Am Samstag, dem 27. Januar 2025, wurde die Nachricht vom Tod von Erzbischof Anastasios, dem Oberhaupt der Albanischen Orthodoxen Kirche, bekannt. Der 95-Jährige war eine Schlüsselfigur im Wiederaufbau der orthodoxen Kirche Albaniens nach dem Fall des kommunistischen Regimes.
Anastasios (Yannoulatos) war Theologieprofessor in Athen. Sein Leben änderte sich grundlegend, als Patriarch Bartholomaios I., das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, ihn damit beauftragte, die orthodoxe Kirche in Albanien wieder aufzubauen.
Kirchlich war der Kommunismus in Albanien der brutalste. Das Land war offiziell seit 1967 atheistisch – jede Art der religiösen Betätigung war verboten – aber schon vorher war der Druck immer größer geworden. Immer mehr Kirchen wurden geschlossen und immer mehr Priester wanderten hinter Schloss und Riegel.
In einem Land, das nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes 1990 in Trümmern lag, wurde Anastasios von der Mutterkirche in Konstantinopel ausgesandt, um die zerstörte Orthodoxe Kirche wiederzubeleben.
Die Anfangsjahre waren schwierig. Anastasios fand nur noch Ruinen vor und wenige verbleibende Priester – alt, abgemagert und von jahrzehntelangen Gefängnisaufenthalten gezeichnet.
Trotz der enormen Herausforderungen rief der Erzbischof mit einer bemerkenswerten Hingabe Kirchen, Schulen, Waisenhäuser und karitative Einrichtungen ins Leben. Außerdem gründete er ein Priesterseminar und eine theologische Fakultät. Diese Initiativen trugen entscheidend zur Erneuerung und Stabilisierung der Kirche bei.
Während seiner Amtszeit initiierte er zahlreiche Projekte in den Bereichen Gesundheit, Kultur, Ökologie und Friedensarbeit, die die albanische Gesellschaft nachhaltig beeinflussten.
Der Erfolg seiner Arbeit war durchschlagend: Er begann praktisch auf der grünen Wiese bei null. Und heute sind wieder gemäß offiziellen Angaben 7% der albanischen Bevölkerung orthodox (vor dem 2. Weltkrieg waren es etwa 10%). Die Kirche zweifelt diese Zahlen an und sagt, sie seien zu tief. Andere Angaben rechnen in der Tat mit satten 20%.
Sein Leichnam wurde ab Dienstag in der orthodoxen Kathedrale von Tirana aufgebahrt, wo er am Donnerstag beigesetzt wird.
Erzbischof Anastasios hinterlässt ein beeindruckendes Erbe der kirchlichen Erneuerung und des interreligiösen Dialogs. Er bleibt ein Symbol für die Kraft des Glaubens und die Bedeutung von spirituellem und sozialem Engagement in schwierigen Zeiten. Er ruhe in Frieden!
Kommentar Transition News:
Aus dem großen Erfolg der Re-Evangelisierung der orthodoxen Gebiete Albaniens (überwiegend im Süden) kann man lernen. Projekte in den Bereichen Gesundheit, Kultur, Ökologie und Friedensarbeit sind gut, aber das Wichtigste ist, dass eine Kirche ein Ort ist, der stabil ist und sich nicht ständig verändert und der sich nicht an jeden gesellschaftlichen Trend anpasst. Die Orthodoxie gibt Sicherheit in der Tatsache, dass die dort gelebten und in Albanien wieder eingeführten Traditionen seit 2000 Jahren bestehen und auch weiter bestehen werden.
Albanien hat sich nach dem Ende des Kommunismus rasant gewandelt und entwickelt. Die Orthodoxie bot vielen Menschen das, was sie suchen: Stabilität, spirituelle Tiefe, Tradition und ein festes Fundament. Ihr Erfolg in Albanien zeigt, dass inmitten moderner Unsicherheiten der Weg zu den Wurzeln eine spirituelle Antwort sein kann – und nicht ständige Anpassung bis zur Unkenntlichkeit.
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