Der Verbrauch von Antibiotika und die Häufigkeit von Corona-Infektionen und -Todesfällen zeigt eine auffällige Übereinstimmung.
Der Antibiotika-Verbrauch in der Schweiz zeigt grosse kantonale Unterschiede. Gemäss einer Studie der Universität Lugano über die Jahre 2002 bis 2004 werden im Kanton Genf, dem Spitzenreiter, mehr als dreimal so viele Antibiotika verschrieben wie in Appenzell am Schluss der Rangliste.
(Grafik: «Socioeconomic determinants of regional differences in outpatient antibiotic consumption: Evidence from Switzerland»)
Zufall oder nicht, aber die Corona-Infektionen und-Todesfälle haben eine ganz ähnliche Verteilung: Sie sind in der Westschweiz und im Tessin am häufigsten, wo auch die meisten Antibiotika verschrieben werden.
Corona-Positive nach Kantonen (11.6.2020, Grafik: Watson)
Corona-Todesfälle pro 100‘000 Einwohner nach Kantonen (Grafik: Watson)
Ein Zusammenhang, der sich anbietet, ist der Einfluss der Antibiotika auf die Darmflora, wo Billionen von Bakterien alles verarbeiten (sollten), was dem Menschen nicht bekommt. Es dauert anderthalb Monate, bis sich die Darmflora einigermassen erholt und fast ein halbes Jahr für die vollständige Erholung.
(Nature: Recovery of gut microbiota of healthy adults following antibiotic exposure)
Das Mikrobiom im Darm ist ein störanfälliges Gebilde. «Gerät es aus dem Gleichgewicht, drohen Infektionen, Übergewicht und Diabetes sowie entzündliche und neurologische Erkrankungen», sagt Dr. Sofia Forslund, die am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin über die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Mikrobiom forscht.
Zahlreiche Studien zeigen, dass Reisen in kulturell unterschiedliche Regionen das Risiko der Besiedlung der Darmmikrobiote durch multiantibiotikaresistente Bakterien erhöht (Sources : https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2934993/, Juni 2010 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5531010/, März 2026)
Gemäss einer französischen Studie ist das Risiko, mit multiresistenten Bakterien in Kontakt zu treten, für Reisende bei längerem Aufenthalt in Indien um 4, für einen Aufenthalt in Vietnam um 12 und für Kambodscha um 18 % erhöht, obwohl in diesen Regionen weniger Antibiotika eingesetzt werden.