Am 31. März fand in den USA etwas Außergewöhnliches statt: Zwei Persönlichkeiten, die öffentlich verbal gegeneinander geschossen hatten, trafen sich zum Dinner. Der eine übt beruflich Kritik, der andere im Grunde auch. Dabei handelt es sich um den demokratisch wählenden US-Satiriker Bill Maher und seinen republikanischen Präsidenten Donald Trump. Das Abendessen fand nirgendwo anders als im Weißen Haus statt.
Zustande kam das Treffen dank des Musikers Robert James Ritchie, bekannt als «Kid Rock», einem Unterstützer Trumps. Er schlug es während eines Gesprächs in Bill Mahers Podcast «Club Random» vor, um den Dialog und die Versöhnung in der polarisierten US-Gesellschaft zu fördern. Trotz seiner politischen Einstellung ist Maher dafür bekannt, auch die Politik der Demokraten zu kritisieren und diejenige der Republikaner zu loben, wenn dies gerechtfertigt ist.
An dem Dinner waren neben Maher und Trump auch Ritchie selbst sowie der Präsident der Kampfsport-Organisation Ultimate Fighting Championship (UFC), Dana White, anwesend. Umso bemerkenswerter ist das Treffen deshalb, weil Maher zum ersten Mal ins Weiße Haus eingeladen wurde. Auch kein demokratischer Präsident hatte das getan.
Letzten Samstag sprach Maher nun erstmal über das Meeting, und zwar in seiner TV-Show «Real Time with Bill Maher». «Ich bin nicht zu MAGA übergegangen und zur Anerkennung des Präsidenten: Es gab keinen Druck, dies zu tun», machte Maher klar. Trump habe ihm zwar einige MAGA-Kappen gegeben, ihn aber nicht danach gefragt, in einer davon fotografiert zu werden.
Maher erklärte, dass sich Trump im Vorfeld des Treffens, trotz seiner Zustimmung, öffentlich nicht erfreut darüber gezeigt hatte. Der Mensch, den Maher dann getroffen habe, sei aber nicht derselbe gewesen. Maher hob den Kontrast zwischen Trumps öffentlichem Auftreten und seinem Verhalten während des Treffens hervor. Er lobte auch Trumps Fähigkeit, über sich selbst zu lachen und sich auf leichte Scherze einzulassen. Er beschreibt Momente, in denen sie trotz ihrer politischen Differenzen Humor und Gemeinsamkeiten zu schätzen wussten.
Der Satiriker habe Trump beispielsweise eine Liste mit fast 60 Beleidigungen mitgebracht, mit denen der US-Präsident den Satiriker bezeichnet hatte. Darunter «dumm», «krank» und «durchgeknallt». Trump habe die Liste auf Mahers Wunsch hin unterzeichnet.
Maher habe sich nicht durchsetzen müssen, um zu Wort zu kommen, im Gegenteil: Trump habe ihn sogar meistens gefragt, was er über ein bestimmtes Thema denke. «Ich weiß, das haut euch um. Mich auch», kommentiert Maher Trumps Verhalten.
Der Stand-up-Comedian habe verschiedene kontroverse Themen angesprochen, darunter die Präsidentschaftswahlen im Jahre 2020, die Atomfrage bezüglich des Iran und den Gazakrieg. Trotz ihrer unterschiedlichen politischen Ansichten habe sich Maher dabei wohlgefühlt, Kritik zu äußern:
«Ich hatte nie das Gefühl, dass ich in seiner Nähe auf Eierschalen laufen musste. Und ehrlich gesagt, ich habe für Clinton und Obama gestimmt, aber ich hätte mich nie so wohl dabei gefühlt, mit ihnen zu reden, wie ich es bei Donald Trump tun konnte. So ist es nun einmal gelaufen. Macht daraus, was ihr wollt. Ich finde, es ist sinnbildlich dafür, warum die Demokraten heutzutage so unbeliebt sind.»
Maher berichte nur genau das, was er in zweieinhalb Stunden gesehen habe. Er sei «in die Mine gegangen» und das sei «da unten»:
«Es wohnt keine verrückte Person im Weißen Haus. Eine Person, die im Fernsehen oft einen Verrückten spielt, lebt dort. Ich weiß, dass das beschissen ist, es ist nur nicht so beschissen, wie ich dachte.»
Am Schluss seiner Rede räumte Maher ein, dass Trump keine Zugeständnisse gemacht habe. Er habe ihm nur Hüte gegeben «und eine sehr großzügige Menge an Zeit sowie die Bereitschaft, zuzuhören und mich als möglichen Freund zu akzeptieren, obwohl ich nicht MAGA bin». Sein Lieblingsteil des ganzen Abends sei gewesen, als beide festgestellt hätten, dass sie von vielen Leuten Zustimmung für das Treffen erhalten hätten, aber nicht von allen. Sie seien sich einig gewesen, dass sie Letztere nicht mögen.
«Kid Rock» ist mit Maher einer Meinung, dass das Gespräch herzlich blieb und sich auf gemeinsame Interessen konzentrierte, wie die Sicherung der Grenze und den Kampf gegen «Wokeness». Wie die New York Post berichtete, betonte er gegenüber dem Fox News-Moderator Sean Hannity, wie wichtig solche Dialoge sind, um politische Gräben zu überbrücken und das gegenseitige Verständnis zu fördern. Wenn solch prominente Persönlichkeiten sich trotz ihrer Differenzen an einen Tisch setzen könnten, könnten andere diesem Beispiel vielleicht folgen. Sogar politisch gespaltene Familienmitglieder könnten sich davon inspirieren lassen und sagen: «Lass uns zu Abend essen und darüber reden, was wir gemeinsam haben.»
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