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Gut was?
Eva in «Welt am Draht» (Rainer Werner Fassbinder, 1973)
Liebe Leserinnen und Leser
Im Autocad-Magazin, einem «Fachmagazin für Architektur, Konstruktion und Planung», ist soeben ein Interview erschienen, das den Einsatz einer neuen digitalen Simulationstechnologie für die Industrie zum Thema hat. Es heißt dort eingangs: «Siemens setzt erfolgreich auf den digitalen Zwilling.» Für den technisch unbedarften Leser klingt das ein wenig nach Science Fiction, auch der Text selbst strotzt – neben Marketing-Kauderwelsch – nur so vor Fachjargon. Wenn Sie Zeit und Muße haben, können Sie sich diesen gerne einmal zu Gemüte führen. Er ist durchaus interessant.
Hier nur so viel: Was neu anmutet und als «innovativ» verkauft wird, gleicht in erstaunlicher Weise dem Szenario, das in einem bereits über fünfzig Jahre alten Film thematisiert und weitergesponnen wird. Es handelt sich um den fürs Fernsehen produzierten Zweiteiler «Welt am Draht», von keinem Geringeren als Rainer Werner Fassbinder.
Den Film habe ich erst vor wenigen Tagen gesehen – und war gleichermaßen beeindruckt und schockiert angesichts der Aktualität und kongenialen Umsetzung des Themas. Dass ich nun in einem Technik-Fachmagazin auf das Thema gestoßen bin, muss man wohl als Synchronizität bezeichnen. Nun gut, ein bisschen habe ich natürlich zu dem Thema recherchiert.
Hier kurz die Zusammenfassung des Films, wie sie auf der vor einigen Jahren restaurierten DVD-Fassung zu lesen ist:
«Im Institut für Kybernetik und Zukunftsforschung haben Wissenschaftler eine künstliche Welt erschaffen, die die reale imitiert. Nach dem überraschenden Ableben des Institutsleiters scheint seinen Nachfolger Fred Stiller das gleiche Schicksal zu ereilen. Denn auch Stiller muss feststellen, dass die Realität, in der er lebt, womöglich nur eine Simulation ist.»
Ziel des Instituts im Film ist vordergründig die Bereitstellung von präzisen Informationen für die Wirtschaft, die durch simulierte Welten gewonnen werden. Im Beschreibungstext zum Drehbuch heißt es:
«Angeblich zu Forschungszwecken wird von einem privaten Unternehmen eine computeranimierte Welt eingerichtet, in der sich wirtschaftliche und soziale Entwicklungen simulieren lassen, um Prognosen und damit Handlungsentscheidungen treffen zu können.»
Doch das ist nicht die ganze Wahrheit ... Noch einmal: Der Film ist von 1973! Der Roman, auf dem das Drehbuch basiert («Simulacron-3» von Daniel F. Galouye) ist indessen noch älter, nämlich aus dem Jahr 1964.
Und hier nun die erste Antwort von Heike Thomas, «Senior Manager, Strategy, Portfolio, Innovation - Consumer Industries bei UL Solutions», im eingangs erwähnten aktuellen Interview zu der Frage, welche Produkte und Lösungen ihre Firma anbietet:
«UL Solutions unterstützt Kunden dabei, innovativ zu sein und neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen. Mit seinen Tests, Inspektions- und Zertifizierungsdiensten bietet UL Solutions weltweit anerkannte Prüfzeichen, die helfen, eine zuverlässigere und sicherere Welt zu schaffen. Ein wichtiger Bereich sind die auf digitaler Modellierung und Simulation basierenden Dienstleistungen.»
Jaja, eine «zuverlässigere und sicherere Welt», wer will das nicht? Doch abgesehen davon, dass dies eine hohle Marketing-Phrase ist, kommen einem, nachdem man den Film «Welt am Draht» gesehen hat, da noch ganze andere Assoziationen in den Sinn ... Aber sehen und lesen Sie selbst. Den Film (und die Lektüre des Drehbuchs) möchte ich an dieser Stelle unbedingt empfehlen.
Herzliche Grüße
Susanne Schmieden
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