In einem Exklusiv-Interview mit den Tamedia-Zeitungen äussert sich nun der scheidende sozialdemokratische Schweizer Gesundheitsminister, Bundesrat Alain Berset, zu den Vorwürfen, wonach es in seinem Departement während der Corona-Zeit ein Leck gab und sich seine Mitarbeiter und der Verlag der Boulevardzeitung Blick im Hintergrund Bälle zugespielt haben. Er kritisiert die parlamentarische Geschäftsprüfungskommissionen für ihre Fokussierung auf sein Departement. Berset betont, dass die Untersuchung in dieser Sache politische Gründe hatte und hebt die Bedrohungen gegen ihn und seine Familie im Zusammenhang mit den Leaks hervor.
Im Interview werden auch die möglichen politischen Auswirkungen der Leaks thematisiert , wobei Berset darauf hinweist, dass die Indiskretionen die Kommunikation der Coronamassnahmen gestört und die Arbeit des Bundesrats negativ beeinflusst hätten. Berset dementiert klar, dass die Vorwürfe ein Grund für seinen Rücktritt waren, und betont, dass er nie Angst vor der Untersuchung hatte.
Der verdiente, aber von den Leitmedien gemiedene Wirtschaftsjournalist Lukas Hässig nimmt heute das Interview auf seiner Plattform Inside Paradeplatz unter die Lupe. Hässig beleuchtet dabei die spezielle Rolle von Marc Walder, dem CEO von Ringier. Walder wird als Schlüsselfigur bei der Implementierung von Massnahmen und der Spaltung der Schweiz in Bezug auf die Corona-Massnahmen dargestellt. Er soll dem Bundesrat konkrete Vorschläge für ein Impfregime bei Grossunternehmen wie Credit Suisse und Zurich gemacht haben und aktiv in die Pandemiebekämpfung involviert gewesen sein – dies ohne offizielles Mandat, und ohne, dass das damals transparent gemacht wurde. Sekundiert wurde diese Vorgehen von der Ringier-Boulevard-Zeitung Blick.
Berset verteidige sich damit, dass sich sein Intimus Walder stark für die Pandemiebekämpfung interessiert habe und regelmässig mit Ideen auf die Regierung zugekommen sei, so Hässig. Ein Beispiel sei ein Pilotprojekt für die «Impfung» in Grossunternehmen, an dem auch die Zürich Versicherungen und die mittlerweile verflossene Credit Suisse beteiligt waren.
Sicher ist, dass die Leaks und das sich gegenseitige Zuspielen von Bällen die Arbeit im Bundesrat stark belastet haben. Das Verhältnis der Kolleginnen und Kollegen ist schon seit geraumer Zeit stark zerrüttet. Der damalige Finanzminister Ueli Maurer (SVP ZH) traute sich zum Beispiel aus Furcht vor Indiskretionen nicht mehr, Mitberichte zu Vorlagen anderer Departemente in seinem Stab zu schreiben und dann vorab im Bundesrat zirkulieren zu lassen. Er schrieb und verteilte sie selber. Ob sich das mit dem Rücktritt von Berset ändert?