Urs P. Gasche auf infosperber.ch:
Die Schlagzeile hatte etwas Bedrohliches: «Jeder zehnte Corona-Patient erkrankt lebensgefährlich». Als Quelle gab die «NZZ am Sonntag» das Universitätsspital Zürich USZ an, welches Daten von Intensivstationen aus zehn europäischen Ländern ausgewertet habe und fuhr fort: «Fast jeder vierte dieser Personen [Covid-19-Patienten. Red] verstarb.»…
Die Studie hat gar nicht untersucht, wie viele aller Corona-Angesteckten lebensgefährlich erkranken. Sie erwähnte lediglich in der Einleitung zwei Studien aus China vom 24. Januar und 9. März 2020, laut denen zehn Prozent aller dort positiv getesteten Spitalpatienten «critically ill» wurden. Diese Zahl ist also nicht, wie die «NZZ am Sonntag» behauptete, ein Resultat der Studie des Unispitals Zürich. …
Gleiche Schlagzeile im Wissenschafts-Portal «higgs»: Die Studie des Universitätsspitals hat überhaupt nicht untersucht, ob jeder Zehnte lebenslänglich erkrankt. …
Tatsächlich untersuchten die Forschenden am Unispital Zürich lediglich die Behandlungen und die Mortalität von Covid-19-Patienten in Intensivstationen. Nur unter diesen verstarben fast ein Viertel. Diese Sterblichkeit bezeichnet die Studie als «moderate mortality». Das heisst also, dass eine solche Todesrate auf Intensivstationen nicht ungewöhnlich ist. Dies ist für eine Schlagzeile eher ungeeignet. …
Eigentlich war der Frontartikel in der «NZZ am Sonntag» vom 12. Juli lediglich der Auftakt für zwei Zeitungsseiten im Inneren der Zeitung. Dort wurde, ebenfalls alarmierend, das tragische Schicksal eines 47jährigen Mannes beschrieben, der an Sars-Covid-19 fast gestorben wäre. Er hatte eine Vorerkrankung, von der er jedoch nichts wusste. Aus diesem gross aufgemachten, tragischen Einzelfall folgerte die «NZZ am Sonntag»:
«Jung und gesund: Dann muss man sich nicht vor Corona fürchten, denken viele. Das ist ein Trugschluss.»
Jedenfalls müssen sich junge Gesunde vor Corona nicht fürchten, die Krankheit jedoch trotzdem ernst nehmen. Ihr Risiko, an Corona lebensgefährlich zu erkranken ist bedeutend kleiner, als bei einem Auto- oder Motorradunfall schwer verletzt zu werden oder sogar zu sterben.