Nach dem Angriff der Hamas-Kämpfer gegen Israel am 7. Oktober 2023 gab es Berichte, denen zufolge die israelische Armee zuvor gewarnt worden war. Das Büro des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu räumte nun ein, dass sein Geheimdienstoffizier drei Stunden vor dem Anschlag ein Memo der israelischen Armee (IDF) über ungewöhnliche Hamas-Aktivitäten erhalten hatte, es aber nicht weiterleitete, da es nicht als dringend angesehen wurde.
Laut der Times of Israel wurde der IDF-Bericht an die Geheimdienstmitarbeiter von sieben führenden israelischen Politikern geschickt. Darin sei auf verdächtige Bewegungen der Hamas hingewiesen worden. Netanjahus Geheimdienstoffizier habe sich aber entschieden, das Dokument nicht weiterzuleiten. Der Geheimdienstoffizier des damaligen Verteidigungsministers Yoav Gallant habe es hingegen nicht erhalten, weil er nicht erreichbar gewesen sei.
Die IDF untersuchten demnach nicht, warum die Informationen nicht an Netanjahu weitergeleitet wurden, da sich ihre Untersuchungen nicht auf die politische Ebene erstreckt hätten. Der gestern zurückgetretene IDF-Chef Herzi Halevi habe Netanjahus Geheimdienstoffizier dafür kritisiert, ihn nicht informiert zu haben. Er habe erklärt, das Militär habe davon abgesehen, das Büro des Premierministers vorab zu informieren, um eine Schuldverschiebung zu vermeiden. Netanjahu, der bestritten habe, vor dem Anschlag gewarnt worden zu sein, habe Halevi beschuldigt, die Verantwortung von sich zu weisen.
Netanjahus Büro verteidigte der Times of Israel zufolge das Vorgehen des Geheimdienstoffiziers. Es habe erklärt, der Offizier habe die Informationen an den Militärsekretär des Premierministers, Avi Gil, weitergeleitet, ihn aber nicht geweckt, da das Memo nicht dringlich gewesen sei. Netanjahu habe sich geweigert, die Verantwortung für das Versagen bei der Verhinderung des Anschlags zu übernehmen und habe sich gegen eine staatliche Untersuchung des Versagens vom 7. Oktober ausgesprochen.
In der Zwischenzeit hätten Untersuchungen der IDF ergeben, dass der Geheimdienst die ungewöhnlichen Aktivitäten der Hamas zwar erkannt, aber falsch interpretiert hatte. Das habe dazu geführt, dass der Angriff nicht vorhergesehen worden sei. Halevi sei aufgrund der Versäumnisse des Militärs zurückgetreten, so die Zeitung.