Der Finanzwissenschaftler Stefan Homburg hat sich auf seinem Telegram-Kanal mit dem Höhenflug des Dollars auf den höchsten Stand seit 2007 beschäftigt. Sein Urteil: «Es ist kein bloßes Währungsphänomen – es ist ein Symptom globaler Ungleichgewichte.»
Dieser Anstieg spiegelt laut Homburg nicht etwa die Stärke der US-Wirtschaft wider, sondern die tiefgreifenden strukturellen Schwächen anderswo. Dazu gehören Europas Deindustrialisierung, Japans Stagnation und Chinas Kapitalflucht. In einer Welt, die von Staatsverschuldung, gescheiterten Energiepolitiken und geldpolitischer Verantwortungslosigkeit geprägt sei, fließe das Kapital zum am wenigsten dysfunktionalen Akteur – und das seien derzeit noch die Vereinigten Staaten.
Grafik: Stefan Homburg; Höhenflug des Dollars
Doch eines müsse klar sein, so Homburg: Ein starker Dollar sei ein zweischneidiges Schwert. Er erdrücke Schwellenländer, verschärfe die globale Ungleichheit und stranguliere die US-Exporte. Noch gefährlicher sei jedoch die Selbstzufriedenheit in Washington – der starke Dollar verdecke die eigene fiskalische Erosion und das untragbare Defizit.
«Die Lektion lautet nicht, dass der Dollar unbesiegbar ist. Die Lektion ist, dass das Vertrauen in andere Währungen noch schneller zerbricht», betont der Finanzexperte.
Auch zu Trumps Entscheidung, die Zölle auf chinesische Waren auf 125 Prozent anzuheben, hat sich Homburg geäußert. Diese führe zu einer kumulativen Zollbelastung von 104 Prozent auf Importe im Wert von 439 Milliarden US-Dollar. Das sei kein bloßer protektionistischer Reflex, sondern eine kalkulierte wirtschaftliche Gegenoffensive.
Über Jahrzehnte hinweg habe der Westen, insbesondere Europa, asymmetrische Handelspraktiken hingenommen, seine Industrie ausgelagert und im Gegenzug Deflation und Abhängigkeit importiert. Trump hingegen erkenne, was seine Vorgänger ignoriert hätten: Handelspolitik sei nationale Politik. Zölle seien kein Zeichen von Isolation, sondern Instrumente der Verhandlungsmacht und strategischen Neuausrichtung.
Dass inzwischen über 75 Staaten aktiv Handelsabkommen mit den USA anstrebten, während Trump ein gezieltes 90-tägiges Zollmoratorium gewähre, verweise auf etwas Tieferes: Die USA würden sich neu positionieren – als unverzichtbarer wirtschaftlicher Anker der Welt. Nicht durch Krieg, nicht durch Ideologie, sondern durch souveräne Vertragspolitik.
Dies sei kein «Handelskrieg» im klassischen Sinn, es sei eine strategische Entkopplung von einem Regime, das Handel, Währung und Einfluss als geopolitische Waffen einsetzt. Die EU hingegen verharre im Schweigen – gefangen in bürokratischer Lähmung und ESG-Ideologie, während ihre Industrie schleichend verfalle.
Trumps Zoll-Doktrin ist Homburg zufolge eindeutig: «Verhandle auf Augenhöhe – oder bezahle für deine Asymmetrie. Das ist Realpolitik in ökonomischer Form. Und sie zeigt Wirkung.»