Der Berg Orvilos, ein wichtiger Naturraum in der griechischen Region Serres an der bulgarischen Grenze, wurde von einem verheerenden Brand heimgesucht, der sage und schreibe 29 Tage lang wütete. Am Freitag wurde er gelöscht. Die ungewöhnlich lange Dauer des Feuers und das scheinbare Desinteresse der zuständigen Behörden haben viele Fragen aufgeworfen, wie zum Beispiel das griechische Portal Pronews.gr gestern schrieb. Eine mögliche Erklärung für diese beunruhigenden Ereignisse wurde kürzlich im Regionalrat von Zentralmakedonien durch die Zeugenaussage von Stadtrat Vassilis Rokos aus Serres geliefert.
Seine dokumentarische Zeugenaussage bringt Licht in die besorgniserregende Situation und legt nahe, dass gesetzliche Schlupflöcher ausgenutzt wurden, um nachträglich die Genehmigung für Windkraftanlagen in zuvor geschützten Gebieten zu erlangen.
Rokos schilderte, dass in der Vergangenheit für genau jene Gebiete, die durch Feuer zerstört wurden, Anträge zur Installation von Windturbinen gestellt worden waren. Diese Anträge wurden jedoch entweder von der Regulierungsbehörde für Energie (RAE) oder von der Forstbehörde abgelehnt. Ein entscheidender Grund für die Ablehnungen lag darin, dass für den Bau der Windkraftanlagen erhebliche Eingriffe in die Waldgebiete erforderlich gewesen wären, wie etwa das Anlegen breiter, unbefestigter Straßen für den Transport der gigantischen Anlagen.
Zwischen Krieza und Petries nach dem Waldbrand vom Juli 2024. Foto: Daniel Funk
In seiner Aussage vor dem Regionalrat führte Rokos detailliert aus, dass genau in diesen Gebieten kurz nach den Ablehnungen Brände ausbrachen. Es sei auffällig, dass in vielen Fällen die Feuerbekämpfung verzögert wurde, wodurch die Zerstörung noch verheerender ausfiel.
«Zufälligerweise brachen in beiden Gebieten (auf dem Berg Orvilos und im benachbarten Menoikio, Anmerkung der Redaktion) Brände aus, und die Feuerwehr hat seit fünf Tagen keine Hilfe aus der Luft geleistet, und das Feuer wütet nun schon den 26. Tag», betonte Rokos.
Ein besonders brisanter Punkt in der Aussage von Rokos betrifft die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die offenbar so formuliert wurden, dass nach einem Brand in einem zuvor bewaldeten Gebiet eine erneute Beantragung und Genehmigung für die Installation von Windturbinen möglich wurde. Das griechische Gesetz sieht vor, dass zerstörte Wälder wiederaufgeforstet werden müssen und eine Änderung der Nutzungsweise verboten ist.
Allerdings existiert seit 2014 eine Ausnahmeregelung, die es erlaubt, Projekte zur Nutzung erneuerbarer Energien auch in aufgeforsteten Gebieten zu realisieren, da diese Projekte angeblich keine Nutzungsänderung darstellen.
Rokos führte weiter aus, dass der Staatsrat, das höchste Verwaltungsgericht Griechenlands, im Jahr 2012 eine entscheidende rechtliche Wende vollzog. Diese Wende ermöglichte es, selbst in aufgeforsteten Gebieten Windkraftanlagen zu installieren, was zuvor kategorisch ausgeschlossen war. Diese Entscheidung, zusammen mit den Gesetzesänderungen von 2014, schuf die Voraussetzungen dafür, dass abgelehnte Windkraftprojekte in den nach einem Brand «unbewaldeten» Gebieten doch noch realisiert werden konnten.
In seiner Schlussfolgerung hob Rokos die Dringlichkeit hervor, diese vermeintlich «zufälligen» Brände und die darauf folgenden Genehmigungen kritisch zu hinterfragen. «Es ist äußerst merkwürdig, dass in so vielen Fällen Gebiete, die zuvor bewaldet waren und in denen Anträge für Windkraftanlagen abgelehnt wurden, nach einem Brand plötzlich für die Installation dieser Anlagen freigegeben werden», sagte Rokos.
Kommentar von Transition News
Die griechische Regierung nennt das, was oben beschrieben wurde, zynisch grüne Energiewende. Gibt es Hoffnung? Ich habe hier und hier ausführlich über die verheerenden Waldbrände im Norden Euböas und die gleichzeitigen Feuer im Norden Athens berichtet. Diejenigen im Norden der Insel Euböas brachen an verschiedenen Stellen gleichzeitig aus, obwohl es windstill war – und 14 Tage nachdem die Lokalbehörden die Genehmigung für Windkraftanlagen verweigert hatten.
Es bestand der Verdacht, dass man diese Projekte trotzdem realisieren würde. Das ist bisher nicht geschehen – wohl wegen des entschlossenen Widerstandes der Lokalbevölkerung. Dieser geht bis zu Drohungen, solche Anlagen würden umgehend gesprengt. Bisher wurden deshalb die kleinteilige, nachhaltige Landwirtschaft und die touristischen Familienbetriebe, die sich dem Massentourismus verschließen, verschont.
Es gibt also Hoffnung. Aber so lange es die Gesetze ermöglichen, nach einem Waldbrand etwas anderes zu realisieren als die Wiederherstellung des Zustandes vor dem Feuer, ist die Versuchung sehr groß, etwas nachzuhelfen. Sei es im Norden von Athen, wo der Siedlungsdruck hoch ist, es aber viele kleine Wälder gibt, oder in Gebieten mit stetem Wind, wo es sich wirtschaftlich lohnen würde, Windräder aufzustellen. Die griechische Regierung will die Stromproduktion auch zu einem lohnenden Exportprodukt machen.
Abschreckendes Beispiel ist der Süden der Insel Euböa, der komplett mit Windrädern zugepflastert wurde. Das Foto oben zeigt dieses Gebiet, wo es diesen Sommer in unmittelbarer Nähe von bereits funktionierenden Windturbinen brannte.
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