Transition News: Warum ist die Butter so teuer geworden?
Hermann Jäger: Das liegt hauptsächlich am Rückgang der Milchmenge. Und dafür gibt es mehrere Faktoren: Viele Bauern hören auf, weniger bei uns in Bayern oder in Österreich – da passiert der normale Strukturwandel –, sondern die großen Landwirte in Ostdeutschland, machen nicht mehr weiter. 1990 sind die landwirtschaftlichen staatlichen Betriebe der DDR, die LPGs, privatisiert worden. Die jungen Leute, die damals die Betriebe gekauft oder gepachtet haben, kommen jetzt ins Rentenalter, und es finden sich einfach keine Nachfolger – vor allem nicht im Kuhbereich.
Woran liegt es, dass keiner die Höfe übernehmen will?
Da sind wir beim eigentlichen Problem: Viele haben keine Lust, den Bauernhof zu übernehmen, sich das anzutun, weil das teuer wird: viel Bürokratie, komplizierte Auflagen für Ställe; falls es ein Problem gibt, hat man gleich eine schlechte Presse. Und für Großbauern, die vor allem in Osteuropa oder in der Ex-DDR sitzen, gilt: Es gibt kein Personal mehr. Wenn man 1000, 2000 oder 3000 Kühe hat, braucht man etliche Melker, die findet man gar nicht mehr. Das waren früher immer Russen, Weißrussen, Rumänen, Bulgaren, Kasachen oder Polen. Die letzteren kommen schon lange nicht mehr, weil in Polen die Wirtschaft gut läuft – von denen will sich keiner die Bürokratie in Deutschland antun. Und Ukrainer machen das grundsätzlich nicht, da sie Bürgergeld erhalten.
Bereits 2022 erreichte der Milchpreis einen historischen Höchststand. 2023 fielen die Preise wieder.
Das war reine Spekulation. Da haben wir einige Monate lang einen Milchpreis von 60 Euro-Cent pro Liter gehabt. Danach ist er wieder auf 45 Cent gesunken.
2022 war die Situation anders als heute. Es gibt im Milchproduktbereich lang haltbare Produkte, wie Butter und Milchpulver, die kann man lagern und die werden spekulativ eingekauft. Damals haben viele geglaubt, dass der Preis ins Grenzenlose steigt, haben die Lager vollgemacht und das Zeug in der ganzen Welt zusammengekauft.
Wenn dann auf einmal zu viel da ist und der Erste anfängt zu verkaufen, herrscht plötzlich Panik. Jeder schaut, dass er wieder verkaufen kann, und dann bricht der Preis genauso schnell zusammen, wie er gestiegen ist. Das war eine klassische Spekulationsblase, wie es sie ja auch bei Öl und so gibt.
Wir haben es heute mit einer nachhaltigen Entwicklung zu tun, und die Preise bleiben hoch.
Blauzungenkrankheit, Maul- und Klauenseuche, Schweinepest – seit «Corona» sind viele Menschen skeptisch und fragen sich, ob diese Krankheiten von Geschäftemachern benutzt werden. Sind diese Befürchtungen berechtigt?
In Norddeutschland, Holland und Westdeutschland ist die Blauzungenkrankheit verbreitet, aber nicht in Südbayern. Wenn eine Kuh die Blauzunge hat, führt das zu einem deutlichen Einbruch in der Milchproduktion. Das hat es auch früher immer wieder gegeben. Die Maul- und Klauenseuche ist wesentlich schlimmer, hat aber auf den aktuellen Markt noch keinen Einfluss.
2024 ist der Preis für 250 Gramm Butter um 40 Prozent gestiegen.
Überraschenderweise verhält sich der Milchpreis immer parallel zum Ölpreis. Das ist seit Jahrzehnten nachgewiesen. Wenn das Öl teurer wird, steigt auch weltweit der Milchpreis, und umgekehrt. Eine Spekulation auf Lebensmittel sollte es nicht geben dürfen. Aber es war immer schon so.
Und aktuell haben wir keine Spekulationsblase, sondern die Milchmenge ist geringer: Die Zahl der Kühe ist deutlich gesunken – besonders 2024, aber schon davor. Weniger Bauernhöfe, weniger Kühe. Und dann kommen eben die Seuchen dazu. Slowakei und Ungarn sind ganz krass von der Maul- und Klauenseuche betroffen. Wie zum Beispiel ein Bauernhof in der Slowakei mit 3000 Kühen und 100.000 Liter Milch am Tag, der zu einem dänischen Konzern gehört. Deswegen sieht alles danach aus, dass der Preis noch weiter steigt.
Sie führen ein mittelständisches Unternehmen mit 460 Mitarbeitern im bayerischen Haag. Da Sie es angesprochen haben: Wie sind Ihre Erfahrungen mit der Bürokratie?
Die Bedingungen haben sich nicht spontan verschlechtert, sondern es wurde und wird nach und nach schlimmer. Ein Bauer kann nicht mehr frei entscheiden. Er muss genau festlegen, was er auf jedem Meter anbaut. Das ist kein freies Unternehmertum mehr. Es wird vielen einfach zu blöd. Dazu kommen die Dünge- und Gülleverordnung. Der Landwirt darf vor einem bestimmten Datum keine Gülle ausbringen und nach einem bestimmten Datum nicht mehr umackern. Und dann die Bürokratiekosten. 17 Prozent der Menschen in Deutschland futtern die anderen 83 Prozent durch, das geht einfach nicht mehr.
Ihre Eltern sind in den 90ern aus der CSU ausgetreten. Was erwarten Sie sich von der Politik?
Die beste Politik ist, wenn sie sich nicht einmischt. Wenn ein Politiker meint, er müsse Maßnahmen ergreifen, ist es erstens immer zu spät und zweitens kontraproduktiv.
Meine Eltern sind Ende der 1990er aus der CSU ausgetreten, obwohl sie viele Jahre Mitglieder waren. Politiker haben damals dafür gesorgt, dass Bauern nicht zu uns, sondern zur staatlichen Molkerei Weihenstephan wechselten. Dabei waren wohl noch andere Interessen im Spiel, denn kurz danach hat der Großkonzern Müllermilch Weihenstephan gekauft.
Eigentlich haben wir noch nie von der Politik irgendeine Hilfe erfahren. Die Politik soll den Markt in Ruhe und die Leute einfach miteinander handeln lassen, dann läuft das. Alle reden von Bürokratieabbau, dabei wird es immer schlimmer. Und jetzt kommt erst der ganze Schmarrn mit CO2-Bilanzen und Nachhaltigkeitszertifikaten. Die Bauern wissen, dass das alles Betrug ist.
Ein mittelständischer Unternehmer aus Österreich sagte im Interview mit Transition News, dass der Mittelstand absichtlich kaputtgemacht wird. Sehen Sie das ähnlich?
Ja, das ist sicher so. Denn die Politiker werden von Großkonzernen bezahlt, beziehungsweise von deren Lobbys beeinflusst oder subventioniert. Und der Mittelstand ist den Großen ein Dorn im Auge. Inzwischen ist alles auf Großkonzerne ausgelegt – auch diese ganzen Nachhaltigkeitsgeschichten.
Allerdings wollen sich die großen Konzerne aus unserer Branche verabschieden. Nestlé, Kraft, Danone haben ihre Molkereien schon abgegeben oder sind dabei, weil da nichts zu verdienen ist. Sie wollen ihre Aktionäre zufriedenstellen, aber unsere geringen Margen reichen denen nicht mehr. Diese Konzerne machen lieber Mineralwasser und so Sachen, wo man einen Haufen Geld verdient.
Die Molkerei Jäger ist zwar der größte Arbeitgeber in Haag, aber im Vergleich zu börsennotierten Produzenten eher klein. Was ist der wesentliche Unterschied zwischen «Großen» und familiengeführten Unternehmen?
Familienbetriebe spekulieren nicht, sie handeln. Ein börsennotiertes Unternehmen schaut nur auf die Quartalszahlen, die müssen passen, damit der Aktienkurs passt. Der Geschäftsführer und das Management bekommen eine Prämie dafür, dass sie gute Zahlen liefern. Ein Familienbetrieb denkt langfristig, schaut nicht aufs Quartal, sondern achtet darauf, dass das Unternehmen über Generationen hinweg erhalten bleibt und weiter wirtschaften kann.
Aber auch mit Währungsspekulationen kann man mittelständische Unternehmen kaputtmachen, die großen Firmen kratzt das weniger. Am schlimmsten war die Währungskrise 1995. Das hätte uns fast die Existenz gekostet. Wir haben damals etwa 90 Prozent unseres gesamten Sortiments nach Italien verkauft. Über Nacht wurde die italienische Lira um 25 Prozent abgewertet. Viele Importeure in Italien sind damals bankrottgegangen, weil sie plötzlich für deutsche Produkte und für bereits gekaufte Waren um 25 Prozent mehr bezahlen mussten, da die Rechnungen in D-Mark ausgestellt waren.
Wir mussten einen Totalausfall des Italiengeschäfts oder gar die Insolvenz abwenden. Als Familienbetrieb konnten wir den Importeuren mit erheblichen Preisnachlässen entgegenkommen: Wir haben den alten Wechselkurs für unseren Handel genommen und auf zu zahlende Altschulden 25 Prozent Nachlass gewährt. Bei den neuen Rechnungen tippten wir mit der Schreibmaschine den Gegenwert in Lire zum alten Wechselkurs auf die Rechnung, und die Kunden konnten in Lire bezahlen. So sammelten sich binnen einiger Monate Beträge von weit über 20 Milliarden Lire an, das sind heute rund 10 Millionen Euro.
Mein Vater hat dann entschieden, trotz Bedenken in einigen Abteilungen, das Geld nicht in D-Mark umzutauschen, sondern italienische Staatsanleihen zu kaufen. Diese Anleihen behielten wir bis zum Ende der 1990er-Jahre. Da damals klar war, dass auch Italien den Euro einführt, stieg der Kurs der Lira wieder etwas an und unser Verlust verringerte sich.
Nur ein Familienbetrieb kann so ein Risiko eingehen, da der Unternehmer niemandem gegenüber Rechenschaft ablegen muss.
Nicht nur Währungsspekulation, auch Medienberichterstattung kann ein mittelständisches Unternehmen zu Fall bringen. Stichwort «blauer Mozzarella». Was war da los?
Das war die schlimmste Krise, die wir jemals gehabt haben. Der Hintergrund ist, dass vier bayerische Molkereien mehr Mozzarella herstellen als ganz Italien zusammen. In jedem italienischen Supermarkt liegt Mozzarella aus Bayern. Und der italienische Bauernverband hat immer schon versucht, das zu unterbinden.
Im Juni 2010 ist dann etwas sehr Seltsames passiert: Es kam zu Kundenreklamationen, weil sich einige unserer Mozzarella-Kugeln blau verfärbt hatten. Das war ein gefundenes Fressen für viele italienische Käsereien und den Bauernverband Coldiretti. Eine enorme Pressekampagne wurde gestartet, um Käse aus dem Ausland zu diskreditieren. Selbst in den italienischen Hauptnachrichten war «Mozzarella Blu» wochenlang das wichtigste Thema. Ein Kamerateam von RAI kam sogar nach Haag, um unsere Käserei zu filmen und mich zu interviewen. Dieses Interview wurde mehrmals gesendet und meine Aussagen dabei aus dem Zusammenhang gerissen. Das war eine Pressekampagne gegen uns. Wir haben an einem Wochenende alle Kunden verloren, da sie nicht mehr bei uns kaufen durften.
Alle Untersuchungen ergaben jedoch, dass unser Käse keine Veränderungen aufwies. Unsere Produktionslinien wurden wieder und wieder untersucht. Nichts war zu finden. Wir waren ratlos.
Schuld war letztendlich ein Wasserkeim. Markthändler in Italien haben unsere MozzarellaKugeln im Discounter gekauft, um sie aus einem Eimer mit Wasser heraus als teures, regionales Produkt anzubieten. Der harmlose Wasserkeim Pseudomonas fluorescens im italienischen Trinkwasser sorgte dann dafür, dass sich Mozzarella leicht blau verfärbte. In Italien hatten dann nach und nach alle Hersteller blauen Mozzarella, am Schluss auch der Chef des italienischen Bauernverbands, und ab da war der Spuk vorbei.
Die Schäden, die aus Rücklieferungen, vernichteter Ware und Verkaufseinbußen entstanden, gingen bei uns innerhalb kurzer Zeit in die Millionen. Das Milchwerk Jäger war damals ernsthaft gefährdet.
Seit damals sind wir schlauer: Nur mehr ein Drittel unserer Produktion, statt 90 Prozent, geht nach Italien. Wir sind dann draufgekommen, dass Mozzarella woanders Kashkaval heißt, und diesen haben wir Discountern angeboten. Seitdem beliefern wir Lidl in Rumänien, Bulgarien und Deutschland mit Kashkaval. Durch diese Krise haben wir neue Märkte erschlossen, die wir sonst nie beackert hätten, denn wenn man ausverkauft ist, ändert man ja nichts.
Wie wird Ihr Betrieb auf die aktuelle Wirtschaftskrise reagieren?
Wir befinden uns in einer großen Wirtschaftskrise, aber das wirkt sich bei uns nicht so krass aus. Wir beliefern Lidl, Aldi und Kaufland. In der Krise gibt der Verbraucher wenig Geld aus und kauft beim Discounter. Deswegen sind wir immer ausverkauft. Aber alles, was teurer ist, steckt in Schwierigkeiten, weil die Leute keine hochpreisigen Waren, wie zum Beispiel Bio-Produkte, mehr kaufen. Das teure Zeug bleibt liegen, weil mittlerweile jeder gemerkt hat, dass im Private Label der Discounter das gleiche Produkt steckt, wie bei den viel beworbenen Marken, nur der Name ist anders.
Generell werden die Verpackungen kleiner, damit nicht auffällt, wie sehr der Preis steigt, denn die Inflation ist gewaltig.
Wie wirkt sich die Inflation auf Molkereien und letztendlich auf Milchprodukte aus?
Da die Kosten dermaßen steigen, wird alles teurer. Aufgrund des hohen Ölpreises hat sich der Folienpreis etwa verdoppelt. So wie die Autobahn-Maut in Deutschland – die macht mehrere Euro-Cent pro Liter Milch. Der Milchpreis selbst macht etwa 70 Prozent unserer Gesamtkosten aus, danach kommen die Löhne. Wir haben innerhalb von fünf Jahren fast 25 Prozent Lohnerhöhung gehabt.
Das sind dramatische Erhöhungen, wenn man alles zusammenzählt: Löhne, Folien, Kartons, Importe und – ganz klar – Energie: Der Gaspreis hat sich vervierfacht. Wir zahlen im Monat 200.000 Euro mehr für Energie als vor den Maßnahmen gegen Russland. Unser gesamter Betrieb basiert auf Erdgas – das kann man auch nicht ändern, trotz grüner Ideologie, das geht einfach nicht. Selbst heute stammt dieses Erdgas aus Russland. Es kann mir keiner weismachen, dass das aus Kasachstan, der Türkei oder sonst wo herkommt. Diese Länder verdienen nur alle mit. Das ist der Todesstoß für die energieintensive Industrie in Deutschland. Die Aluminium-, Papier-, Autoindustrie und so weiter wandern alle ab.
Hat der Molkereiverband Einflussmöglichkeiten?
Naja, da brauchen wir uns nichts einbilden. Ich weiß noch, als ich ein Kind war, in den 1970er Jahren, waren ein Viertel der Wähler Bauern. Heute liegt der Anteil der Bauern unter einem Prozent. Wen in der Politik interessiert denn die Landwirtschaft? Vielleicht noch auf lokaler Ebene, aber auf Bundesebene sehen wir doch, dass die Politiker überhaupt keine Ahnung von Landwirtschaft haben.
Diese wirtschaftliche Krise ist immens. Es muss wohl erst so schlimm kommen, dass nichts mehr geht, dann gibt es sicher eine Lösung. Am Schluss tut sich immer etwas Gutes auf, aber nicht kurzfristig.
Vor kurzem wurde doch die Schuldenbremse aufgehoben, es wird in Rüstung und Infrastruktur investiert.
Das mit der Aufrüstung geht gar nicht, damit ruiniert sich Deutschland selbst. Und diese angeblichen Infrastrukturinvestitionen sind nur ein Alibi für alles Mögliche. Die Grünen zum Beispiel wollen damit den Energieumbau finanzieren. Wir reden hier von einer Billion Euro neuen Schulden. Aber in das Wesentliche, in unsere Zukunft – in Kinder, Schulen und so weiter – wird nicht investiert. Dafür ist kein Geld vorhanden. Das ist dramatisch und der eigentliche Todesstoß der deutschen Wirtschaft. Auch wenn die Rüstungsindustrie, vor allem in Bayern, floriert – das ist doch nicht nachhaltig. Wenn man in Rüstung investiert, hat keiner was davon, außer die Aktionäre der Rüstungsfirmen. So kann man ein Land nur runterwirtschaften.
Ihr Urgroßvater hat die Molkerei Jäger vor rund 150 Jahren gegründet. Würden Sie ihm heute empfehlen, in Deutschland neu anzufangen?
In Deutschland oder Österreich kann man das sicher nicht empfehlen. Sehr viele gehen nach Ungarn. Auch in Polen ist es einfacher. Immerhin ist es durch die vielen Pleiten im Autozulieferer-Bereich derzeit wieder leichter, in Bayern Mitarbeiter zu finden.
Seit 2022 produzieren Sie auch in Österreich, in Gmunden. Wie kam es dazu?
Wir machen von allem, was wir machen, sehr viel: Mozzarella, Butter, Edamer und ähnliche Produkte. Früher hat die klassische Molkerei Joghurt und Cottage Cheese, Butter und Buttermilch, Trinkmilch, Frischmilch und Sahne produziert. Diese Betriebe haben alle nicht überlebt. Entweder man ist ein riesengroßer Konzern und kann sich leisten, von allem viel zu produzieren, oder man beschränkt sich eben auf zwei, drei Produkte.
Wir sind über die Jahre immer größer geworden, weil die Stückkosten dann niedriger werden. Unsere Firma verarbeitet 1,5 Millionen Liter Milch am Tag. Unsere Kunden, die Discounter, wachsen und haben immer größeren Bedarf. Aber wir können hier nicht mehr Milch verarbeiten, weil wir im Ortszentrum von Haag liegen. So haben wir schon vor Jahren in der Gmundner Molkerei eine Produktionslinie aufgebaut, zur Miete. Inzwischen haben wir fusioniert, produzieren vor Ort in Gmunden und investieren gewaltig.
Nebenbei bemerkt: Viele unserer Bauern in Oberösterreich arbeiten bei KTM, die werden wohl ihre Jobs verlieren. So wird der Beruf Bauer wieder interessanter, denn am eigenen Hof kann man immer weiterarbeiten.
Wie ist die Zusammenarbeit mit den Österreichern?
Wenn Sie in Deutschland einen Bauantrag stellen, gelten Sie grundsätzlich als Feind – «die böse Firma, die wieder irgendwas anstellt». Und dann warten Sie erstmal Jahre. In der Regel haben wir bei allem eine Genehmigungsphase von etwa zwei Jahren gehabt.
In Österreich aber, wenn sie dort einen Bauantrag stellen, ruft der Bezirkshauptmann an: «Was kann ich für Sie tun? Ich komme vorbei.» Und dann ist die Genehmigung in drei Monaten auf dem Tisch. Es ist ein riesiger Unterschied. Wir sind vollkommen überrascht. Obwohl wir als Deutsche eher skeptisch beäugt werden, sind unsere Nachbarn richtig bemüht, damit Arbeitsplätze und die Voraussetzungen für Investitionen geschaffen werden.
Das erklärt auch, warum so viele Firmen aus Deutschland in Österreich investieren. Die Österreicher sind voll pragmatisch. Sie haben zwar die gleichen blöden Vorschriften aus Brüssel wie wir, aber sehen es praktisch. Sie machen das, was notwendig ist. Und am besten noch so, dass es so aussieht, als wäre es eingeführt. Die Österreicher sehen eine EU-Vorschrift, und setzen diese so um, dass es für jeden passt und man das Land vorwärtsbringt. Es ist zwar wirtschaftlich oder politisch in Österreich auch nicht besser, aber grundsätzlich ist die Denkweise komplett anders.
Das Interview führte Sophia-Maria Antonulas.
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