Der italienische Journalist Raffaele Oriani hat genug. Nach zwölf Jahren beendete er seine Zusammenarbeit mit der Tageszeitung la Repubblica, wie l’AntiDiplomatico berichtet. In einem Brief an Italiens Redaktionen erläutert er seine Entscheidung:
«Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte Ihnen mitteilen, dass ich meine Zusammenarbeit mit il Venerdì nur ungern beende. Ich arbeite seit zwölf Jahren mit dem Nachrichtenmagazin der Repubblica zusammen und es ist immer eine grosse Ehre, eigene Artikel in dieser grossartigen Wochenzeitung veröffentlicht zu sehen. Doch ich beende es hier, weil das anhaltende Massaker in Gaza von der unglaublichen Zurückhaltung eines Grossteils der europäischen Presse, einschliesslich la Repubblica, begleitet wird (heute zwei massakrierte Familien in der letzten Zeile auf Seite 15).
Ich habe es seit 90 Tagen nicht verstanden. Tausende von Menschen sterben und werden verstümmelt, überwältigt von einer Flut von Gewalt, die man nur aus Faulheit als Krieg bezeichnen kann. Ich glaube, so etwas haben wir selten gesehen, vor aller Augen. Und ich glaube, dass all dies weder mit Israel noch mit Palästina noch mit der Geopolitik zu tun hat, sondern nur mit den Grenzen unseres ethischen Haltes. Vielleicht in Jahrzehnten, aber viele werden sich fragen, wo wir waren, was wir taten, was wir dachten, während Zehntausende von Menschen unter den Trümmern landeten. Was am 7. Oktober geschah, ist die Schande der Hamas, was seit dem 8. Oktober geschehen ist, ist die Schande von uns allen. Dieses Massaker hat eine mediale Eskorte, die es möglich macht. Diese Eskorte sind wir. Da ich keine Chance habe, die Dinge zu ändern, bin ich mit schuldhafter Verspätung raus.»
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