Trends aus den USA brauchen meist nicht lange, um auch in Europa Fuß zu fassen. Wird im Labor gezüchtete Milch also bald auch in europäischen Supermärkten zu finden sein? In den USA bereitet sich das in Boston ansässige Startup-Unternehmen Brown Foods jedenfalls darauf vor, dem Konsumenten ihr neustes Produkt «UnReal Milk» schmackhaft zu machen, die weltweit erste im Labor gezüchtete Kuhvollmilch – hergestellt ohne eine einzige Kuh.
Wie Global Research berichtet, soll diese Art von Milch den Kampf gegen den «Klimawandel» unterstützen. Schließlich haben die beiden wichtigsten Organisationen der Vereinten Nationen, die sich mit Umwelt und Landwirtschaft befassen, der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) und die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), behauptet, dass eine Kuh mehr als 500 Liter Methan pro Tag freisetzen kann, was angeblich etwa 3,7 Prozent aller weltweit freigesetzten Treibhausgasemissionen ausmacht.
Während die Milchwirtschaft wegen ihrer vermeintlichen Umweltauswirkungen zunehmend unter Druck gerät, arbeiten Unternehmen wie Brown Foods an Fake-Alternativen. Wie das Startup mitteilt, wird «UnReal Milk» mit Hilfe von Säugetierzellkulturen hergestellt, die den Nährwert, den Geschmack und die Konsistenz herkömmlicher Milchprodukte nachbilden. Sie könne zu Butter, Käse und Eiscreme verarbeitet werden und biete eine kohlenstoffärmere und gewaltfreie Alternative zu herkömmlicher Milch.
Brown Foods behauptet zudem, dass seine Produktionsmethode die Kohlendioxidemissionen um 82 Prozent, den Wasserverbrauch um 90 und die Landnutzung um 95 Prozent senke, ohne dabei auf Viehhaltung angewiesen zu sein. Laut Dr. Richard Braatz, einem Experten für biopharmazeutische Produktion am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von Brown Foods, finden bereits Labortests statt:
«Die erste Version von ‹UnReal Milk› wird bereits im Labor validiert. Unabhängige Tests des Whitehead Institute for Biomedical Research, das dem MIT angegliedert ist, haben das Vorhandensein aller wesentlichen Milchproteine bestätigt, so dass das Produkt strukturell mit herkömmlicher Milch identisch ist. Brown Foods hat auch bestätigt, dass UnReal Milk die gleichen Milchfette, vor allem Triglyceride, und Kohlenhydrate enthält wie herkömmliche Milchprodukte.»
Das Unternehmen geht davon aus, dass Milch aus dem Labor bald ein Drittel des Milchmarktes ausmachen wird: «Steigende Treibhausgasemissionen, Abholzung und Wasserknappheit im Zusammenhang mit der traditionellen Tierhaltung haben Innovationen bei pflanzlichen, fermentierten und im Labor gezüchteten Proteinen vorangetrieben. Mit zunehmenden Investitionen und technologischen Fortschritten entwickeln sich diese Alternativen schnell von Nischenprodukten zu Mainstream-Optionen.»
Im Labor gezüchtete Proteine sind aufgrund der Klima-Hysterie ein wachsender Wirtschaftszweig. Während sich die Fake-Milch ihren Markt noch erobern muss, steht Fake-Fleisch schon länger im Mittelpunkt des Interesses. Wie Global Research informiert, wurden 2022 zwei Milliarden Dollar in die Entwicklung der Produkte investiert, ihre Zulassung erfolgte im Jahr 2023.
Auch der Sektor der Milchalternativen ist laut einigen Analysten auf dem besten Weg, von 31,13 Milliarden Dollar im Jahr 2023 auf 70,60 Milliarden Dollar im Jahr 2031 zu wachsen. Einige gehen davon aus, dass tierfreie Molkereiprodukte bis zu 33 Prozent des 893 Milliarden Dollar schweren Marktes für traditionelle Milchprodukte einnehmen könnten.
Global Research weist darauf hin, dass auch Bill Gates und Israel in das Geschäft mit im Labor erzeugter Milch involviert sind. Seit 2018 habe Global Corporate Venturing (GCV) rund 20 Unternehmensinvestitionen in verschiedene Startups im Bereich Labormilch und -fleisch gemeldet. Ein undurchsichtiges System, bei dem größere Unternehmen in kleinere Unternehmen investieren, zum Beispiel durch die Übernahme von Minderheitsbeteiligungen, entweder direkt oder über Risikokapitalfonds, sowie durch andere Innovationsinstrumente.
Unterstützt wurde unter anderem der israelische Milchentwickler Imagindairy, der in seiner jüngsten Startkapital-Finanzierungsrunde 15 Millionen Dollar aufbrachte, mit der israelischen Strauss Group als Unternehmensinvestor. Motif FoodWorks, ein Lebensmitteltechnologieunternehmen, das alternative Milch entwickelt, wurde in einer Serie-B-Finanzierungsrunde mit Beteiligung von Bill Gates’ Breakthrough Energy Ventures ebenfalls mit 226 Millionen Dollar beglückt.
Vor allem Israel hat sich Global Research zufolge zu einem Hotspot für verschiedene Startups entwickelt, die Milch im Labor herstellen, denn das Land wolle als erstes die Klima- und weltweite Nahrungsmittelkrise beenden.
Die Bemühungen, Milch ohne Kühe zu produzieren, sind vielfältig: Senara, ein deutsches Startup-Unternehmen, züchtet in Partnerschaft mit Milchbauern zellgezüchtete Milchzellen und verbindet so Biotechnologie mit traditioneller Milchproduktion. Wilk, ein israelisches Unternehmen, konzentriert sich auf die Produktion von kultivierten Milchfetten, die bei der Herstellung von Käse und Joghurt verwendet werden.
Diese Ansätze stehen im Gegensatz zu «UnReal Milk», das einen vollständig laborbasierten Weg einschlägt und darauf abzielt, ganze Kuhmilch zu replizieren, ohne auf Vieh oder traditionelle Molkereisysteme angewiesen zu sein. Für Brown Foods bestehe das Ziel nicht nur darin, die Milch zu imitieren, sondern sie auf molekularer Ebene nachzubilden, so Global Research.
Nicht nur die USA, Israel und Deutschland sind an der Herstellung von tierischen Produkten aus dem Labor beteiligt, auch Chile betreibt solche Experimente: Die chilenische Gruppe NotCo beispielsweise nutzt Labor- und KI-basierte Techniken, um Pflanzenkombinationen zu finden, die tierische Produkte replizieren.
Doch das ist noch nicht alles: Wie Global Research mitteilt, hat das US-Unternehmen Biomilq, das 2019 gegründet wurde und 24,5 Millionen Dollar von diversen Milliardären wie Bill Gates erhielt, sogar laborgezüchtete Muttermilch für Neugeborene und Säuglinge entwickelt. Michelle Egger, Mitbegründerin und CEO des Unternehmens, zeigte sich damals überzeugt: «Unser Produkt wird die Nachfrage weg von der Molkereiindustrie verlagern.»
Daraus wurde allerdings nichts, denn das Unternehmen musste im Januar 2025 nach einem langwierigen Streit um geistiges Eigentum mit dem Ex-Ehemann einer der Mitbegründerinnen Konkurs anmelden. Das könnte man als positiv bewerten, denn der kritische Arzt Dr. Joseph Mercola warnt seit vielen Jahren vor diesen Fake-Lebensmitteln. Der Mediziner argumentiert:
«Die Rechtfertigung für die Schaffung synthetischer Milchersatzprodukte ist natürlich die Verhinderung und Umkehrung des ‹Klimawandels›. Das ist die Rechtfertigung, mit der praktisch alle gefälschten Lebensmittel verkauft werden. In Wirklichkeit aber werden sie die negativen Auswirkungen auf die Umwelt aufrechterhalten und verschlimmern.»
Mercola stellt zudem klar, dass «im Labor hergestellte Lebensmittel ultraverarbeitet und daher als Junk Food einzustufen sind». Gefälschtes Fleisch und Milchprodukte könnten die komplexe Nährstoffmischung von grasgefüttertem Rindfleisch und Milchprodukten nicht ersetzen. Es sei wahrscheinlich, dass der Verzehr von ultraverarbeiteten Fleisch- und Milchalternativen zu vielen der gleichen gesundheitlichen Probleme führen könne, die durch eine Ernährung mit verarbeiteten Lebensmitteln verursacht werden.