Der israelische Soldat Shalom Sheetrit erklärte während einer Anhörung vor dem Ausschuss für Reservisten in der israelischen Knesset Mitte Juli: Er und seine Kameraden, die im militärischen Außenposten Pega in der Nähe des Gazastreifens stationiert waren, hätten den Befehl erhalten, am 7. Oktober 2023 ihre übliche frühmorgendliche Patrouille am Grenzzaun nicht durchzuführen. Dies berichtet The Cradle mit Bezug auf israelische Medien.
Sheetrit zufolge erhielten er und zwei weitere Soldaten um 5:20 Uhr am Morgen des 7. Oktobers einen Funkspruch, der etwa lautete:
«Ich weiß nicht, warum, aber es wurde befohlen, dass bis neun Uhr morgens keine Patrouillen am Zaun stattfinden dürfen.»
Sheetrit erklärte, dass Soldaten des Außenpostens jeden Morgen Patrouillen am Grenzzaun durchführten, «weil man in einem operativen Bataillon ist und das Teil der Aufgabe ist».
Während der Zeit, in der die Grenzpatrouille normalerweise durchgeführt worden wäre, überquerten Mitglieder des bewaffneten Flügels der Hamas, der Qassam-Brigaden, den Zaun und starteten ihren Angriff. Sie griffen auch den Außenposten Pega an und töteten dort 14 israelische Soldaten.
Sheetrit erklärte, dass die im Außenposten Pega stationierten Militäreinheiten für den Schutz des Kibbuz Be’eri verantwortlich waren, der ebenfalls von der Hamas angegriffen wurde. Er erläuterte:
«Leider waren wir der Aufgabe nicht gewachsen. Es standen Dutzende gegen Hunderte von Terroristen, 25 gegen 150, und so konnten wir leider nicht ankommen. Ich bin weit davon entfernt, ein Militärmann zu sein, der Antworten auf Fragen geben kann. Die Situation schmerzt mich genauso wie alle anderen.»
Nach Beginn des Angriffs setzte die israelische Luftwaffe Apache-Hubschrauber, Panzer und Drohnen ein, um den Kibbuz und die nahe gelegene Grenze zu Gaza zu beschießen, inklusive das Nova Music Festival. Die Opfer waren sowohl Hamas-Kämpfer als auch israelische Zivilisten. Dies geschah auf der Grundlage der sogenannten Hannibal-Direktive, die verhindern sollte, dass die Hamas Gefangene mit nach Gaza nimmt (wir berichteten zum Beispiel hier und hier). Die Todesfälle wurden allerdings schnell der Hamas angelastet. Sheetrit schloss seine Aussage:
«Im Nachhinein hätten wir vieles tun können, wir hätten auf die Beobachter hören können, wir hätten die Luftwaffe einsetzen können, aber all das ist nicht geschehen. Das ist das Versagen. Es ist kein Versagen der Kämpfer vor Ort, sondern der höheren Ebenen in der Armee, der Leute, die nach Eilat gefahren sind, obwohl wir sie eine Woche im Voraus über die Geheimdienstinformationen informiert hatten.»
The Cradle kommentiert:
«Der seltsame Befehl, die Routinepatrouillen entlang der Grenze zu Gaza einzustellen, ist ein weiterer Beweis dafür, dass die politischen und militärischen Führer Israels im Voraus von dem Plan der Hamas wussten, am 7. Oktober anzugreifen – und dies zuließen, um die Eroberung und ethnische Säuberung Gazas sowie den Bau jüdischer Siedlungen auf den Trümmern der bald zerstörten Städte des Gazastreifens zu rechtfertigen.
Israelische Militär- und Geheimdienstbeamte ignorierten in der Nacht vor dem Angriff sowie in den Wochen und Monaten zuvor zahlreiche Signale, die darauf hindeuteten, dass die Hamas einen groß angelegten Angriff plante, um Gefangene zu nehmen und gegen palästinensische Häftlinge auszutauschen.
Israelische Soldatinnen, die mit der Beobachtung der Aktivitäten an der Grenze zu Gaza beauftragt waren, warnten ihre Vorgesetzten mehrfach, dass ein Angriff unmittelbar bevorstehe, wurden jedoch ignoriert.»
Byoblu, das ebenfalls über diese Offenbarung berichtete, erinnert auch an die Entscheidung, am 5. Oktober 2023 100 Soldaten der israelischen Armee vom Patrouillendienst im Gazastreifen ins Westjordanland zu verlegen. Das Portal weist zudem auf die unerklärliche Wartezeit von fünf Stunden hin, die zwischen dem Beginn des Überfalls der Hamas auf den Kibbuz Re’im und dem Eingreifen der in der Nähe stationierten israelischen Streitkräfte verging. Das italienische Portal resümiert:
«Diese Elemente lassen nur eine einzige Hypothese zu: Israel hat die Ereignisse vom 7. Oktober bewusst begünstigt.»