Glyphosat, ein Inhaltsstoff von Herbiziden, taucht in Düngemitteln auf, die auf Basis von Gülle oder Kompost hergestellt und von Gärtnern sowie ökologischen und konventionellen Landwirten verwendet werden. Das belegt eine neue Studie aus Finnland. Diese Rückstände können unter anderem die Erträge von Tomaten und anderen empfindlichen Pflanzen stark beinträchtigen.
Wie The Defender berichtet, wurde die Studie durchgeführt, nachdem ein finnischer Tomatenanbauer dem Verdacht nachgegangen war, dass Düngemittel aus Geflügelmist seine ökologische Produktion schädigen könnten. Aus diesem Grund hatte er Tests in Auftrag gegeben, die hohe Glyphosatrückstände in dem von ihm verwendeten Geflügelmistdünger ergaben.
Um die Möglichkeit zu prüfen, ob Glyphosatrückstände Kulturpflanzen schädigen, verglichen die Wissenschaftler daraufhin die Ergebnisse von zwei Düngemitteln auf Güllebasis, die in Europa hergestellt und für den professionellen Gartenbau vermarktet werden.
Der erste «G-Dünger» war der, den der Tomatenzüchter ursprünglich testen ließ. Dieser enthielt nachweislich Glyphosatrückstände in einer Konzentration von 0,94 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg). Der Kontrolldünger wurde ähnlichen Tests unterzogen und wies einen Glyphosatgehalt von 0,23 mg/kg auf. Beide Produkte werden als Düngemittel auf Güllebasis vermarktet und sind für den Einsatz im ökologischen Landbau zugelassen, was jedoch nicht bedeutet, dass die Gülle aus ökologischer Tierhaltung stammt.
Um die Düngemittel zu testen, züchteten die Wissenschaftler 72 Tomatenpflanzen der Sorte Encore 14 Wochen lang in einem klimatisierten Gewächshaus nach den Praktiken eines kommerziellen Anbaubetriebes. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Gesamternte von Tomaten, die mit dem Dünger mit dem höheren Glyphosatrückstand angebaut wurden, um 35 Prozent geringer war. Obendrein war der Ertrag an erstklassigen Tomaten um 37 Prozent niedriger als der des Kontrolldüngers mit dem niedrigeren Glyphosatgehalt.
In ihrer Arbeit erklären die Wissenschaftler:
«Mit Ausnahme des Glyphosatgehalts waren die beiden Düngemittel im Wesentlichen ähnlich. Daher kann der Unterschied in der Tomatenproduktion zwischen den beiden Behandlungen begründeterweise auf die Glyphosatrückstände in einem Handelsdünger zurückgeführt werden, der [zum damaligen Zeitpunkt] als geeignet für den zertifizierten ökologischen Gartenbau, auch für Tomaten, vermarktet wurde.»
Im Rahmen der Studie kontaktierten die Forscher fünf Düngemittelfirmen, zwei Landwirtschaftsorganisationen, ein Futtermittelunternehmen und zwei Regierungsorganisationen, die sich mit Nährstoffkreisläufen und landwirtschaftlicher Kreislaufwirtschaft befassen. Sie taten dies, um das Bewusstsein für die Kontamination zu schärfen und potenzielle Maßnahmen zu deren Eindämmung zu ermitteln. Zwei der fünf Düngemittelfirmen gaben an, dass Geflügelmist eine Quelle für Glyphosatverunreinigungen darstellt.
Woher kommt das Glyphosat im Geflügelmist?
Infrage kommen laut The Defender die «Austrocknung» von Futtergetreide vor der Ernte durch das Versprühen von Herbiziden auf Glyphosatbasis und das Versprühen derselben Herbizide auf gentechnisch verändertem oder Glyphosat-tolerantem Mais und Soja, die weltweit häufig in Geflügelfutter verwendet werden. Zudem berichtet das Portal über eine weitere erschreckende Information:
«Ein beunruhigendes Detail in der Studie ist die Feststellung eines Düngemittelherstellers, dass die Herbizidrückstände in Bäckereiabfällen für die Düngemittelproduktion zu hoch sind. Dies zeigt, dass die gesetzlichen Grenzwerte für zulässige Pestizidrückstände in Lebensmitteln allein nicht gewährleisten, dass die Produkte sicher als Düngemittel in das Lebensmittelsystem zurückgeführt werden können.»
«Wenn Bäckereiabfälle zu giftig für Pflanzen sind, welche Auswirkungen haben dann die Backwaren auf den Menschen, der sie isst?» fragt The Defender berechtigterweise. Die finnischen Forscher kamen jedenfalls zu dem Schluss, dass Glyphosat-Rückstände «negative Auswirkungen auf die Pflanzenproduktion» haben. In ihrem Papier schreiben sie:
«Das Ausmaß der Glyphosatkontamination von Recycling-Düngern [d. h. Dünger auf Gülle- oder Kompostbasis] ist unbekannt, aber diese Studie zeigt, dass eine solche Kontamination mit negativen Auswirkungen auf die Pflanzenproduktion auftritt. Das Fehlen von Tests und Vorschriften, die sicherstellen, dass recycelte Düngemittel keine schädlichen Mengen an Glyphosat oder anderen Pestiziden enthalten, birgt Risiken für landwirtschaftliche Erzeuger. Das Problem ist besonders akut für zertifizierte ökologische Erzeuger, die auf diese Produkte angewiesen sind, aber auch für die nachhaltige Umstellung auf Mineraldünger in der konventionellen Landwirtschaft.»
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