Die Märchen der Brüder Grimm sind manchmal recht brutal. Ich musste zum Beispiel die Erzählung vom Aschenputtel etwas abschwächen, damit sie für meine Tochter im Kleinkindesalter verdaulich war. Auch Hänsel und Gretel ist harte Kost. Aber was derzeit mit dem Wald geschieht, wo die Kinder in diesem Märchen ausgesetzt wurden und sich zum Hexenhaus verliefen, ist kein Märchen, sondern bittere Realität – und nicht minder brutal.
In Nordhessen, im Reinhardswald, einem der grössten zusammenhängenden Mischwälder Deutschlands, tobt ein kontroverser Kampf um die Errichtung eines Windparks. Der geplante Windpark soll 18 Windräder mit einer Höhe von 241 Metern umfassen und in «Grimms Märchenwald» liegen. Dieses Vorhaben hat zu erheblichem Widerstand geführt, da es die Rodung von 29 Hektar Wald und den Verlust von 195 Jahre alten Bäumen bedeuten würde, wie zum Beispiel Bild berichtete.
Die 241 Meter hohen Windräder sollen zum Beispiel hinter dem Dornröschenschloss hervorragen. Das von Dornenhecken umrankte Schloss Sababurg inspirierte die Brüder Grimm zum gleichnamigen Märchen.
Die Naturschützer beklagen die Zerstörung eines wertvollen Naturerbes und den Verlust von Lebensräumen für seltene und geschützte Arten. Trotz des massiven Widerstands und Protesten im Dannenröder Forst gegen Autobahnausbau, gibt es erstaunlicherweise keine vergleichbare Mobilisierung von Klimaaktivisten gegen die Abholzung im Reinhardswald.
Die lokale Bevölkerung, darunter neun von elf Bürgermeistern, lehnt die Windräder mehrheitlich ab. Kritikpunkte sind unter anderem Bedenken bezüglich Brandschutz, Trinkwasserbelastung und Lärmbelästigung. Der politische Konflikt spitzt sich zu, da die Grünen im Bund die Windräder im Wald befürworten, während lokale Politiker Bedenken äussern.
Der Windpark wurde vorübergehend gestoppt, nachdem das Verwaltungsgericht entschieden hatte, dass für den Bau einer Zufahrt keine Bäume gefällt werden dürfen, solange keine separate Baugenehmigung vorliegt. Die Landesregierung von Hessen sieht das Projekt als notwendigen Beitrag zur Energiewende und betont die Bedeutung der Windenergie für den Klimaschutz.
Die Diskussion um den Windpark im Reinhardswald spiegelt breitere Debatten über den Ausbau der Windenergie in Deutschland wider. Während einige Umweltschützer die Notwendigkeit der erneuerbaren Energie betonen, warnen andere vor den ökologischen Auswirkungen, insbesondere in sensiblen Waldgebieten.
In der Tat ist es schwierig zu verstehen, wie «Klimaschutz» auf Kosten von CO2-bindenden Bäumen und natürlichen Lebensräumen funktionieren kann.