Die Palästinenser im Gazastreifen werden seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober kollektiv bestraft. Bereits mehr als 5000 Menschen sind laut den Vereinten Nationen (UN) dem israelischen Beschuss zum Opfer gefallen. 62 Prozent davon seien Frauen und Kinder. Die Verletzten werden auf mehr als 15’000 beziffert.
Etwa 600’000 Palästinenser sind gemäss der UN Binnenvertriebene. Es stellt sich darum die Frage, warum die Nachbarländer Ägypten und Jordanien diese nicht aufnehmen. Die beiden Länder, die an den Gazastreifen beziehungsweise das besetzte Westjordanland grenzen, haben dies strikt abgelehnt. AP nannte die Gründe dafür.
Die Presseagentur berichtet, dass sich der ägyptische Präsident Abdel Fattah el-Sissi am vergangenen Mittwoch in seiner bisher schärfsten Form geäussert hätte. Ihm zufolge gehe es beim derzeitigen Krieg nicht nur um den Kampf gegen die im Gazastreifen herrschende Hamas. Auch sei hier ein Versuch erkennbar, die Zivilbevölkerung zur Auswanderung nach Ägypten zu bewegen. Der 68-jährige warnte davor, dass dies den Frieden in der Region zerstören könnte.
Der jordanische König Abdullah II. hatte sich einen Tag zuvor ähnlich geäussert und klargemacht: «Keine Flüchtlinge in Jordanien, keine Flüchtlinge in Ägypten.» In Jordanien gibt es bereits eine grosse palästinensische Bevölkerung.
Gemäss AP beruht die Weigerung der beiden Länder auf der Befürchtung, dass Israel eine dauerhafte Vertreibung der Palästinenser in ihre Länder erzwingen und die palästinensischen Forderungen nach Eigenstaatlichkeit zunichte machen wolle. El-Sissi sagte auch: Ein Massen-Exodus berge die Gefahr, dass Militante auf die ägyptische Sinai-Halbinsel gelangten und von dort aus Angriffe auf Israel verüben könnten. Dies würde den 40 Jahre alten Friedensvertrag zwischen den beiden Ländern gefährden. AP weiter:
«Vertreibung ist ein wichtiges Thema in der palästinensischen Geschichte. Im Krieg um die Gründung Israels im Jahr 1948 wurden schätzungsweise 700’000 Palästinenser vertrieben oder flohen aus dem Gebiet des heutigen Israel. Die Palästinenser bezeichnen dieses Ereignis als ‹Nakba›, arabisch für ‹Katastrophe›. Im Nahostkrieg von 1967, als Israel das Westjordanland und den Gazastreifen eroberte, flohen weitere 300’000 Palästinenser, die meisten davon nach Jordanien.»
Der grösste Teil von ihnen würde in Lagern und Gemeinden im Westjordanland, im Gazastreifen, im Libanon, in Syrien und in Jordanien leben, ergänzte AP. Die Diaspora habe sich weiter ausgebreitet, und viele Flüchtlinge hätten sich ein Leben in den arabischen Golfstaaten oder im Westen aufgebaut.
Nachdem die Kämpfe im Krieg von 1948 eingestellt worden waren, habe sich Israel geweigert, den Flüchtlingen die Rückkehr in ihre Heimat zu gestatten. Seitdem habe Israel palästinensische Forderungen nach einer Rückkehr der Flüchtlinge als Teil eines Friedensabkommens mit der Begründung abgelehnt, dass dies die jüdische Mehrheit des Landes bedrohen würde.
Da sie ebenfalls eine dauerhafte Vertreibung befürchtet, lehnt übrigens auch die Hamas eine Auswanderung der Palästinenser ab.
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