Seit einem Jahr ist es ruhig geworden um die Frage des ukrainischen Getreideexports angesichts des Krieges in dem Land. In den ersten 18 Monaten seit der russischen Invasion war dieses Thema sehr stark präsent. Was ist aus diesen Exporten geworden?
Zur Erinnerung: Verschiedene ukrainische Häfen sind nun von Russland besetzt – insbesondere am asowschen Meer. Und der Landweg per Bahn ist problematisch, weil an der Grenze ein Spurwechsel von der Breitspur zur Normalspur vorgenommen werden muss.
Deshalb konnte ein Getreideabkommen abgeschlossen werden, das der Ukraine den gefahrlosen Export über die verbleibenden Schwarzmeerhäfen erlaubte. Als Russland dieses Mitte 2023 nicht mehr erneuerte, richtete die Ukraine einen Korridor ein, bei dem Schiffe aus Schwarzmeerhäfen wie Odessa über eine Route verkehren, die keine internationalen Gewässer berührt. Kiew hat die Route militärisch gesichert und ein Versicherungsprogramm für Schifffahrtsunternehmen aufgelegt. Die Schiffe fahren nahe an der ukrainischen Küste. Dann verläuft die Route durch Rumänien, Bulgarien und durch türkische Gewässer. Was als «vorläufig passabler Ausweg» bezeichnet wurde, funktioniert bestens.
Die verfügbaren Zahlen sind zwar nicht taufrisch (siehe hier und hier), aber sie zeigen, dass seit der Einrichtung eines eigenen Schwarzmeerkorridors im August 2023 die Ukraine ihre Getreideexporte stark vermehrt hat. Im Wirtschaftsjahr 2024/25 wurde bisher bereits doppelt so viel Weizen wie im Vorjahr exportiert. Maisexporte stiegen auf 1,5 Millionen Tonnen, und auch die Gerstenausfuhren legten deutlich zu.
Die EU bleibt ein Hauptabnehmer: Besonders Rapssaat und Sonnenblumenöl verzeichneten einen Importboom, mit Mengensteigerungen von über 100% im Vergleich zu 2023. Allerdings wirkt sich die Trockenheit negativ auf das Gesamtvolumen aus: Die Getreideernte wird auf 71,8 Millionen Tonnen geschätzt, fast 12 Millionen Tonnen weniger als 2023.
Die Exporte von Weizen und Mais könnten laut Prognosen um 16% beziehungsweise 25% zurückgehen. Dennoch bleibt die Ukraine konkurrenzfähig, besonders in Asien und Nordafrika, wo preisliche Vorteile oft entscheidend sind. Spanien hat sich auch als führender Importeur positioniert, während auch die Nachfrage aus der Türkei und Marokko zunimmt.
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