Bei den Schweden lösen die Erfolgsmeldungen der Pharmaindustrie über ihre Impfstoffe keine Begeisterung aus. Und dies, obwohl die Nordländer eigentlich gar nicht impfkritisch seien, wie 20 Minuten berichtet. Mehr als 90 Prozent der Kinder würden nach dem empfohlenen Impfschema immunisiert.
Es ist daher nicht erstaunlich, dass 60 Prozent der Bevölkerung der Aufforderung der Gesundheitsbehörden im Jahr 2009 folgten, sich gegen die Schweinegrippe impfen zu lassen – mehr als in jedem anderen Land der Welt.
Bei der 21-jährigen Meissa Chebbi aus Örebro rufen die Ankündigungen der Pharmaforscher schlimmste Erinnerungen wach. Schon einmal sei die Schwedin mit einem gerade erst zugelassenen Stoff immunisiert worden – vor zehn Jahren gegen die Schweinegrippe. Mit verheerenden Folgen: Seither leide sie an Narkolepsie, der unheilbaren Schlafkrankheit.
Sie könne die Corona-Impfung daher nicht empfehlen, ausser wenn die Umstände wirklich lebensbedrohlich seien, meint Chebbi.
Bis 2016 haben in Schweden insgesamt 475 Patienten eine Entschädigung beantragt. Weil die schwedische Regierung seinerzeit dazu aufgerufen hatte, sich gegen die Schweinegrippe impfen zu lassen, fühlten sich die schwedischen Parlamentarier schliesslich verantwortlich. Entsprechend dem Vorschlag der Regierung erhielt jeder Patient eine Entschädigung von rund einer Million Euro. Entwickelt hatte den Impfstoff «Pandemrix» das britische Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline.
Vor allem Kinder und junge Erwachsene vertrugen die Spritze damals nicht. Der Spiegel berichtete seinerzeit, dass die Zahl der gemeldeten schweren Nebenwirkungen im Zusammenhang mit Pandemrix bis Ende 2018 bei mehr als 5’000 gelegen habe. Schätzungen gingen davon aus, dass nur rund zehn Prozent der Nebenwirkungen von Arzneimitteln dokumentiert würden - die Zahl der tatsächlich aufgetretenen schweren Nebenwirkungen dürfte also noch deutlich höher liegen.
Das Problem wurde übrigens erst Monate nach Ende der Impfkampagnen bekannt.
Aufgrund der schlechten Erfahrungen mit der Schweinegrippe-Impfung, hat auch der eigentlich impffreundliche schwedische Epidemiologe Anders Tegnell Verständnis für Bedenken: «Wenn man einen neuen Impfstoff hat, über den wir noch nicht viel wissen, gegen eine Krankheit, über die wir noch nicht viel wissen, möchte natürlich jeder mehr Informationen haben, bevor er eine Entscheidung trifft.»
Auch in der Schweiz hält sich die Impfbegeisterung in Grenzen, wie eine online-Umfrage von 20 Minuten zeigt: