Wer an Geburtstagsfeiern denkt, sieht meist zuerst die Torte mit den brennenden Kerzen vor sich. Doch die Tradition, Kerzen zum Geburtstag zu entzünden, ist weit mehr als nur ein netter Brauch – sie hat eine jahrtausendealte Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht.
Bereits im alten Griechenland wurden Kerzen nicht zum Feiern, sondern zu Ehren der Göttin Artemis entzündet. Ihre Anhänger sollen Flammen auf runden Kuchen platziert haben, um das Licht des Mondes zu symbolisieren und ihre Gebete zum Himmel steigen zu lassen. Diese frühen Rituale verbanden Licht, Leben und göttlichen Schutz – ein Gedanke, der sich durch viele Kulturen zog.
Mit der Ausbreitung der griechischen Bräuche übernahmen auch die Römer die symbolische Nutzung von Feuer in religiösen und privaten Feiern, darunter auch Geburtstage der Oberschicht. Später entwickelte sich im mittelalterlichen Deutschland die Vorstellung, dass Kinder an ihrem Geburtstag besonders anfällig für böse Geister seien. Kerzen sollten Schutz bieten – ein Funke Magie gegen das Unglück.
Im 17. Jahrhundert wandelte sich das Bild der Geburtstage. In protestantischen Regionen Europas trat das persönliche Lebensjubiläum zunehmend in den Vordergrund. Der Dichter Goethe etwa beschreibt eine Torte mit über 50 Kerzen – eine frühe literarische Zeugenschaft für das Ritual.
Mit der Auswanderung deutscher Familien gelangte die Kerzentradition im 19. Jahrhundert in die USA. Dort wurde sie Teil einer neuen Kultur, verstärkt durch Kinderfeste, Werbung und schließlich Hollywood. Besonders Disney und Marken wie Hallmark oder Betty Crocker verbreiteten das Bild des Geburtstagskuchens mit Kerzen weltweit.
Heute ist das Auspusten der Kerzen für viele Menschen ein Moment der Hoffnung – verbunden mit dem geheimen Wunsch, der beim letzten Flammenhauch in die Welt entlassen wird. Ein uralter Zauber, der bis heute leuchtet.