Die Zollpolitik des US-Präsidenten beherrscht derzeit die Schlagzeilen. Am Mittwoch zitierten wir dazu die britische Ökonomin Grace Blakeley mit der These, «bei Trumps Zöllen geht es um Macht, nicht um Wohlstand – sie sind eine Reaktion auf den Abstieg der USA». Ihrer Auffassung nach gehe es dem US-Präsidenten darum, die schwindende Position der USA im globalen System zu verteidigen. Mit anderen Worten: Trumps Zölle dienten dem Erhalt der Hegemonie.
Die spannende Frage ist nun, ob die Rechnung des 78-Jährigen aufgeht. Ein wichtiger Faktor ist hier sicherlich China, zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. So legte Trump jetzt zwar seine Zölle auf Einfuhren aus 75 Ländern für 90 Tage auf Eis. Doch das Duell mit China droht zu eskalieren.
Trump hat Peking mit Zöllen in Höhe von 125 Prozent belegt. Dazu kommen dann noch die 20 Prozent vom März, die die US-Regierung damit begründete, China liefere das synthetisch hergestellte Opioid Fentanyl nach Mexiko und Kanada, und von dort aus gelange es in die USA. Macht also Zölle von insgesamt 145 Prozent auf viele aus China in die USA eingeführte Waren.
Chinas Präsident Xi Jinping wiederum schraubte als Antwort darauf die Tarife für US-Einfuhren auf 125 Prozent. Und er meldete sich erstmals zum vielleicht schlimmsten Handelskrieg seit Jahrzehnten wie folgt: «China hat keine Angst», wird der KP-Führer zitiert. Doch nicht nur das, auch zeigt sich das Reich der Mitte kreativ in Sachen Spott (siehe Aufmachergrafik und die unten eingefügte).
Chinesische Social-Media-Konten lehnen sich an Pekings Handelskrieg mit den USA an, indem sie KI-generierte Posts veröffentlichen – darunter einen, der Präsident Trump, Elon Musk und US-Vizepräsident J. D. Vance zeigt, wie sie in der Produktion einer US-Fabrik zur Herstellung von Nike-Schuhen arbeiten; Quelle: New York Post
Doch damit nicht genug. Auch hebe «China zum Gegenschlag an und wolle sicherstellen, dass der Handelskrieg den USA schadet», wie Axios schreibt. Und weiter:
«Dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping mangelt es nicht an Möglichkeiten, Druck auszuüben, um zu erreichen, dass die Amerikaner den Schmerz von Präsident Trumps Handelskrieg der Supermächte spüren.»
Peking habe auch eine breite Palette von Instrumenten entwickelt, die es jetzt einsetze. Axios zählt sieben Möglichkeiten auf, wie China zurückschlagen kann, während Trump den Druck weiter erhöht:
1. US-Preise für in China hergestellte Waren werden stark steigen: Xi muss nicht einmal einen Finger rühren, um sicherzustellen, dass der Handelskrieg den Amerikanern schadet – Trumps eigene Zölle könnten dafür sorgen. So wird die große Mehrheit der Spielzeuge, Handys und vieler anderer Produkte, die Amerikaner kaufen, in chinesischen Fabriken hergestellt. Von Fast Fashion bis hin zu Spielkonsolen – alles wird teurer werden, zumindest für längere Zeit.
2. US-Firmen, die in China verkaufen, sind in Panik: Jeder Amerikaner, dessen Lebensunterhalt vom Verkauf auf dem chinesischen Markt abhängt, gerät jetzt wahrscheinlich in Panik – ganz gleich, ob es sich dabei um Öl, Flugzeuge oder Sojabohnen handelt (das sind drei der wichtigsten US-Exportgüter). Rückblende: Während des Handelskriegs 1.0, als die Zölle weitaus niedriger waren, musste Trump den amerikanischen Landwirten mit 28 Milliarden Dollar aus der Patsche helfen. Jetzt wendet sich der weltweit größte Markt für Sojabohnen bereits von den USA ab und Brasilien zu.
3. Gezielte Attacken gegen bestimmte US-Firmen: China hat diese Woche zwölf US-Firmen auf eine Exportkontrollliste gesetzt, die den Versand von Waren aus China einschränkt. Zudem landeten sechs Unternehmen aus der Verteidigungs- und Luftfahrtindustrie auf einer Liste «unzuverlässiger Unternehmen», was ihnen Geschäfte in China verbietet.
4. Lieferstopp für Seltene Erden: Als Reaktion auf Trumps Zölle hat China kürzlich die Ausfuhr von Seltenen Erden – einem Sektor, den es dominiert – weiter eingeschränkt. Die USA sind bei wichtigen Rohstoffen für Produkte von Halbleitern bis hin zu Windturbinen stark auf China angewiesen.
5. Verkauf von US-Anleihen als «nukleare Option»: Zu den Dingen, die den USA schaden, aber auch auf China zurückschlagen würden, gehört die «nukleare Option», die von Peking gehaltenen US-Anleihen im Wert von 761 Milliarden Dollar zu verkaufen. Ein Druckmittel ist das durchaus.
6. Abwertung des Yuan: Ein weiterer potenzieller wirtschaftlicher Hebel ist eine drastische Abwertung der chinesischen Währung, die dazu beitragen würde, Chinas Exporte anzukurbeln und die Fähigkeit amerikanischer Unternehmen, auf dem chinesischen Markt zu konkurrieren, weiter einzuschränken.
7. Hollywood aussperren: China ist ein wichtiger Markt für US-Filme, Sportligen und andere Unterhaltungsprodukte. Und Peking hat sich nicht gescheut, dieses Druckmittel einzusetzen, um Einfluss auf die Äußerungen von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens oder auf das zu nehmen, was auf dem Bildschirm erscheint. Chinas Filmverwaltung erklärte nun, dass sie die Genehmigungen für Hollywood-Filme «moderat reduzieren» werde. Laut Bloomberg wird unter einflussreichen chinesischen Bloggern auch über ein vollständiges Verbot gesprochen.