Die Zukunft des digitalen Geldbörsen-Programms der thailändischen Regierung ist ungewiss. Die dritte Phase des populistischen Geldausschüttungs-Systems steht derzeit auf dem Prüfstand. Grund sind laut Medienberichten unter anderem drohende US-Strafzölle auf thailändische Exporte.
Ende letzten Jahres hatte Thailand ein als Konjunkturhilfe etikettiertes Programm in Höhe von umgerechnet gut 12 Milliarden Euro auf den Weg gebracht, welches an digitale Geldbörsen geknüpft sein sollte. Vorgesehen waren Zahlungen von 10.000 Baht (ca. 270 Euro) an 45 Millionen Bürgerinnen und Bürger, die vor Ort Geld ausgeben würden, um die thailändische Wirtschaft anzukurbeln. Jetzt wurde die umstrittene Maßnahme jedoch vorläufig ausgesetzt.
In den ersten beiden Phasen ab September 2024 wurden die Gelder zunächst an schutzbedürftige Gruppen und ältere Menschen verteilt. Dabei war allerdings noch keine digitale Wallet beteiligt, sondern dieser Bezug rührt von Wahlkampfversprechen des Vorjahres her, wie die Bangkok Post schreibt.
Beide Phasen hätten nur begrenzte wirtschaftliche Impulse geliefert. Die berechtigten Empfänger mussten damals ihre PromptPay-Konten (eine Mobile-Banking-App) mit ihrer Ausweisnummer verknüpfen und konnten so das Geld direkt auf ihr Bankkonto erhalten. Berichten zufolge hoben viele sofort nach Erhalt der Zahlung die volle Summe in bar ab, was zu einem Anstieg der Bankbesuche und Abhebungen im ganzen Land führte.
In der Anfang 2025 gestarteten dritten Phase wird die digitale Geldbörse «Thang Rath» benötigt, eine Regierungs-App mit biometrischem Gesichtsabgleich. Diese Stufe richtet sich an knapp drei Millionen junge Thailänder im Alter von 16 bis 20 Jahren. Eine Abhebung des Geldgeschenks in bar ist diesmal ausgeschlossen.
Durch die digitale Bindung würde sich das Helikoptergeld nun tatsächlich nur verwenden lassen, wenn man sich an die von Anfang an im Raume stehenden Bedingungen hält: Das elektronische Geld sollte nur in einem Umkreis von vier Kilometern vom Wohnort des Empfängers ausgegeben werden und sechs Monate lang gültig sein.
Die Auszahlungen sollten Ende des zweiten oder Anfang des dritten Quartals 2025 beginnen. Das wird nun wegen der Suspendierung bis auf weiteres nicht erfolgen; die Verknüpfung von digitalem Geld mit biometrischen Daten – und damit die Konditionierung der Bürger – ist aber erfolgt.
Thailand ist ohne Zweifel voll auf Digitalisierungskurs. Die allgemeine nationale digitale Identität, die vom Ministerium für digitale Wirtschaft und Gesellschaft vorangetrieben wird, befindet sich zum Beispiel in der zweiten Phase. Vor kurzem berichteten wir auch über die obligatorische «Digital Arrival Card» für die Einreise in das Land, die eine Erklärung zu Impfstoffen beinhaltet.