Die Unterwürfigkeit der westlichen Länder gegenüber den Diktaten der WHO und der USA ist omnipräsent. Das verdeutlichten die Covid-Pandemie und der Ukraine-Konflikt.
Die EU-Institutionen verloren durch diese Ereignisse an Souveränität. Sie mussten sich den USA unterordnen. Zurück blieb dabei auch Frankreich als unbedeutende Macht in der neuen geopolitischen Kartografie des Kalten Krieges 2.0.
Auch Emmanuel Macron ist davon betroffen. Am Ende seiner Amtszeit könnte ihm ein «schwarzer Schwan» in die Quere kommen, der seine Tage des Weins und der Rosen im Élysée-Palast beendet.
Gemeint ist ein «unerwartetes und unvorhersehbares Ereignis, das weitreichende Folgen hat und nur im Nachhinein erklärt werden kann». Ein solches Ereignis verkörpert der Tod des 17-jährigen Nahel.
Ein Polizist ermordete den nicht vorbestraften Jugendlichen bei einer Verkehrskontrolle in Nanterre. Macron bezeichnete den Mord als «unerklärlich und inakzeptabel».
Nahels Tod war zuletzt Auslöser für eine neue Explosion der Gewalt in den französischen Vorstädten. Nun wiederholen sich die gewalttätigen Ereignisse von 2005.
Sie erinnern die Welt an das Fortbestehen des «umgekehrten Frankreichs» – Frankreich als Dystopie im Europa des 21. Jahrhunderts. (…)
Das Röntgenbild der Vorstadt-Bewohner gleicht einem dystopischen Szenario. Dort lebt ein grosser Teil der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Die Arbeitslosenquoten liegen weit über dem nationalen Durchschnitt. (…)
Daraus entstehen Marginalität und Schattenwirtschaft. Ein perfekter Nährboden, um die Kriminalität ansteigen zu lassen. Angeheizt wird sie durch fehlende Investitionen in öffentliche Dienstleistungen. (…)
Die Alarmglocken haben beim französischen Establishment bereits 2005 zu läuten begonnen. Schon damals war es zu gewalttätigen Ausschreitungen in den Banlieues gekommen, die mehrheitlich von Einwanderern und schwarzen Franzosen bewohnt werden.
Im Namen der Staatssicherheit hat die französische Politik seither den Grundsatz (…) der «Unschuldsvermutung» umgekehrt. Die Brutalität und Verachtung gegenüber Minderheiten hat inzwischen noch zugenommen. Dies zeigte sich bei den Polizeieinsätzen in den französischen Vorstädten. (…)
Schriftsteller Martin Amis spricht in diesem Zusammenhang von der «negativen Perfektion». Dabei meint er die «obszöne Rechtfertigung», mit der ein «angeblich idealer Staat» massive und vorsätzliche Grausamkeiten begehen kann.
Die Vorstädte von Paris und die Grossstädte Frankreichs hätten sich so zu einem explosiven Cocktail verwandelt. Verantwortlich dafür seien: Der schlecht verwaltete Multikulturalismus, ethnische Spannungen zwischen Franzosen und Einwanderern (…), ein unzureichender Wohlfahrtsstaat, galoppierende Arbeitslosenquoten und exorbitante Armutsquoten.
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Dieser Beitrag ist zuerst im Französischen auf dem Portal Mondialisation.ca erschienen.
Über den Autor:
Germán Gorráiz López ist ein politischer Analyst. Seine Beiträge erscheinen regelmässig auf mehreren europäischen Portalen (siehe hier).
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