Ist dieser Prozess der Wendepunkt in der Aufarbeitung der Corona-Zeit in der Schweiz? Das fragt der Zürcher Rechtsanwalt Philipp Kruse, der den Prozess vor Ort verfolgte und auf seinem Telegramkanal darüber berichtete. Die Lokalmedien informierten kurz und neutral (siehe hier und hier). Ursprünglich war die Verhandlung gegen Andreas Heisler, dem vorgeworfen wird, falsche Maskenatteste ausgestellt zu haben, in einem kleineren Rahmen geplant, doch der außergewöhnlich hohe Zuschauerandrang führte zu einer Verlegung ins Kulturzentrum Braui. Schätzungsweise 500 Menschen verfolgten die Verhandlung. Wir haben schon hier darüber berichtet.
Die Verteidigung lag in den Händen von Gerald Brei, dessen Plädoyer während des Prozesses als ein Meisterwerk juristischer Rhetorik und Klarheit wahrgenommen wurde. Der Vortrag wurde von den Anwesenden mit starkem Applaus gewürdigt, was die Atmosphäre auflockerte und die Stimmung im Raum positiv beeinflusste.
Besonders beeindruckend war der Schlussteil der Verhandlung. Andreas Heisler sprach seine letzten Worte nicht nur mit großem fachlichem Wissen, sondern auch mit einer tiefen Menschlichkeit, die das Publikum sichtbar bewegte. Seine Worte berührten die Anwesenden derart, dass es nach Beendigung seiner Rede zu Standing Ovations kam. Mehrere Minuten lang erhob sich das gesamte Publikum, applaudierte lautstark und rief «Bravo».
Eine weitere bemerkenswerte Tatsache war die friedliche und würdevolle Atmosphäre, die während der gesamten Verhandlung herrschte. Trotz der großen Anzahl an Zuschauern hatte die Justiz bemerkenswerterweise komplett auf Polizei und Sicherheitspersonal verzichtet.
Die Veranstaltung verlief harmonisch und erinnerte eher an einen friedlichen Gottesdienst auf dem Lande als an eine Gerichtsverhandlung, wie Kruse schrieb. Für viele der Anwesenden, sowohl für die Beobachter als auch für die beteiligten Juristen, war dies ein eindrucksvolles und emotionales Erlebnis.
Das Urteil selbst wurde heute nicht verkündet. Stattdessen wird Heisler zu einem späteren Zeitpunkt schriftlich über das Ergebnis des Prozesses informiert werden. Dieses Vorgehen mag für viele wenig überraschend sein, doch es lässt Raum für Spekulationen. Angesichts der präzisen und überzeugenden Darstellungen der Sach- und Beweislage, die von Heisler und Brei dargelegt wurden, scheint ein Schuldspruch schwer vorstellbar.
Für viele Beobachter war dieser Tag mehr als nur eine Gerichtsverhandlung. Es war ein Moment, der die Möglichkeit bietet, die Ereignisse und Entscheidungen der Corona-Zeit kritisch zu hinterfragen und aufzuarbeiten und möglicherweise sogar einen Anstoß zu längst überfälligen Diskussionen und Veränderungen zu geben.
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