Der EMOP Berlin, European Month of Photography, feiert in diesem Monat mit rund 100 Ausstellungen seine elfte Ausgabe. Die Künstlerin Heike Franziska Bartsch hat mit der Galerie GEDOK schon mehrmals an dem Event teilgenommen, dieses Mal durfte sie ihre Werke jedoch nicht ausstellen.
Das liegt, wie die Berlinerin vermutet, an deren politischen Aussagen, die nicht mit der herrschenden Meinung übereinstimmen. Bartsch setzt sich nämlich für Freiheit und Frieden ein, gegen Waffenlieferungen und für die Beendigung des Ukraine-Kriegs. Doch daran scheint die deutsche Politikerkaste nicht interessiert zu sein, und somit auch nicht die Kulturinstitutionen, die von öffentlichen Geldern abhängig sind.
Bartsch weiß sich jedoch zu helfen. Sie hat eine Einzelausstellung auf die Beine gestellt, die im Titel zum Ausdruck bringt, dass sie dem EMOP eine Alternative der politischen Kunst entgegensetzt. «FREEMOP – Free Month of Photography» heißt sie und konzentriert sich dabei auf Bildinszenierungen. In diesem speziellen Genre verbindet Bartsch das, was sie seit Jahrzehnten macht: Kunst und Tanz. In ihren Bildinszenierungen kommt beides zusammen.
Die Künstlerin spielt mit Motiven und Körpersprache, sie greift mal auf Fotografien zurück, mal auf Zeichnungen und mischt sie mit Bewegung, so dass dadurch ein neuer Kontext entsteht. Ihre Arbeiten sind sehr assoziativ, sie aktivieren die Betrachter, die nicht leicht zu erkennende Botschaft selbst zu ergründen.
Kritischer Kommentar zur Kriegstreiberei der Gegenwart
Das lässt sich zum Beispiel an dem Werk «Worte statt Waffen» veranschaulichen (siehe Titelbild). Zu sehen ist zum einen ein Demonstrationsschild. «Wenn Krieg die Lösung ist, will ich das Problem zurück», steht dort – ein kritischer Kommentar zur Kriegstreiberei der Gegenwart. Zum anderen gibt es auch ein Motiv, das sich wortlos an diesen Kommentar anlehnt und erst in diesem Zusammenspiel verstanden werden kann.
Abgelichtet sind Teller und Tassen, die gerade erst benutzt wurden und noch Reste enthalten. Wenn der Krieg tobt, fehlt es sogar am Nötigsten, lautet die Aussage. Dann kann es selbst an Essen und Trinken mangeln. Das unterstreicht eine Figur im Bild, in diesem Fall eine Frau, die in ihrer Handtasche kramt, offensichtlich auf der Suche nach Kleingeld.
Solche Bildinszenierungen entstehen immer im Theatersaal, mit Projektionen auf eine Operafolie, wobei die Motive von allen Seiten bespielt werden können. Während das geschieht, laufen Schauspieler oder Tänzer durch. Bartsch friert ihre Bewegungen ein und bearbeitet das Produkt anschließend mit Photoshop. Bis zu 200 Bilder entstehen bei einer solchen Session, doch nur ein geringer Teil davon schafft es bis zur öffentlichen Präsentation.
Bartsch stellt ihre Werke nicht nur aus, sondern bündelt sie auch in Kalendern. In dem aktuellen für 2025 findet sich auch das Bild «Wake up, stop War». Diese Worte fand die Künstlerin als Graffiti-Schrift auf Asphalt. Diese wurde abfotografiert und anschließend in einer Bildinszenierung mit einem pink-lila Blumenmeer verschränkt, das dem Werk neben der politischen Aussage Ästhetik verleihen soll, wie Bartsch erklärt.
«Wake up, stop War», Heike Franziska Bartsch
Ausstellung in einem besonderen Buchladen
In ihrer Kunst geht es immer um Freiheit, Frieden und Mitmenschlichkeit. Unter diesem Motto steht auch die aktuelle Ausstellung, für die Bartsch die Berliner Buchhandlung Stodiecks gewinnen konnte. Hier ist kritische Kunst willkommen, hier wird nicht gecancelt. Anders als viele andere Buchläden nimmt Stodiecks Bücher ins Sortiment, die die Probleme und Krisen der Gegenwart aus einer anderen Perspektive betrachten als der regierungstreue Mainstream.
In den Regalen finden sich sämtliche Neuerscheinungen alternativer Verlage, Wälzer von Daniele Ganser, Ausgaben von Magazinen wie Hintergrund oder ViER und die Klassiker wie Edward Bernays «Propaganda». Dass Stodiecks solche Werke der Öffentlichkeit zugänglich macht und sie nicht aus dem Buchhandel verbannt, lässt sich als gesellschaftliches Engagement werten.
Gleiches gilt für die Arbeit Bartschs. Sie beschränkt sich nicht nur auf kritische Kunst, sondern betätigt sich auch aktivistisch, unter anderem auf Montagsspaziergängen, an denen sie bis heute teilnimmt. Ebenso regelmäßig stellt sie mit mehreren Kollegen im öffentlichen Raum den sogenannten «Pressespiegel» aus. Dokumentiert werden darin die zahlreichen Schäden, die die mRNA-Impfung und die Grundrechtseinschränkungen verursacht haben. Zudem engagiert sich Bartsch in der Partei dieBasis.
Auseinandersetzung mit der Corona-Krise
Dadurch hat sie in den letzten Jahren andere kritische Künstler kennengelernt, unter anderem Fotografen und Musiker. Einige von ihnen unterstützten sie bei der Vernissage im Stodiecks am 28. Februar mit einer Gesangseinlage. Rund 50 Gäste erlebten ein Event, das Kunst, Musik und Buch miteinander verband.
Die Ausstellung läuft auf unbestimmte Zeit. Wer den Buchladen betritt, findet Bartschs Werke über den Regalen, auch solche, die an die Zeit der großen Corona-Demonstrationen erinnern sowie an den Maskenzwang, für den nicht wenige Unternehmen warben.
Bartsch verarbeitet dies in dem Werk «Liebe Masken», indem sie eine Werbekampagne der Berliner Verkehrsbetriebe aufgreift. «Liebe Masken, zieht euch bitte einen Berliner an!», lautet der Marketing-Claim, den die Künstlerin in der Bildinszenierung mit zahlreichen Frauenlippen verschränkt. Am unteren Rand kauert eine Figur, die mental gebrochen wirkt.
«Liebe Masken», Heike Franziska Bartsch
Sie habe diese Werbekampagne als sehr entwürdigend empfunden, erklärt Bartsch. «Sie besagte, dass das Geschäft wichtiger ist als der Mensch». Die Corona-Politik ging ihrer Ansicht nach mit einer Einschränkung der Würde einher. Darauf wollen ihre Bildinszenierungen verweisen – sowie auf viele weitere Verstöße gegen die Menschlichkeit, die sich auch nach der Corona-Krise fortsetzen.
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FREEMOP – Free Month of Photography
Di. – Fr. 11 – 18 Uhr, Sa. 11 – 14 Uhr
Stodiecks Buchhandlung
Richard-Wagner-Straße 39
10585 Berlin
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