Die Bevölkerung müsse mit dem Virus leben lernen und daher seien milde Massnahmen, die man über längere Zeit durchhalten müsse, am wirkungsvollsten. Das sei am Beispiel von Schweden deutlich geworden.
Diese erstaunlichen Aussagen stammen von Marcel Tanner, einem Mitglied der Covid-19-Taskforce des Bundes.
Er sei zuversichtlich, dass die getroffenen Massnahmen in zwei Wochen die Fallzahlen reduzieren würden. Im Gegensatz zu den Nachbarländern habe die Schweiz den sozial und wirtschaftlich verträglichsten Weg gewählt, meint Tanner gegenüber 20 Minuten.
Gehe die Schweiz in einen vollständigen Lockdown ohne weitere Massnahmen danach, riskiere sie einen Jo-Jo-Effekt.
Gemäss Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (SP) habe sich der Bundesrat wie im Frühling für einen Mittelweg entschieden, der zu unserem Land passe. Wichtiger als extreme Lösungen und grosse Worte sei, dass die Bevölkerung die Massnahmen mittrage.
Während Spanien, England, Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich Lockdowns verhängen, setzt der Bundesrat nun zu einem grossen Teil auf Eigenverantwortung.
Der sogenannte Sonderweg der Schweiz stösst jedoch bereits auf Kritik: Der Gesundheitsökonom Willy Oggier plädiert für eine Schliessung der Gastronomie und der Fitnesszentren nach österreichischem Vorbild. Ansonsten sei das Weihnachtsgeschäft, vor allem der Tourismus, in der Schweiz enorm gefährdet.
Auch müssten Ordnungsbussen ausgesprochen werden, wenn Menschen die aktuellen Massnahmen nicht einhalten würden. Je weicher die Massnahmen seien, desto härter müsse durchgegriffen werden, meint Oggier.