacht, weil sie sonst suspendiert beziehungsweise ihre Rente verlieren würden, sie haben innerlich gekündigt und halten nur noch aus.
Zu welchem Preis! Die meisten haben gar nichts mehr von ihrer Rente. Die sind so kaputt und so zerstört. Unser System ist doch nicht aus Stahl. Wir sind aus Fleisch und Blut und unsere Seele leidet. Wir werden von solchen Ereignissen traumatisiert. Wir missbrauchen uns selbst und unser Selbstwert sinkt.
Viele Menschen halten viel zu lange in dem Kontext aus, in dem sie schon lange nicht mehr zufrieden sind, weil auch die Gatter so eng gesteckt sind, dass da wenig Bewegungsspielraum möglich ist. Das, was unser Körper braucht, darauf achten wir, nehmen Zink, Magnesium und sonst was. Aber für unsere Seele sorgen wir so schlecht, weil wir darauf getrimmt sind, aushalten zu müssen. All diese Glaubenssätze, die wir mit auf den Weg bekommen haben: «Das Leben ist kein Ponyhof.» «Jetzt reiß dich doch mal zusammen.» «Man muss auch mal die Zähne zusammenbeißen.» Das sind diese Antreiber, die wir in uns haben, und über die wir uns im Coaching ganz viele Gedanken machen.
Aber sind das nicht alles berechtigte Einwände: die Zahlungen, die Karriere, das Ansehen ... Welche Wege stehen denn wirklich offen?
Klar, man riskiert unter Umständen dies oder jenes. Aber was steht dem gegenüber und was könnte da noch für eine Alternative sein? Auf diese Ideen erst mal zu kommen und sich überhaupt darüber Gedanken zu machen, das wäre schon ein Riesenerfolg.
Zum Coaching gehört auch zu sehen, worauf meine Klienten achten müssen. Da heißt es vorsichtig zu sein, was sie wem erzählen, damit sie weiterhin ihre Brötchen bezahlen können. Das System ist brutal, um es mal so pauschal zu sagen. Da gibt es von jetzt auf gleich eine Sperre und dann war es das. Man darf nicht selber kündigen, auch wenn man gesundheitlich am Rande des Zusammenbruchs ist – durch beispielsweise Mobbingsituationen oder weil man sich der Impfung entzogen hat.
Die Verantwortlichen wollen nicht wahrnehmen, dass im System etwas nicht in Ordnung sein könnte. Es wird ganz vehement darauf geachtet, dass nichts darauf hindeutet. Die Behörden wollen nichts falsch gemacht haben, die tun so, als liefe alles grandios.
Meine Pension, mein Ansehen, mein dies und das – das sind alles Kopfgeburten, die meisten sind im Kopf. Und wenn ich dann sage:
«Wie fühlt sich das an, wenn Sie Ihre Wünsche und Träume wahrnehmen?»
Einfach mal gucken, einfach mal fühlen. Das sind nur Impulse. Wir setzen hier keine Hirngespinste um. Aber wir lassen schon die Kuh mal fliegen, indem wir sagen, was wäre möglich, wenn sich etwas ändern würde? Und wenn es nur ganz wenig wäre. Auf der Skala von null bis fünf darf es auch die Zwei sein. Aber erst mal wahrnehmen, reinspüren, fühlen, was auf die Art frei wird an Energie.
Alter Schwede, da wäre die Welt eine andere, wenn alle so auf sich achten würden. Das ist auch eine persönliche Frage. Kann man wieder zu sich kommen? Was kostet es mich? Man kann alles!
Das Interview führte Sophia-Maria Antonulas.
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