«Selbst tief in den Wäldern des ländlichen Deutschlands sind die ukrainischen Wehrpflichtigen nicht vor den neugierigen Blicken potenzieller feindlicher Drohnen sicher». So beginnt ein Artikel von Politico über die militärische Ausbildung von Ukrainern durch Offiziere und Soldaten der deutschen Bundeswehr.
An einem «geheimen Ort außerhalb der deutschen Hauptstadt» hätten Hunderte von ukrainischen Soldaten einen sechswöchigen Crashkurs absolviert, in dem sie die Grundlagen des Grabenkriegs und des Stadtkampfes erlernten, heißt es in dem Politico-Beitrag. Während sie trainierten, würden regelmäßig unidentifizierte unbemannte Flugobjekte über den Baumkronen schwirren.
Das deutsche Militär habe einen Verdacht, wer die Drohnen schicke. Man gehe davon aus, dass zumindest einige der Drohnen mit unfreundlichen Absichten gesteuert würden, habe Oberstleutnant Roland Bösker gesagt. Es sei technisch unmöglich, alle Frequenzen zu blockieren, die zur Steuerung von Drohnen verwendet werden könnten.
Die Drohnen verliehen der Übung einen Hauch von Realismus, meint Politico. Statt gegen die «möglichen feindlichen Drohnen» vorzugehen, sollten die Ukrainer sie in ihre Ausbildung einbeziehen, sei die Antwort der Ausbilder. So könnten sich die Soldaten auf die Frontlinien in der Ostukraine vorbereiten, wo sie mit russischen Drohnen konfrontiert würden, mit denen versucht würde, sie zu töten.
Auch wenn Bösker nicht sicher sein könne, dass die Drohnen mit Russland in Verbindung stünden, bestehe doch ein klarer Verdacht, so das Magazin weiter. Sie könnten Teil der Bemühungen Moskaus seien, die westlichen Verbündeten zu destabilisieren und zu demoralisieren, die Kiew unterstützen.
Nicht weit vom Ort der Grabensturmübung entfernt habe sich ein anderes Team am Beginn eines viertägigen Trainings zur städtischen Kriegsführung befunden, berichtet Politico. Vor einem heruntergekommenen Bahnhofshotel, der Teil einer Stadtattrappe gewesen sei, hätten vier ukrainische Soldaten mittleren Alters unbeholfen ihre Gewehre in der Hand gehalten, wird eine Szene beschrieben. Sie hätten sich auf einen «Überraschungsangriff» vorbereitet, während ihre Ausbilder zusahen.
Normalerweise würde die Erstürmung eines Stadtgebiets etwa 16 Soldaten und monatelanges Training erfordern, erläutert das Magazin. Die Ausbilder hofften aber, dass die «hohe Motivation» der Ukrainer, die bald mit echten Kugeln, Granaten und Drohnen konfrontiert sein würden, sie ermutigen würde, sich die Grundlagen schnell anzueignen.
Die ganztägigen und wetterunabhängigen Trainings seien Teil der «Militärischen Unterstützungsmission der EU für die Ukraine» (EUMAM UA), wie Politico schreibt. Diese wurde Ende 2022 ins Leben gerufen. Ziel der Ausbildungsmission sei es, «die militärischen Fähigkeiten der ukrainischen Streitkräfte zu stärken», erklärt die Bundeswehr auf ihrer Website.
Bis Ende dieses Jahres sollen rund 60.000 ukrainische Soldaten durch Ausbilder aus 24 Ländern aus- und weitergebildet werden. Im Jahr 2023 seien rund 10.000 ukrainische Soldaten in mehr als 260 Trainingseinheiten von deutschen und multinationalen Einheiten auf deutschem Boden trainiert worden, so die Bundeswehr weiter. Dabei sei praktisches Wissen vermittelt worden: über Dinge wie Minenabwehr und urbane Kriegsführung, den Leopard-Panzer oder auch das Flugabwehrsystem Patriot.
Die Bundesregierung weist darauf hin, dass eine Mandatierung durch das Parlament hierfür nicht erforderlich sei:
«Als sogenannte anerkannte Mission innerhalb des NATO-Territoriums bedarf es für die EU-Unterstützungsmission für die Ukraine, an der die Bundeswehr beteiligt ist, keine Zustimmung des Bundestags.»
Kommentar Transition News:
Vermutlich ist der Fakt, dass auch in Deutschland und durch die Bundeswehr konkret ukrainisches Militär ausgebildet wird, vielen gar nicht so bewusst. Entsprechend gibt diese Beteiligung am Konflikt wohl wenig Anlass zu Besorgnis.
In den Mainstream-Medien erfährt man darüber jedenfalls recht wenig. Dort stehen die deutschen Waffenlieferungen und die Zahlungen im Vordergrund. Letztere belaufen sich übrigens laut Bundesregierung inzwischen auf rund 34 Milliarden Euro.
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