Die ungeheure Mehrheit des Menschengeschlechts, ob wild oder zivilisiert,
ist insgeheim gutmütig und schreckt davor zurück, anderen Schmerz zuzufügen,
aber in Gegenwart der aggressiven und unbarmherzigen Minderheit
wagt sie es nicht, sich zu behaupten.
Mark Twain in «Der geheimnisvolle Fremde»

Liebe Leserinnen und Leser

Bevor ich angefangen habe, die folgenden Worte aufzuschreiben, war ich zwei Tage lang beim diesjährigen Kongress der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP) in Berlin. Die kritischen Psychologen und Psychotherapeuten trafen sich, um gemeinsam mit anderen fachkundigen Referenten über das große Thema «Krieg und Frieden» zu sprechen.

Das Programm der insgesamt drei Tage reichte von den Ursachen von Kriegen über die Rolle der Medien bei der Kriegstreiberei bis zur Frage, warum die Friedensbewegung derzeit so schwach scheint angesichts von Kriegen und der wachsenden Gefahr eines Atomkrieges. Das Spektrum der Perspektiven umfasst die individualpsychologische ebenso wie die sozialpsychologische, aber auch den Blick auf die materiellen, die politischen und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.

Es ging um Allgemeines und Abstraktes wie auch um Konkretes und Praktisches. Auch um die verschiedenen Formen von Kriegen ging es, ebenso wie um die verschiedenen Wege zum Frieden.

Ich werde in den nächsten Tagen ausführlicher über den interessanten Kongress und die dort gemachten, zum Teil streitbaren und diskussionswürdigen Aussagen berichten. Interessant war unter anderem, dass die Frage der Neutralität inzwischen auch die deutsche Friedensbewegung erreicht hat.

Die Fragen von Krieg und Frieden finden sich auch in den aktuellen Beiträgen von Transition News, auf die Sie dieser Newsletter aufmerksam macht. Da geht es unter anderem um den Zoll- und Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China, der sich gerade hochzuschaukeln scheint.

Ein anderer Beitrag macht darauf aufmerksam, dass inzwischen zahlreiche aktive und ehemalige Soldaten der israelischen Streitkräfte IDF dazu aufrufen, die letzten Geiseln der Hamas nach Hause zu holen – auch wenn dafür der Vernichtungsfeldzug im Gaza-Streifen beendet werden müsste. Immerhin, aber dieser Völkermord an den Palästinensern und deren Vertreibung müssten längst beendet werden – weil er ein einziges und durch nichts zu rechtfertigendes Verbrechen ist.

Auch um den Krieg gegen die Palästinenser ging es auf dem Kongress der kritischen Psychologen und Psychotherapeuten in Berlin. Die Nahost-Korrespondentin Karin Leukefeld beschrieb die Lage in der Region und die Begehrlichkeiten externer Akteure an dieser.

Und sie verwies auf eine Studie des Watsons-Institutes vom Oktober 2024, der zufolge die Zahl der indirekten Toten das israelischen Vernichtungsfeldzuges die Zahl der bisher offiziellen mehr als 50.000 direkten Toten weit übersteigen wird. Die Psychologin Sarah El Bulbeisi sprach in Berlin über die unsichtbaren psychischen Verletzungen, die Traumata, der Überlebenden des jahrzehntelangen israelischen Krieges gegen die Palästinenser.

Karin Leukefeld hatte zuvor am Mittwoch in Berlin über ihre Beobachtungen aus dem von den Islamisten eroberten Syrien gesprochen. Auf meinen Bericht über die ebenfalls interessante und eindrucksvolle Veranstaltung weist Sie dieser Newsletter ebenfalls hin.

Die Themen Krieg und Frieden sind eng mit den Fragen von Macht und Herrschaft verbunden. Deshalb möchte ich Sie an dieser Stelle noch auf das aktuelle Buch der Psychoanalytiker Almuth Bruder-Bezzel und Klaus-Jürgen Bruder hinweisen: «Macht und Herrschaft – Wie mit politischer Psychologie und Propaganda unser Verhalten manipuliert wird». Beide gehören zu den Initiatoren des Kongresses in Berlin.

Im Klappentext ihres Buches heißt es unter anderem:

«Mit Blick auf die Corona-Zeit, den Ukraine-Krieg und den Genozid in Gaza kann man viele Mechanismen erkennen, wie die Bevölkerung mittels Narrativen und Parolen beeinflusst wurde. Und psychologische Manipulation und Propaganda sind nach wie vor an der Tagesordnung.»

Wir bei Transition News haben uns der Aufgabe verschrieben, diese Mechanismen entgegenzuwirken und Sie zu unterstützen, damit Sie versuchen, Manipulation und Propaganda zu widerstehen. Dem ist auch dieser Newsletter gewidmet, verbunden mit dem Dank, dass Sie mit Ihren Spenden unserer Arbeit ermöglichen.

Ich wünsche Ihnen wie immer trotz allem ein erholsames und friedvolles Wochenende!

Herzliche Grüße
Tilo Gräser

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Herzlichen Dank an alle, die Transition News treu unterstützen und damit unsere Arbeit und Unabhängigkeit erst ermöglichen!