Virtual Private Networks (VPN) sind jetzt auch im Visier der staatlichen Überwachungs-Fanatiker. Diese geschützten Netzwerkverbindungen, die den Datenaustausch verschlüsseln und die Identität der Nutzer verschleiern, sind ein weiteres Ziel im Kampf der «Eliten» gegen die Privatsphäre der Menschen im digitalen Raum.
Die Regierungen hätten dem anonymen Internet den Krieg erklärt, schreibt der Nachrichten-Blog Gizmodo. Dabei sind die Argumente für die Einschränkung der bürgerlichen Freiheitsrechte immer wieder dieselben. Der Schutz von Minderjährigen vor «schädlichen» Inhalten wird aktuell gerne vorgebracht, um eine als Alterskontrolle deklarierte Identifizierung der Benutzer zu fordern.
In Großbritannien hat die Kinderbeauftragte der Regierung, Rachel de Souza, am Dienstag strengere Regeln gefordert, um Kinder davon abzuhalten, VPNs zu verwenden. Diese Technologie ermögliche es Minderjährigen, die neuen Altersüberprüfungsregeln des Online Safety Act zu umgehen und so Zugriff auf pornografische Inhalte zu erlangen. In einem Interview mit der BBC sagte de Souza:
«Natürlich brauchen wir eine Altersüberprüfung bei VPNs – das ist definitiv eine Gesetzeslücke, die geschlossen werden muss, und das ist eine meiner wichtigsten Empfehlungen.»
In einem neuen Bericht argumentiert die Kinderbeauftragte, diese Maßnahme würde dazu beitragen, Minderjährige von Pornografie fernzuhalten. Konkret empfiehlt sie eine entsprechende Erweiterung der gerade im Juli in Kraft getretenen neuen Vorschriften des Online Safety Act.
Dieses Gesetz – böse Zungen nennen es das britische Zensurgesetz – erhöht den rechtlichen Druck auf Online-Dienste, eine Vielzahl von «illegalen oder schädlichen» Inhalten zu unterdrücken. Es betrifft auch Anbieter von Pornografie, die nun eine «hoch effektive Sicherstellung des Alters» (Highly Effective Age Assurance, HEAA) implementieren müssen.
Es gebe keine Pläne, VPNs zu verbieten, habe ein Regierungssprecher gegenüber der BBC betont. Dies seien legale Instrumente für Erwachsene. Die Empfehlungen de Souzas reichten sicher nicht aus, um ein Verbot zu fordern, schreibt Reclaim The Net.
Doch die Verpflichtung von VPN-Diensten zur Implementierung einer Altersüberprüfung würde ihnen jene Anonymität nehmen, die sie eigentlich bieten sollen, so das Portal. Und damit würde sie den Grundstein für eine noch umfassendere Überwachungsinfrastruktur legen. Schlechte Aussichten für investigative Journalisten, Menschenrechtsaktivisten, politische Dissidenten oder einfach Menschen mit Sinn für Privatsphäre.
Die Darstellung von Datenschutztools wie VPN-Verbindungen als Schlupflöcher, die geschlossen werden müssten, findet sich derweil nicht nur in der Politik. Reclaim The Net wies kürzlich darauf hin, dass sich auch eine Lobbygruppe, die Hersteller von Altersverifizierungssystemen vertritt, für derartige Kontrollen aller VPN-Nutzer in Großbritannien einsetzt.
Die Age Verification Providers Association (AVPA) geht sogar noch weiter in ihren Forderungen. Sie möchte, dass Online-Plattformen, die unter den Online Safety Act fallen, nicht nur die VPN-Nutzung als solche erkennen.
Vielmehr sollen sie auch das Nutzerverhalten analysieren, um zu ermitteln, ob es sich bei der Person möglicherweise um einen getarnten Minderjährigen handelt. Sollte dies gemeldet werden, muss in dieser Vision der «Verdächtige» sein Alter nachweisen oder eine einmalige Geolokalisierung zulassen, um seinen Standort zu bestätigen.