Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem.
John Connally, US Finanzminister unter Richard Nixon
Liebe Leserinnen und Leser
Der 15. Januar 2015 versprach, ein Tag wie jeder andere zu werden. Ich pendelte damals aus der Region Bern zu einer großen Auslandsbank in Zürich, wo ich in der Kommunikation tätig war.
Mein Arbeitsplatz lag in unmittelbarer Nähe des Handelsraumes. Am Geräuschpegel hörte man jeweils, ob an den Märkten viel oder wenig los war. Am besagten Tag ging es ruhig los. Irgendwann, etwa zur Morgenmitte, stieg dann der Lärmpegel abrupt an. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte den zuvor garantierten Euro-Mindestkurs zum Franken völlig unerwartet aufgehoben.
Ich merkte sofort, dass etwas los war, und ging in den Handelsraum, wo ich abgewimmelt wurde. Für den Rest des Tages ging es sehr laut zu und her. Die Händler hebelten und drückten, um noch zu einem guten Preis in den Besitz der begehrten Franken zu kommen. Der Franken ging durchs Dach, bewegte sich dann wie ein Jojo, um in den Tagen danach wieder zu einem neuen Gleichgewicht zu kommen.
Die Parität von 1.20 Franken für einen Euro war eingeführt worden, um dem Tourismus und der Exportindustrie zu helfen. Es war aber um die Jahreswende schier unmöglich geworden, immer neue Franken auf den Markt zu werfen und dafür Papiere in Euro auf die Bilanz zu nehmen. Stattdessen versuchte die SNB dann, den Frankenkurs einigermaßen in Schach zu halten, indem sie die Zinsen immer deutlich unter Euroniveau senkte – zum Teil auch in den negativen Bereich.
Der starke Franken ist etwas, was uns seit etwa hundert Jahren begleitet. Die Versuche, ihn zu schwächen, sind alle nach einiger Zeit gescheitert. In der Zwischenkriegszeit wurde er als Anlagewährung beliebt, weil die Emittentenländer von anderen bekannten Währungen kriegsbedingt zerrüttete Finanzen aufwiesen. Auf die Frankenabwertung von 1936 folgte ein wirtschaftlicher Aufschwung, und im Zweiten Weltkrieg war der Franken dann gefragt, weil er als eine der ganz wenigen gebräuchlichen Währungen voll konvertierbar war. Das heißt: gegen Franken konnte man alles kaufen.
Die Schweiz machte dann ab 1944 bei den Bretton-Woods-Institutionen mit. Der Franken durfte nur innerhalb eines Zielbandes schwanken, das zur nunmehrigen Weltwährung Dollar definiert war. Die USA hoben aber 1971 die Golddeckung für den Dollar auf, weil dieses Land zu viele Dollars geschöpft hatte, die sie nicht mehr decken konnten. Einige Länder, Insbesondere Frankreich, wollten ihre Dollars in Gold umtauschen; davon hatten die USA aber nicht genug. Aufgrund der unterschiedlichen wirtschaftlichen Voraussetzungen wurde das ganze System der fixen Wechselkurse unhaltbar, worauf man 1973 zu frei schwankenden Wechselkursen überging. Insbesondere der Dollar war zum Problem für die Schweiz geworden, weil über die fixen Wechselkurse die Inflation richtiggehend importiert wurde.
Seither steigt der Franken, unterbrochen von eher kurzen Schwächephasen, unaufhörlich an. Bei der Einführung des Euros kriegten wir diesen für 1.70 Franken, heute reichen 95 Rappen. Die Gründe? Sie sind schnell genannt: Politische Unsicherheit im Ausland, schwer vorhersehbare und schlechte Wirtschaftspolitik in den Emittentenländern der anderen Weltwährungen haben dazu geführt, dass der Franken zur gefragten Alternative wurde.
Warum diese zugegeben sehr grobe Zusammenfassung? Wir stehen wohl vor einer weiteren Runde von Zinssenkungen – den Anfang dürfte die US-Zentralbank machen, gefolgt von der europäischen. Und was macht die SNB? Der neue SNB-Präsident Martin Schlegel, Nachfolger des langjährigen Amtsinhabers Thomas Jordan, dürfte nachziehen. Und damit der Franken nicht ins Unermessliche steigt, müssen wir auch in Zukunft mit Negativzinsen rechnen, wie wir sie während einer Phase in den 70er Jahren kannten, oder auch in jüngster Zeit.
Und wenn ich mir vor Augen führe, was die EU in Bezug auf neue, gemeinsame Schulden alles plant (bei der Euro-Einführung wurde doch hoch und heilig versprochen, dass es das nie geben wird, oder?), dann dürfte der Franken auch in Zukunft langfristig steigen und der SNB die Arbeit nicht ausgehen.
Herzlich
Daniel Funk
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