Das Konzept der «Lebensmittelwüsten» – Gebiete mit begrenztem Zugang zu erschwinglichen, nahrhaften Lebensmitteln – tauchte Ende des 20. Jahrhunderts in den USA als drängendes Problem auf. Das Phänomen wird laut The Atlantic oft auf Armut, geringe Bevölkerungsdichte oder Rassismus von Unternehmen zurückgeführt. Es habe sich aber erst in den 1980er Jahren verbreitet. Bis dahin habe es auch in armen und ländlichen Gemeinden Lebensmittelgeschäfte gegeben. Ein wichtiger Grund für diesen Wandel sei die nachlassende Durchsetzung des Robinson-Patman Act, eines Gesetzes aus dem Jahr 1936, das verhindern sollte, dass große Einzelhändler ihre Lieferanten zu Vorzugspreisen drängen. Das Gesetz richtet sich gegen wettbewerbsfeindliche Praktiken, die kleinen Unternehmen und Gemeinden schaden.
Von den 1930er bis zu den 1980er Jahren hat das Gesetz The Atlantic zufolge einen wettbewerbsorientierten Lebensmittelmarkt gefördert, auf dem unabhängige Geschäfte neben Ketten florierten. Durch dieses Gleichgewicht sei die Verfügbarkeit von Lebensmitteln in verschiedenen Gemeinden sichergestellt worden. Die Reagan-Regierung habe jedoch die Durchsetzung des Gesetzes eingestellt und es großen Ketten wie Walmart ermöglicht, ihre Größe zu nutzen, um Lieferanten und Einzelhandelsmärkte zu dominieren. Dies habe dazu geführt, dass unabhängige Geschäfte ihre Wettbewerbsfähigkeit einbüßten und schließen mussten, wodurch viele einkommensschwache und ländliche Gebiete unterversorgt geblieben seien.
Im Zuge der Konsolidierung gaben die Ketten gemäß dem Portal die Notwendigkeit auf, in ärmeren Vierteln tätig zu sein. Sie hätten sich stattdessen darauf verlassen, dass die Kunden zu ihren größeren Geschäften fahren. Dieser Wandel sei parallel zu einem allgemeinen Rückgang kleiner, lokaler Geschäfte verlaufen, was die wirtschaftliche Ungleichheit verstärkt und die Kosten für unterversorgte Bevölkerungsgruppen in die Höhe getrieben habe. Versuche, die Lebensmittelwüste durch Subventionen zu bekämpfen, seien weitgehend gescheitert, weil sie die strukturellen Probleme ignoriert hätten, die sich aus deregulierten Marktpraktiken ergeben. Die Wiederbelebung des fairen Wettbewerbs durch Maßnahmen wie den Robinson-Patman Act könne entscheidend sein, um diesen Trend umzukehren.
Die Regierung Biden bemühe sich um die Durchsetzung des Gesetzes. Alvaro Bedoya, Mitglied der Federal Trade Commission (FTC), und Lina Khan, Vorsitzende der FTC, hätten ihre Unterstützung für die Wiedereinführung des Gesetzes signalisiert. Die Rückkehr von Donald Trump an die Macht lässt The Atlantic zufolge jedoch Zweifel an den langfristigen Aussichten des Gesetzes aufkommen. Konzernfreundliche Kräfte könnten demnach die Besetzungen der Posten bei der FTC unter seiner Regierung beeinflussen, obwohl das Gesetz bei einigen Mitgliedern der Grand Old Party (GOP), also der Republikaner, im Repräsentantenhaus Unterstützung gefunden habe. Das Portal schließt:
«Es bleibt zu hoffen, dass die neue Trump-Regierung erkennt, dass die Wähler aus dem ländlichen Raum und der Arbeiterklasse, die ihn an die Macht gebracht haben, zu denjenigen gehören, die am stärksten von der Lebensmittelknappheit betroffen sind – und von dem allgemeinen Rückgang der lokalen Selbstversorgung, der seit den 1980er Jahren die US-amerikanischen Kleinstädte erfasst hat. Es gibt ein wirksames Mittel, um diesen Niedergang umzukehren. Jede Führungspersönlichkeit, der die zurückgebliebenen Gemeinden der Nation wirklich am Herzen liegen, würde es nutzen.»