Ende 2024 hatte Bill Gates für Empörung in Indien gesorgt, weil er das Land in einem Podcast mit Reid Hoffman als «eine Art Labor zum Ausprobieren von Dingen» bezeichnet hatte. Wie The Defender berichtet, wurden Gates’ Äußerungen weithin verurteilt. Viele Inder hätten Gates in den sozialen Medien vorgeworfen, ihr Land zu einem bloßen Experimentierfeld für westliche Interessen zu machen. Eine weit verbreitete Nachricht auf X hätte die Stimmung so auf den Punkt gebracht:
«Indien ist ein Labor, und wir Inder sind Versuchskaninchen für Bill Gates. Diese Person hat jeden gesteuert, von der Regierung über die Oppositionsparteien bis hin zu den Medien. Sein Büro arbeitet hier ohne FCRA, und unser Bildungssystem hat ihn zu einem Helden gemacht! Ich weiß nicht, wann wir aufwachen werden!»
FCRA beziehe sich auf den Foreign Contribution (Regulation) Act, der ausländische Spenden regele, um sicherzustellen, dass sie dem nationalen Interesse nicht schaden, erläutert The Defender.
Die Kontroverse um Gates’ Aussagen ist nun wieder aufgeflammt, nachdem bekannt wurde, dass Indien als erstes Land zwei genmanipulierte Reissorten offiziell freigegeben hat: Kamala (DRR Dhan 100 Kamala) und Pusa DST Rice 1. Diese Sorten werden nicht als gentechnisch veränderte Pflanzen eingestuft.
Im Gegensatz zu herkömmlichen gentechnisch veränderten Pflanzen, bei denen man absichtlich fremde DNA einführt, werden bei diesen gentechnisch veränderten Sorten die CRISPR-Cas-Technologien SDN-1 und SDN-2 eingesetzt, von denen oft behauptet wird, dass sie nur vorhandene Gene verändern.
Diese Behauptung halte einer Überprüfung nicht stand, betont The Defender. Dennoch werde diese angebliche Unterscheidung von der Agro-Biotech-Industrie massiv gefördert, um sicherzustellen, dass gentechnisch veränderte Pflanzen die strengen Vorschriften zur biologischen Sicherheit und die für gentechnisch veränderte Pflanzen vorgeschriebenen mehrjährigen Feldversuche umschiffen.
Die Befreiung gentechnisch veränderter Nutzpflanzen von strengen Biosicherheitsprüfungen wecke jedoch Bedenken hinsichtlich möglicher Gesundheits- und Umweltrisiken. Denn obwohl diese Technologie von der Industrie für ihre «Präzision» gepriesen werde, habe diese Einschätzung mehr mit Öffentlichkeitsarbeit als mit Wissenschaft zu tun. Selbst kleine genetische Veränderungen könnten unvorhersehbare Auswirkungen haben, warnt The Defender.
Der Harvard-Biotechnologe George Church habe CRISPR sogar als «stumpfe Axt» bezeichnet und vor schwerwiegenden unbeabsichtigten Folgen und Risiken gewarnt. Kritiker würden grundsätzlich argumentieren, dass transparente, unabhängige Tests erforderlich wären, bevor gentechnisch veränderte Nutzpflanzen auf breiter Front eingeführt werden.
Die derzeitige behördliche Ausnahmeregelung in Indien werde als verfrüht und möglicherweise rechtswidrig angesehen, zumal der Oberste Gerichtshof die landwirtschaftliche Genmanipulation weiterhin unter die Lupe nehme, teilt The Defender mit. Aktivisten würden behaupten, «dass die Aufsichtsbehörden unter dem Druck von Biotech-Interessen stehen, um Sicherheitsprotokolle zu umgehen und die öffentliche und wissenschaftliche Kontrolle zu marginalisieren».
Weiterer Kritikpunkt: Obwohl diese Sorten vom indischen Rat für landwirtschaftliche Forschung (ICAR) entwickelt wurden, weisen zivilgesellschaftliche Gruppen, insbesondere die Koalition für ein gentechnikfreies Indien, darauf hin, dass es sich bei Gen-Editing-Werkzeugen wie CRISPR/Cas9 um geschützte Technologien handele, «die Bedenken hinsichtlich der Saatgutsouveränität und der Rechte der Landwirte wecken».
Die zugrundeliegenden Patente könnten die Kontrolle der Unternehmen über die indische Landwirtschaft verstärken und die traditionellen Rechte der Landwirte untergraben, Saatgut aufzubewahren und auszutauschen.
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