Geld regiert die Welt. Nach dem Scheitern des real existierenden Sozialismus hat sich der Kapitalismus weltweit als einziges Geschäftsmodell unserer Gesellschaften durchgesetzt. Zu seinem Einmaleins gehört freilich auch das Nachdenken darüber, wem ein Geschäft nützt. Wenn ich einen Gebrauchtwagen kaufe, der Verkäufer einen astronomischen Gewinn macht und alle Risiken bei mir selbst hängen bleiben, dann habe ich etwas falsch gemacht.
Im Gegensatz zu Gebrauchtwagen haben Impfstoffe den Reiz des Neuen, zumal mRNA-basierte. Doch das Geschäftsmodell? Die Hersteller machen astronomische Gewinne. Das gesundheitliche Risiko bleibt beim Patienten hängen, Schadenersatz im Ernstfall ausgeschlossen. Das gesellschaftliche Risiko tragen die Käufer, die jeweiligen Staaten: Wenn der Impfstoff nichts nützt oder sogar neue «Wellen» begünstigt, dann hat sich das Gemeinwesen übers Ohr hauen lassen.
Und was machen unsere Staaten? Wenn der Impfstoff nicht den Erwartungen entspricht, wird einfach immer mehr gekauft, für die dritte, die vierte Verabreichung... Für die Hersteller ist das eine Lizenz zum Gelddrucken. Niemand fragt, wem das Geschäft nützt! Im Gegenteil: Die Impf-Barone werden als Wohltäter der Menschheit verklärt. Ein deutscher Europa-Abgeordneter regt inzwischen an, die BioNTech-Patrone Uğur Şahin und Özlem Türeci auf Euro-Banknoten abzubilden.
Nun gut, der niedliche Vorschlag kommt von einer «wirtschaftsfreundlichen» Partei, der FDP. Doch in den Regierungen unserer Länder sitzen immer öfter Vertreter von Parteien mit kapitalismuskritischer Vergangenheit. Wenn es um die Umwelt geht, spielen solche Reflexe noch: Das Gewinnstreben privaten Kapitals, zum Beispiel der Automobil-Konzerne, müsse zurückgebunden werden, «um das Klima zu retten». Aber bei der Gesundheit? Da will doch offenbar auch das Kapital von Milliardären «nur das Beste für die Menschheit». Geld stinkt nicht. Und die injizierte Flüssigkeit?
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Anselm Gerhard ist Musikhistoriker und Opernforscher. Beruflich und privat hat er sich immer für die Geschichte der Mentalitäten interessiert.