Es findet ein Informationskrieg statt. Regierungen sitzen dabei am längeren Hebel. Sie haben unter anderem die Macht, auf Tech-Giganten Einfluss zu nehmen, damit diese «Fehlinformationen» zensieren. Welche Informationen falsch sein sollen, bestimmen die Regierenden selbst. Im Fachmagazin Science berichtet der deutsche Journalist Kai Kupferschmidt nun über einen unkonventionellen Ansatz, um die Menschen vor «Fake News» zu schützen.
Kupferschmidt befasst sich insbesondere mit der Arbeit von Sander van der Linden, Sozialpsychologe und Leiter des Social Decision-Making Lab in Cambridge. Er habe seine Karriere der Untersuchung von «Fehlinformationen» und der Frage gewidmet, wie Menschen dazu kommen, «Unwahrheiten» zu glauben. Inspiriert durch frühe Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit «antisemitischen Verschwörungstheorien» konzentriere sich van der Linden auf die Psychologie hinter der Propaganda. Er setze sich für eine Methode ein, die als «Inokulation» oder «Prebunking» bekannt ist.
Diese Technik, die auf Theorien aus der Zeit des Kalten Krieges beruht, warnt die Menschen davor, dass sie manipuliert werden könnten, und führt dann abgeschwächte Formen der «Fehlinformation» ein. Laut dem Forscher ist das Ziel, «Aufmerksamkeit zu erregen (Antikörper), ohne zu überzeugen (zu infizieren)», ähnlich wie ein Impfstoff zur Vorbeugung von Krankheiten wirkt.
Dieser Ansatz hat laut Kupferschmidt an Zugkraft und Aufmerksamkeit gewonnen, insbesondere nach der Veröffentlichung von van der Lindens Buch «Foolproof – Why Misinformation Infects Our Minds and How to Build Immunity» im Jahr 2023. Jigsaw, die Forschungsabteilung von Google, habe diesen Ansatz über YouTube-Anzeigen bereits an mehrere Millionen Menschen gerichtet.
Van der Linden argumentiert, dass die Impfung sowohl eine präventive als auch eine therapeutische Strategie sein kann, die auch diejenigen schützt, die bereits zuvor einer «Fehlinformation» ausgesetzt waren. Er und sein Team haben diesen Ansatz in verschiedenen Studien getestet und gezeigt, dass Menschen, die im Voraus vor «Fake News» gewarnt werden, sich besser dagegen wehren können. Kupferschmidt erläutert:
«Van der Linden stellte diese Theorie in einer Online-Studie mit mehr als 2000 Teilnehmern auf den Prüfstand, die ihre Ansichten über den Klimawandel untersuchten – und versuchte, sie zu ändern. Die Befragten schätzten im Durchschnitt, dass 70% der Wissenschaftler der Meinung sind, der vom Menschen verursachte globale Klimawandel sei real. Als den Teilnehmern mitgeteilt wurde, dass die tatsächliche Zahl bei 97% liegt, stiegen ihre Schätzungen entsprechend an. Wurden die Teilnehmer jedoch mit der Fehlinformation konfrontiert, dass ‹über 31.000 amerikanische Wissenschaftler eine Petition unterzeichnet haben›, die den Konsens widerlegt, wurde dieser Anstieg vollständig aufgehoben.
Wenn die Teilnehmer jedoch vor genau dieser Art von Unwahrheit gewarnt wurden, bevor sie sowohl der Konsensbotschaft als auch der Fehlinformationen ausgesetzt waren, stieg der Nettoeffekt auf etwa 84%. Eine präventive Warnung vor politisch motivierten Versuchen, Fehlinformation zu verbreiten, funktionierte, schloss Van der Linden. Die Wirkung wurde selbst bei denjenigen beobachtet, die dem Klimawandel von vornherein skeptischer gegenüberstanden.»
Im Rahmen ihrer Arbeit haben Van der Linden und weitere Forscher Lernspiele wie «Bad News» und «Harmony Square» entwickelt, bei denen die Benutzer durch Rollenspiele als Propagandisten lernen, manipulative Techniken zu erkennen. Studien sollen gezeigt haben, dass diese Spiele die Fähigkeit der Menschen verbessern, «Fehlinformationen» zu erkennen, und sie wurden sogar in Schulen als Teil der Medienkompetenzerziehung eingesetzt.
Diese «Impfung» wurde jedoch gemäß Kupferschmidt auch kritisiert, insbesondere weil die Verantwortung für die Abwehr von «Fake News» dem Einzelnen aufgebürdet wird und nicht den sozialen Medienplattformen, die von der Verbreitung dieser Informationen profitieren. Kritikern zufolge sei die «Impfung» nur eine Teillösung, die die angeblichen eigentlichen Ursachen von Fehlinformationen, wie die Algorithmen und Gewinnabsichten von Plattformen wie Facebook, TikTok und X, nicht angeht.
So sei die Sozialwissenschaftlerin Sandra González-Bailón von der University of Pennsylvania der Ansicht, dass die Konzentration auf individuelle Verantwortung größere strukturelle Probleme ignoriert. Der Psychologe Gordon Pennycook merke an, dass der Ansatz sogar nach hinten losgehen könnte, wenn er allgemeines Misstrauen gegenüber allen Medieninhalten, einschließlich «zuverlässiger Quellen», schürt.
Kupferschmidt erwähnt eine 2023 durchgeführte «Megastudie», in der verschiedene Maßnahmen gegen Fehlinformationen wie «Impfungen», Aufforderungen zur Genauigkeit und Medienkompetenzerziehung bei über 33.000 Teilnehmern verglichen wurden. Die als Preprint veröffentlichten Ergebnisse zeigten laut den Autoren, dass zwar alle Maßnahmen einen gewissen Nutzen boten, sich aber keine als Komplettlösung erwies.
Die «Impfung» war demnach nur mäßig wirksam, wenn es darum ging, Menschen davon abzuhalten, «Fehlinformationen» weiterzugeben. Gemäß Lisa Fazio, Hauptautorin und Psychologin an der Vanderbilt University, war sie aber vergleichbar mit anderen Maßnahmen, wenn das Ziel war, Menschen zu helfen, «Wahrheit» von «Unwahrheit» zu unterscheiden. Dies verdeutlicht van der Linden zufolge die Notwendigkeit vielseitiger Ansätze, die psychologische und «harte strukturelle» Lösungen kombinieren.
Kommentar Transition News:
Das Beispiel der Studie über Ansichten zum Klimawandel offenbart, worauf solche Arbeiten abzielen: ein offizielles Narrativ zu zementieren. Die «Fehlinformation» ist nämlich, dass «97% der Wissenschaftler» der Meinung sind, der Mensch sei für den «Klimawandel» verantwortlich. Selbst der Guardian räumte das schon 2014 ein. Wahr ist hingegen, dass über 31.000 US-Wissenschaftler eine Petition unterzeichnet haben, die der These der anthropogenen Klimaerwärmung widerspricht. Die Unterstützer dieser These kritisieren dabei insbesondere, dass manche Unterzeichner keine Fachleute der Klimaforschung sind. Doch das behauptet die Petition gar nicht. Dort ist von «American scientists» die Rede. Sie fordern die US-Regierung auf, das Kyoto-Protokoll von 1997 und ähnliche Maßnahmen abzulehnen.
Der Witz dabei ist allerdings, dass für den Wahrheitsgehalt beide Zahlen irrelevant sind, denn Wissenschaft funktioniert nicht demokratisch. Es geht darum, eine Hypothese zu bestätigen oder zu widerlegen, unabhängig von der Anzahl von Wissenschaftlern, die sich dafür oder dagegen aussprechen. Albert Einstein machte das klar, nachdem er seine Relativitätstheorie vorgestellt hatte: Hundert Wissenschaftler veröffentlichten 1931 das Buch «One Hundred Authors against Einstein», um seine Hypothese zu widerlegen. Einstein erwiderte, dass man dafür nicht das Wort von hundert Wissenschaftlern bräuchte, sondern lediglich einen Fakt.
Man kann nur hoffen, dass diese Art von dilettantischer «Impfung» nach hinten losgeht. Die folgenschwersten Fehlinformationen stammen nämlich von den großen Medien, nicht von den kleinen unabhängigen, gegen die solche Projekte offensichtlich angelegt sind. Meistens ist die Propaganda der «zuverlässigen Quellen» allerdings subtiler: Sie erreicht ihr Ziel oft durch Auslassung wichtiger Informationen. Diese Technik ist in der Tat eine Epidemie.
Tatsächlich ist es so: Hat man die Mechanismen der «Mainstream»-Propaganda einmal durchschaut, ist man «geimpft» und gegen diese Manipulation meistens immun.
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