Der Wirtschaftsjournalist Norbert Häring hat sich einen neuen Filmbeitrag angeschaut, in dem das Weltwirtschaftsforum seine Pläne vorstellt. Seine Rezension fällt vernichtend aus.
Nachdem die Gegenwart kurz «als schaurige Dystopie» vorgeführt werde, würden die vermeintlichen Retter vorgestellt, schreibt Häring. Und in der Tat: Neben Prof. Klaus Schwab, Gründer des World Economic Forum im Jahr 1971, werben im Film unter anderem noch der britische Thronfolger Charles, die Chefin des Internationalen Währungsfonds und der Generaldirektor der Vereinten Nationen für den Großen Neustart .
Schwab mache gleich zu Beginn Angst mit der Feststellung: «Jetzt ist es Zeit, das System für die Nach-Corona-Zeit zu gestalten.»
Der Chef von Mastercard, Ajay Banga, trage vor, wie dieser Übergang aus Sicht der Unternehmen zu bewerkstelligen sei: «Damit es funktioniert, muss es der Privatsektor zu einem Teil seines Geschäftsmodells machen». Dafür brauche man «enormes Vertrauen zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor, das sehr schwer zu erreichen ist.» Die Staaten vertrauten den Unternehmen inzwischen viel mehr Daten zur freien Verarbeitung an.
Klingt nicht gerade neu, bemerkt Häring und fragt sich deshalb, was das alles soll. Seine Vermutung: Ein Bedürfnis nach Neustart liege in der Luft. Für den Club der Milliardäre gehe es darum, sich nach der Coronakrise an die Spitze zu setzen.
Und so verwundert es Häring nicht, dass Schwab in einer Presseerklärung diese Sichtweise verbreitet: «Der ’Great Reset’ wird von uns verlangen, alle Stakeholder der globalen Gesellschaft in eine Gemeinschaft mit gemeinsamen Interessen, Zielen und Handlungen zu integrieren.»
Im Video (ca. 60 Min., siehe unten) schließlich werde er noch deutlicher, was den Anspruch der Monopolisierung der Debatte angeht: «Diese Initiative wird jeden auf der Welt integrieren, der eine Stimme hat und der einen besonders innovativen Vorschlag zur Verbesserung der Lebensbedingungen hat.»
Um weltweit all diese Erneuerer zu finden, fahre das Weltwirtschaftsforum in den nächsten sechs Monaten bis zum Davoser Treffen seine Tentakeln aus, die es bisher weitgehend im Verborgenen gelassen habe.
Dazu würde ein Netzwerk von knapp 10’000 «Global Shapers», in 428 Städten (Hubs) und 148 Ländern aktiviert. Das aber sei erst der Anfang. Wer sich als potentiell «wirkmächtig und damit gefährlich herausstellt», werde «umgarnt, als Sprecher zu wichtig scheinenden Versammlungen in allen Teilen der Welt geflogen, mit Jobangeboten, Fördermitteln und sonstiger Unterstützung geködert» — und am Ende «unmerklich in einem Netz von Abhängigkeiten verstrickt, aus dem er oder sie sich kaum noch befreien kann, ohne in die Bedeutungslosigkeit abzustürzen».
So werde sichergestellt, daß keine Reformbewegung außer Kontrolle gerät, resümiert Häning.