«Er ist ein Klimaleugner!» Das sei die Standardreaktion vieler «Klimalobbyisten», wenn sie auf Ansichten zu Klima und Energie stießen, die von der monomanischen Ansicht abwichen, dass das Klima das wichtigste Thema der Welt sei. So schreibt es der Wissenschaftler und Klimapolitikexperte Roger Pielke Jr. in einem neuen Substack-Artikel.
Die Reaktionen der Klimaschützer auf die Nominierung von Chris Wright, dem CEO des Energiekonzerns Liberty Energy, für das Amt des Energieministers in Donald Trumps Kabinett folgten diesem Muster. Pielke zitiert einige Beispiele und sie haben den Tenor: «Chris Wright ist ein Klimaleugner, der die Wünsche der Energieproduzenten über die Bedürfnisse der Verbraucher stellt und unsere Gesundheit und Zukunft gefährdet».
In den deutschsprachigen Mainstream-Medien sahen die Meldungen zu dieser Personalentscheidung des designierten US-Präsidenten nicht viel anders aus. Begriffe wie «Klimaskeptiker», «Klimawandelleugner», «Leugner der Klimakrise» oder «Öl-Lobbyist» fanden auch hier weite Verbreitung in Titeln und Texten.
Die Ironie bei derartigen Darstellungen sei, so Pielke, dass Wrights Ansichten über Energie und Klima, die er oft und ausführlich geäußert habe, weitgehend mit den Ergebnissen des Zwischenstaatlichen Ausschusses zum Klimawandel (IPCC) übereinstimmten. Von den Ansichten seiner Kritiker könne man indes nicht das Gleiche behaupten.
Auch in einem kürzlich erschienenen Bericht seines Unternehmens mit dem Titel «Das Leben der Menschen verbessern» habe Wright zwei grundlegende Tatsachen anerkannt: dass der Klimawandel real sei und dass fossile Brennstoffe enorme Vorteile hätten. Pielke zitiert daraus:
«Die Ausweitung der weltweiten Energieversorgung durch die Hinzufügung fossiler Brennstoffe hat die Lebensbedingungen der Menschen erheblich verbessert; sie hat aber auch das Risiko des Klimawandels mit sich gebracht, der durch den erhöhten atmosphärischen Gehalt an Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen verursacht wird.»
Wright habe nicht unrecht, wenn er den Stand der öffentlichen Diskussion über den Klimawandel charakterisiere als «leider voll von falschen Behauptungen und alarmistischen Verlautbarungen aus allen Richtungen», urteilt Pielke. So widerspächen beispielsweise Ergebnisse des IPCC bezüglich extremer Wetterereignisse vielen Behauptungen, die zur Unterstützung des Klimaaktivismus aufgestellt würden. Die IPCC-Berichte zeigten nämlich keine Zunahme der Häufigkeit oder Intensität von Wirbelstürmen, Überschwemmungen oder wetterbedingten Dürreperioden.
Im Unterschied zu vielen Klimaaktivisten sei Wright der Auffassung, dass der Klimawandel zwar reale Risiken berge, jedoch nur eines von vielen Problemen sei, mit denen die Menschheit konfrontiert sei. Der Klimawandel stelle keine Krise oder existenzielle Bedrohung dar, sondern sei «eine reale und globale Herausforderung, die wir angehen sollten und können». Eine übertriebene Fokussierung verdränge hingegen die Sorge um dringendere Probleme wie Unterernährung, Zugang zu sauberem Wasser, Luftverschmutzung, endemische Krankheiten und Menschenrechte.
Hier könnte man noch anfügen, dass auch die Abholzung der Regen- oder überhaupt Urwälder im öffentlich-medialen Diskurs seit geraumer Zeit kaum noch eine wesentliche Rolle spielt. Das war in den 70er und 80er Jahren noch ganz anders. Und dies ist auch insofern bemerkenswert, als es ja insbesondere die Bäume sind, die CO2 binden. Zudem geht mit der Vernichtung der Wälder die Auslöschung von unglaublich viel Tierleben einher, was das Ganze noch dramatischer macht.
Der künftige Energieminister unterstütze derweil eine pragmatische Klimapolitik, die die Emissionen reduziere. Pielke, der auch persönlich mit ihm gesprochen hat, zitiert ihn ebenfalls zu diesem Aspekt:
«Für positive Fortschritte beim Klimawandel sind zwei Dinge erforderlich: ein nüchternes Verständnis der Problematik und der erforderlichen Kompromisse sowie massive Verbesserungen bei den Energietechnologien, die kohlenstoffarme Energie liefern können, die zudem kostengünstig, zuverlässig und sicher ist.»
Als Führungskraft im Energiesektor verfüge Wright über ein tiefes Verständnis der globalen Energiewirtschaft. In dem Liberty-Bericht beschreibt er das Panorama aus seiner Sicht:
«Politiker, Entscheidungsträger, Fachleute und die Presse reden endlos darüber, wie Solar-, Wind- und Batterietechnologien unser gesamtes Energiesystem verändern und die Klimakrise lösen können.
Die Realität ist, dass diese politisch favorisierten Technologien die meisten Energiedienstleistungen und Rohstoffe, die durch Kohlenwasserstoffe bereitgestellt werden, nicht ersetzt haben, nicht ersetzen werden und nicht ersetzen können. Heute werden sie fast ausschließlich im Stromsektor eingesetzt, der nur 20 Prozent des gesamten Primärenergieverbrauchs deckt.
Das verarbeitende Gewerbe ist weltweit der größte Energieverbraucher, vor allem in Form von Prozesswärme, die nicht effektiv über Strom geliefert werden kann. Darüber hinaus ist für die extrem hohe Leistungsdichte, die zum Beispiel in der Luftfahrt, der globalen Schifffahrt, dem Langstrecken-Lkw-Verkehr und der mobilen Bergbauausrüstung erforderlich ist, kein brauchbarer Ersatz in Sicht.»
Abschließend geht Roger Pielke Jr. darauf ein, was eigentlich die Aufgaben des US-amerikanischen Ministeriums für Energie sind. Nach dessen eigener Darstellung wurden mit seiner Gründung im Jahr 1977 die meisten Energieaktivitäten des Bundes unter einem Dach zusammengefasst. Die Behörde trägt demnach die Verantwortung für die langfristige Forschung und Entwicklung von Energietechnologien, die Vermarktung von Bundesstrom, die Energieeinsparung und Energieregulierungsprogramme.
Das Energieministerium sei nicht für «Drill, Baby, Drill» zuständig, so Pielke. Vielmehr sei es eine der führenden Wissenschaftsagenturen der Bundesregierung und beaufsichtige mehr als 20 Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung. Dort konzentriere man sich auf die wissenschaftliche, technologische und politische Dimension der Energie und nicht auf die Überwachung und Verwaltung der Energieressourcen.
In dieser Funktion werde ein «Klimapragmatiker und Energierealist» als Leiter sowohl der Behörde als auch dem Land gute Dienste leisten, konstatiert Pielke. Anstatt Chris Wright albern zu beschimpfen, solle ihm die Klimagemeinschaft ihre Zusammenarbeit anbieten. Kohlenstoffarme und gleichzeitig kostengünstige, zuverlässige und sichere Energie sei ein Ziel, das alle unterstützen sollten.
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