Die israelische Zeitung Haaretz kritisierte vor kurzem die Art und Weise, wie Kommentatoren und «Experten» des rechtsextremen TV-Senders Channel 14 die humanitäre Krise im Gazastreifen darstellen, insbesondere im Hinblick auf die Hungersnot. Die Krise werde nicht als moralische Frage, sondern als Problem der Öffentlichkeitsarbeit betrachtet. Es gehe dem Kanal nicht darum, Tod oder Leid zu verhindern, sondern Bilder von hungernden Kindern zu vermeiden, die internationalen Druck zur Beendigung des Krieges auslösen könnten.
Die von Haaretz wiedergegebenen Zitate offenbaren in der Tat eine zynische, entmenschlichende Haltung, bei der die Bevölkerung des Gazastreifens in einem Zustand gehalten wird, in dem sie gerade mal so eben nicht verhungert, um die Militäroperationen ohne globale Gegenreaktion fortsetzen zu können. Die wirkliche Bedrohung ist in den Augen von Channel 14 nicht die massive Hungersnot selbst, sondern der sichtbare Beweis dafür. So konstatierte der politische Korrespondent Moti Kastel in Bezug auf die Folgen der Verweigerung der Einfuhr von neun Lastwagen mit Babynahrung nach Gaza:
«Und dann werden wir auf ein Phänomen stoßen, das wir nicht sehen wollen, zumindest nicht aus der Perspektive der internationalen Gemeinschaft, nämlich Bilder von Babys, die verhungern, und dergleichen.»
Der Sprecher der Likud-Partei, Guy Levi, erklärte:
«Man braucht nur ein Bild von einem kleinen Ort, an dem 5000 hungrige Kinder leben, deren Haut an ihren Knochen klebt, und der Krieg könnte morgen zu Ende sein. Sie müssen nicht einmal sterben.»
Der politische Korrespondent Tamir Morag fügte laut Haaretz seinen eigenen «pseudo-wissenschaftlichen Anstrich» hinzu. Das Ziel sei ihm zufolge, «die Bevölkerung in Gaza oberhalb der Schwelle der Unterernährung zu halten, damit man nicht den Anblick von verhungernden Gaza-Bewohnern hat, was internationalen Druck auslösen würde, der zur Beendigung des Krieges führen würde.»
Die Anwältin Iska Bina ließ sich gemäß der Zeitung jedoch nicht überzeugen. Sie habe argumentiert, dass die Hamas weiterhin Bilder von hungrigen Kindern verbreiten werde, selbst wenn Israel Hilfe leiste. Ihre Schlussfolgerung: Lasst sie weiter hungern!
Haaretz schließt:
«Und so ging die Debatte – im nationalen Fernsehen – über die Schwierigkeit, heutzutage Millionen Menschen verhungern zu lassen, weiter. Zweifellos war das Leben derjenigen, die die Bevölkerung hungern lassen, früher einfacher. Wenn die israelische Öffentlichkeit doch nur ungestört ‹das Bild eines kleinen Ortes› genießen könnte, an dem ‹5000 hungrige Kinder leben, deren Haut an ihren Knochen klebt›, ohne sich ständig Gedanken darüber zu machen, was ‹die Welt› – dieses lästige Wesen – dazu sagen könnte.»