Jeder, der in den letzten Jahren nach Indien gereist ist, wird an den großen Flughäfen des Landes ein neues Identifikationssystem namens DigiYatra bemerkt haben. Yatra ist Hindi und bedeutet «wandern» oder «reisen», und die Idee ist, die traditionelle Bordkarte aus Papier bei Flugreisen durch Gesichtserkennung zu ersetzen.
Die Vorteile sollen Schnelligkeit und Bequemlichkeit sein. Um das System zu nutzen, müssen die Passagiere eine App auf ihr Telefon herunterladen und ihre biometrischen Daten vor der Reise hochladen. Nach Ansicht der Befürworter des Systems ist dies «die Zukunft des Flugverkehrs».
Das System sei jedoch auf erhebliche Kritik gestoßen, berichtet Freedom Research. Einer Umfrage zufolge wurden in etwa einem Drittel der Fälle die Daten von Personen in das System aufgenommen, ohne dass diese von dem Vorgang wussten. Das heißt, auf Initiative des Flughafenpersonals, das den Passagieren die Gründe dafür nicht erklärte.
Weitere 15 Prozent der Nutzer gaben an, dass sie dem Programm nur beigetreten seien, weil sie keinen regulären Zugang mehr finden konnten. Die Internet Freedom Foundation, eine indische Nichtregierungsorganisation für digitale Rechte, habe auch die Frage der Beeinträchtigung der Privatsphäre der Nutzer des Systems und den Mangel an institutioneller Rechenschaftspflicht und Transparenz bemängelt.
Freedom Research weist darauf hin, dass das System von einem privaten Unternehmen eingerichtet wurde und sich noch immer im Besitz einer NGO befindet, wobei die staatliche Airports Authority of India etwas mehr als ein Viertel des Unternehmens hält. Nach indischem Recht sei das Konsortium als Privatunternehmen daher nicht verpflichtet, Anträgen auf Auskunftserteilung zu folgen und die genaue Verwendung der Daten offenzulegen.