Dieser Beitrag liefert einen allgemeinen Eindruck der gegen Ivermectin verwendeten Argumente. Für ausführliche Antworten auf die einzelnen Argumente empfehlen wir Ihnen die FAQs sowie die ausgezeichnete, sehr vollständige Antwort von France-Soir auf den Artikel von 20minutes.fr. Auch die von Dr. Gérard Maudrux veröffentlichten Beiträge sind eine sehr gute Informationsquelle, insbesondere seine Kritik zu einem Artikel der AFP.
In den französischen und schweizerischen Medien häufen sich «fact-checking»-Artikel über Ivermectin. Diese Artikel sehen alle gleich aus, und es scheint, dass jeder sich darauf beschränkt, die gleichen Argumente zu wiederholen wie die Artikel, die vor ihm veröffentlicht wurden, und von Zeit zu Zeit ein weiteres Element hinzuzufügen. Abgesehen von der mangelhaften Argumentation sind die Artikel oft konfus und schlecht geschrieben. Am schlimmsten ist zweifellos der Beitrag von AFP, der nicht weit davon entfernt ist, unlesbar zu sein und den Eindruck erweckt, nur durch copy-paste erstellt worden zu sein.
Im Folgenden fassen wir die geläufigen Argumente zusammen. Da es nur wenige gibt, die ständig wiederholt werden, können Sie mit der Lektüre dieses Beitrags viel kostbare Zeit sparen.
1) Das «in vitro»-Argument
«Eine In-vitro-Studie zeigte, dass 100-mal höhere Ivermectin-Dosen als die maximal zulässige Dosis erforderlich waren, um eine antivirale Wirkung zu erzielen, so dass das Molekül nicht gegen Covid eingesetzt werden kann»
Das ist wahr, wie wir aus einer seit letztem Frühjahr vorliegenden In-vitro-Studie schliessen können. Nur ist diese Studie eben vom Frühling 2020 - seitdem wurden 36 klinische Studien veröffentlicht, darunter 18 randomisierte kontrollierte Studien, und fast alle zeigen einen Nutzen von Ivermectin. Wenn klinische Studien vorhanden sind, werden natürlich diese berücksichtigt, um das Interesse eines Moleküls zu bestimmen, nicht die In-vitro-Studien.
Dieses Argument sollte ausreichen, da es wenig Sinn macht, eine In-vitro-Studie zu verwenden, um die Ergebnisse klinischer Studien zu entkräften. Man könnte ergänzen, dass die in der Studie verwendeten Affennierenzellen nicht sehr repräsentativ für menschliche Lungenzellen sind, die Teil des Organismus eines lebenden Menschen mit einem funktionierenden Immunsystem sind. Eine In-vitro-Studie mit menschlichen Lungenzellen wird demnächst veröffentlicht und scheint zu bestätigen, dass eine niedrigere Dosis, die mit den üblichen Dosen übereinstimmt, ausreichend ist.
Es bestehen zudem mehrere Mechanismen der antiviralen Wirkung von Ivermectin, die in den FAQs detailliert beschrieben sind, und der in der Caly-Studie theoretisierte Mechnanismus ist nicht unbedingt der wahrscheinlichste. Ganz zu schweigen von der entzündungshemmenden Wirkung von Ivermectin, die wahrscheinlich eine wichtige Rolle für dessen klinische Wirksamkeit spielt (Zhang et al., 2008; Ci et al., 2009; Zhang et al., 2009).
«Man kann nicht auf zwei Hochzeiten tanzen», lautet das Sprichwort. Aber mindestens zwei der Faktencheck-Artikel verwenden schamlos zwei vollkommen widersprüchliche Argumente: «Eine In-vitro-Studie führt zu der Schlussfolgerung, dass das Molekül bei normalen Dosen unbrauchbar ist» und «Die In-vitro-Studien sind nicht repräsentativ, also können wir nichts über die Wirksamkeit von Ivermectin aussagen». Zusammenfassend kann man somit sagen, dass In-vitro-Studien nur dann repräsentativ sind, wenn es der Argumentation der «Faktenchecker» dient.
2) Das Argument der «Studien in Vorveröffentlichung»
«Die verfügbaren Studien sind oft in der Vorveröffentlichung, daher nicht peer-reviewed und nicht zuverlässig»
Nicht nur bei Ivermectin hat man sich seit Beginn der Pandemie auf vorveröffentlichte Daten verlassen. Warum? Die Antwort ist offensichtlich: Weil es im dringenden Kontext einer Pandemie nicht besonders klug wäre, Monate abzuwarten, bis eine Vorveröffentlichung zur Veröffentlichung gelangt, bevor man neue klinische Daten in Betracht zieht.
Wenn das unsere Experten stört, ermutigen wir sie, auch Behandlungen zu verurteilen, die allein auf der Grundlage von Daten aus vorveröffentlichten Studien angenommen wurden, wie Remdesivir, monoklonale Antikörper und Rekonvaleszenzplasma. Seltsamerweise kann ich mich nicht erinnern, dass sie sich damals daran gestört haben. Wahr ist, dass diese Behandlungen sowohl viel weniger wirksam als auch vor allem viel teurer sind. Und dass es seit Beginn dieser Pandemie eine regelrechte Liebesbeziehung zwischen einigen Journalisten oder «Experten» und unwirksamen und teuren Behandlungen gibt.
3) Das «Beobachtungsstudien»-Argument
«Die verfügbaren Studien sind meist Beobachtungsstudien, die weniger zuverlässig sind als randomisierte kontrollierte Studien.»
Das ist sehr, sehr falsch. Mit Stand Ende Januar gab es 18 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt über 2000 Patienten. 18! Und diese Zahl bezieht sich auf die Behandlungen, wir zählen nicht einmal diejenigen, die sich auf die Prävention beziehen, die in einigen der Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen behandelt werden! Selbst der älteste Fact-Checking-Artikel hätte sich nicht viel Mühe geben müssen, um 15 davon zu finden. Sie sind nämlich einfach zu finden.
Es gäbe einiges zu sagen über den Umgang mit veröffentlichten Studien, insbesondere über die Tatsache, dass «Fake-Checker», wenn sie eine Studie als Beispiel nehmen, um sie zu kritisieren, selbstverständlich eine Beobachtungsstudie und nicht eine der randomisierten kontrollierten Studien wählen, um sich die Aufgabe zu erleichtern. Das hindert sie aber nicht daran sehr falsch zu liegen, wie der France Soir-Artikel über die Rajter-Studie feststellte.
4) Das Argument der Autorität
«Viele offizielle Stellen erkennen Ivermectin nicht als Behandlung an, das bedeutet, dass es nicht wirksam ist.»
Dieses Argument ist das Lieblingsargument des Verfassers des AFP-Artikels, der uns mit beeindruckendem Eifer mit einer Sammlung von Nicht-Empfehlungen aus aller Welt behelligt - aus Mexiko, Südafrika, Frankreich, den USA ...
Es gibt zwei Probleme bei diesem Argument. Das erste ist, dass es sich nicht um ein Argument handelt. Autoritätsargumente sind die schwächsten Argumente in jeder Diskussion, wie wir buchstäblich seit dem Altertum wissen. Nur weil eine staatliche Stelle eine Intervention (noch) nicht bestätigt, heisst das nicht, dass sie nicht wirksam ist.
Ein Beweis durch Umkehrschluss: Wir wissen dank der Studie von John Ioannidis’ Team, dass Ausgangsbeschränkungen und Schliessungen von Betrieben höchstwahrscheinlich nicht zielführend sind. Das hindert die Regierung jedoch nicht daran, sie anzuwenden und zu befürworten. Regierungsentscheidungen und der Stand der Wissenschaft sind oft sehr unterschiedliche Dinge.
Das zweite Problem ist, dass diese Daten sehr schnell altern: Südafrika hat unter Druck seine Haltung zu Ivermectin geändert, das amerikanische NIH hat sein Urteil revidiert, Mexiko-Stadt hat es in seine Anti-Covid-Strategie integriert, usw.
5) Das Argument der Meta-Analyse
«Diese Meta-Analyse, die ich online gefunden habe, macht deutlich, dass die Ergebnisse nicht schlüssig sind»
Fake-Checker stossen hier auf ein grosses Problem. Es gibt vollständige Literaturübersichten und Meta-Analysen, von denen einige veröffentlicht oder vorveröffentlicht sind, wie zum Beispiel die von Dr. Pierre Kory, Dr. Tess Lawrie und Dr. Andrew Hill. Sie befürworten Ivermectin. Wenn man wirklich die Absicht hätte, die Wirksamkeit des Moleküls zu bewerten, wäre es das mindeste, diese Arbeiten zu zitieren. Da dies aber nicht die Absicht der Fake-Checker ist, ziehen sie es vor, auf weniger gründliche und weniger transparente Meta-Analysen zu verweisen, die im Internet gefunden werden (und nicht zur Veröffentlichung bestimmt sind) – die aber in die «richtige» Richtung gehen.
Bonus
Die folgenden zwei Argumente werden ausserhalb der Liste präsentiert. Das erste, weil es nicht wirklich zu den Argumenten der Faktencheck-Artikel gehört, jedoch auf Twitter sehr präsent ist. Das zweite, weil es ein «gültiges» Argument ist, und es deshalb nicht verdient, in der Liste der «schlechtesten Argumente» zu erscheinen.
1) Das «Hydroxychloroquin»-Argument
«Wir sind wieder bei Hydroxychloroquin, einem weiteren ‹Wundermittel›! Wir wissen, wie es endet!»
Das ist natürlich kein Argument: Moleküle sollten auf der Basis ihrer klinischen Wirksamkeit bewertet werden, nicht weil sie Gemeinsamkeiten haben, die nichts mit dieser Wirksamkeit zu tun haben. Was Hydroxychloroquin und Ivermectin gemeinsam haben, ist, dass sie beide alte, preiswerte Generika sind, die nicht von Big Pharma unterstützt werden.
Wie an anderer Stelle erklärt, ist die klinische Evidenz sehr unterschiedlich. Die Wirksamkeit von Hydroxychloroquin konnte in vielen randomisierten kontrollierten Studien nicht bestätigt werden, die von Ivermectin hingegen schon. Wenn eine Wirksamkeit für Hydroxychloroquin gezeigt wurde, dann meist in der frühen Phase der Erkrankung, während Ivermectin in allen Stadien nachweislich wirksam ist: bei der Vorbeugung, der frühen Behandlung und der verspäteten Behandlung im Krankenhaus. Letztlich ist die durchschnittliche Grössenordnung der Mortalitätsreduktion zwischen den beiden Molekülen ohnehin nicht vergleichbar.
Dieses Argument, beziehungsweise die Angst, dass es gegen sie verwendet würde, trägt sicherlich dazu bei, dass sowohl Journalisten als auch Ärzte das Risiko nicht eingehen wollen, Ivermectin positiv zu erwähnen. Das Trauma, das die Kontroversen um Hydroxychloroquin hinterlassen hat, hält sie davon ab.
2) Das Argument der fehlenden Daten - das einzig gute Argument!
«Es gibt nicht genügend Daten, um auf die Wirksamkeit von Ivermectin schliessen zu können.»
Dieses letzte Argument ist absolut vertretbar. Ja, es sind mehr randomisierte kontrollierte Studien nötig, um gewisse Instanzen, wie die WHO, davon zu überzeugen, die Behandlung zu validieren. Das ist wahr. Die Argumentation der Befürworter von Ivermectin ist, dass die bereits vorliegenden Daten so überzeugend und das Nutzen-Risiko-Verhältnis so günstig ist, dass es ethisch nicht vertretbar ist, noch länger zu warten, bis der Einsatz verallgemeinert wird.
Keiner der Autoren der drei grossen Literaturübersichten und Meta-Analysen, die bisher veröffentlicht oder vorveröffentlicht wurden, hat Zweifel an der Wirksamkeit von Ivermectin. Wie Dr. Tess Lawrie sagt, ist die Frage, wie stark genau Ivermectin die Sterblichkeit reduziert: Sind es 60%, 70%, 80%? Es besteht kein Zweifel, dass der Stoff wirksam ist, und selbst wenn zukünftige Studien weniger beeindruckende Ergebnisse zeigen sollten, ist es schwer zu erkennen, wie sie den Trend ändern könnten.
Es darf auch nicht vergessen werden, dass im Falle der Impfstoffe die Dosen gekauft und die Impfkampagnen vorbereitet wurden, ohne dass es Zugang zu den Studiendaten gab (nicht einmal vor der Veröffentlichung), und das hat keinen der Journalisten, die die Artikel geschrieben haben, gestört! Das Nutzen-Risiko-Verhältnis wurde im Falle von Impfstoffen als günstig für deren raschen Einsatz angesehen, was absolut vernünftig ist (Anm. d. Red.: Diese Einschätzung teilen wir nicht). Das Problem ist, dass die gleiche Argumentation perfekt auf Ivermectin zutrifft, mit beeindruckenden Effekten auf die Sterblichkeit (-75%) und Infektion (-88%) und einem idealen Sicherheitsprofil.
Dieses Argument wäre etwas für einen ausgewogenen Fact-Checking-Artikel, der das Für und Wider abwägt. Einige der Artikel, die ich gelesen habe, vor allem ausserhalb Frankreichs, gingen in diese Richtung. In Frankreich und der Schweiz warten wir auf dergleichen noch.
Zum Originalartikel (auf französisch)