In Europa intensiviert sich der Druck, strengere Alterskontrollen in den sozialen Medien einzuführen. Eine Initiative mehrerer Mitgliedsländer, welche die Nutzung dieser Online-Plattformen für Kinder unter 15 Jahren zu verbieten, hatte die EU-Kommission kürzlich noch abgelehnt (wir berichteten). Brüssel plane jedoch ergänzende Maßnahmen für diesen Sommer, hieß es.
Jetzt haben elf Mitgliedstaaten in einem Brief an die Kommission darauf gedrängt, die Richtlinien im Rahmen des Digital Services Act (DSA) zu verschärfen. Sie beziehen sich explizit auf die Initiative von Anfang Juni und fordern, Brüssel solle Altersüberprüfungen für den Zugang zu Social Media-Plattformen vorschreiben. Das sei eine unverzichtbare und angemessene Maßnahme.
Die unterzeichnenden Minister argumentieren, dass die Plattformen ein so hohes und «von der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft bewiesenes» Risiko bergen würden, um eine obligatorische Alterskontrolle zu rechtfertigen. Sie schreiben:
«Die Krise im Bereich der seelischen Gesundheit und des Wohlergehens unserer Kinder hat einen kritischen Punkt erreicht, der durch die unkontrollierte Expansion der Social Media-Plattformen noch verschärft wird.»
Mehrere dieser Länder, darunter Irland und Frankreich, haben Altersüberprüfungen bereits im Einzelfall erprobt, wobei auch Biometrie eine Rolle spielt, erklärt Biometric Update. Griechenland habe außerdem eine digitale Geldbörse für Kinder zur Online-Altersüberprüfung eingeführt.
Was als Kinderschutzmaßnahme verkauft werde, sei in der Praxis jedoch eine deutliche Ausweitung der Anforderungen an die digitale Identität, befindet Reclaim The Net. Millionen von Menschen könnten dadurch gezwungen werden, ihre Internetnutzung mit realen ID-Systemen zu verknüpfen. Das wecke bei Datenschützern ernsthafte Bedenken.
Die endgültigen Leitlinien der Europäischen Kommission zu Alterskontrollen sollen im Juli veröffentlicht werden.