In der Schweiz sind sie im Herbst nicht zu übersehen: die vielen Marronihäuschen, in denen die duftende Herbstfrucht frisch geröstet an Passanten verkauft wird. Sie ist nicht nur schmackhaft, sondern auch gesund. Es ist deshalb eine gute Idee, sich am Vorbeigehen in Säcklein davon zu schnappen.
Die Kastanie hat nicht nur im Schweizer Kanton Tessin eine lange Tradition, sondern auch im benachbarten Piemont. Beide Regionen waren bis ins 18. Jahrhundert kulturell und wirtschaftlich eng verbunden. Wo Getreideanbau in den bergigen und hügeligen Regionen des Tessins und Piemonts schwierig war, wurden ab dem 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. Kastanienbäume gepflanzt. Diese Bäume stellten eine wertvolle Nahrungsquelle dar, die es der Bevölkerung ermöglichte, das ganze Jahr über satt zu werden. Kastanienmehl kann zum Beispiel dem Mehl zugegeben werden, um Brot zu backen.
Im Gegensatz zum Tessin, wo viele Haine nach dem Krieg verwilderten, wurden diese im Piemont weiterhin intensiv gepflegt und haben bis heute große Bedeutung. Besonders bekannt ist das Piemont für die großen, fruchtigen Marroni, die zu den edelsten Kastaniensorten zählen. Marroni zeichnen sich durch eine besonders feine, glatte Haut und einen süßen Geschmack aus und werden vor allem in Italien kultiviert. Im Vergleich dazu sind die Kastanien im Tessin meist kleiner, jedoch oft aromatischer und süßer, weshalb sie sich besonders gut für die Weiterverarbeitung eignen, beispielsweise zu Kastanienmehl, mit dem auch Torten gebacken werden können. Die Tessiner Kastanie erlebt deshalb in den letzten Jahren eine Art Renaissance.
Die Kastanie ist nicht nur geschmacklich ein Highlight, sondern auch aus ernährungsphysiologischer Sicht äußerst wertvoll. Im Gegensatz zu vielen anderen Nüssen, die einen hohen Fettgehalt aufweisen, ist die Kastanie fettarm und reich an Kohlenhydraten. Ihr hoher Gehalt an Ballaststoffen unterstützt die Verdauung und trägt zur Sättigung bei. Hier sind die Nährwerte von 100 Gramm roher Kastanien:
- Kalorien: 131 kcal
- Eiweiß: 2 g
- Kohlenhydrate: 28,8 g
- Fett: 1,4 g
- Ballaststoffe: 8,1 g
- Vitamin C: 24,5 mg (41 % des Tagesbedarfs)
- Vitamin B6: 0,2 mg (12 % des Tagesbedarfs)
- Folsäure: 62 mcg (16 % des Tagesbedarfs)
- Kalium: 715 mg (20 % des Tagesbedarfs)
- Mangan: 0,5 mg (24 % des Tagesbedarfs)
Dank dieses nährstoffreichen Profils bringt die Kastanie zahlreiche gesundheitliche Vorteile mit sich: Kastanien sind eine hervorragende Quelle für Antioxidantien wie Vitamin C, die freie Radikale neutralisieren und so das Risiko chronischer Krankheiten wie Herzkrankheiten und Krebs verringern.
Mit 24,5 mg Vitamin C pro 100 g liefern Kastanien fast die Hälfte des empfohlenen Tagesbedarfs. Dieses Vitamin spielt auch eine wichtige Rolle bei der Stärkung des Immunsystems und schützt den Körper vor Infektionen.
Durch ihren hohen Ballaststoffgehalt tragen Kastanien zu einer gesunden Darmflora bei, indem sie die nützlichen Bakterien im Darm ernähren. Dies fördert eine gesunde Verdauung und kann Verdauungsprobleme wie Verstopfung lindern.
Der hohe Kaliumgehalt der Kastanie unterstützt die Herzgesundheit, indem er hilft, den Blutdruck zu regulieren und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfällen zu reduzieren.
Kastanien enthalten wichtige Mineralien wie Magnesium, Kalzium und Phosphor, die für den Erhalt gesunder Knochen entscheidend sind. Ihr regelmäßiger Verzehr kann helfen, Osteoporose vorzubeugen.
Trotz ihres hohen Kohlenhydratgehalts haben Kastanien einen niedrigen glykämischen Index, was bedeutet, dass sie den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen lassen. Dies macht sie zu einer geeigneten Wahl für Menschen mit Diabetes oder solchen, die ihren Blutzuckerspiegel kontrollieren wollen.
Dank ihres niedrigen Fettgehalts und der hohen Ballaststoffdichte fördern Kastanien das Sättigungsgefühl, ohne viele Kalorien zu liefern. Sie eignen sich daher hervorragend für alle, die ihr Gewicht halten oder reduzieren möchten.
Die in Kastanien enthaltenen B-Vitamine, insbesondere Vitamin B6 und Folsäure, unterstützen die Gehirnfunktion und das Nervensystem. Regelmäßiger Verzehr kann das Gedächtnis verbessern und das Risiko neurodegenerativer Erkrankungen verringern.
Die Kastanie ist somit weit mehr als nur eine Nahrungsquelle. Sie gehört zum Herbst und ist ein wertvolles Kulturgut, das die Geschichte und Landschaft nicht nur im norditalienischen Piemont, sondern auch im Schweizer Kanton Tessins geprägt hat. Ihre gesundheitlichen Vorteile, gepaart mit ihrer vielseitigen Verwendbarkeit, machen sie zu einem wichtigen Bestandteil einer ausgewogenen und nachhaltigen Ernährung. Besonders im Tessin und Piemont wird die Kastanie als Symbol für Beständigkeit und Naturverbundenheit gesehen.
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