In der Gender-Debatte ist es oft schwer, zwischen Fakten und reiner Stimmungsmache zu unterscheiden. Hier setzt das Buch «Die geleugnete Natur. Warum die Gender-Theorie in die Irre führt» der US-amerikanischen Professorin Abigail Favale an. Ursprünglich unter dem Titel «The Genesis of Gender: A Christian Theory» in englischer Sprache veröffentlicht, biete das bei Herder auf Deutsch erschienene Werk eine detaillierte Analyse der menschlichen Natur aus christlicher Perspektive, wie die katholische Presseagentur schreibt.
Abigail Favale, Professorin an der katholischen «University of Notre Dame» in Indiana, USA, beleuchtet in ihrem Buch die weitreichenden Implikationen der Gender-Theorie. Sie kombiniert solide Logik und aktuelle Forschung mit persönlichen Erzählungen und einem tiefen Bewusstsein für die Schöpfung Gottes. Favale argumentiert, dass die Gender-Ideologie grundlegende Wahrheiten über die menschliche Natur leugnet und letztlich destruktiv ist.
Die Autorin beschreibt die Gender-Ideologie als eine Weltanschauung, die Geschlecht als Geisteszustand statt als körperliche Realität betrachtet. Diese Sichtweise stellt die menschliche Natur als formbar und beliebig definierbar dar. Körperliche Merkmale werden als bedeutungslos abgetan, und die Identität wird als etwas betrachtet, das unabhängig von biologischen Fakten konstruiert werden kann.
Favale kritisiert, dass diese Ideologie die intrinsischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen negiert und die Bedeutung der körperlichen Realität untergräbt. Sie argumentiert, dass der menschliche Körper teleologisch (einen Zweck unterstellend) organisiert ist und spezifische Rollen bei der Fortpflanzung spielt. Diese Unterschiede seien universell und stabil, nicht nur bei Menschen, sondern auch bei anderen sich sexuell fortpflanzenden Arten.
Im Gegensatz zur Gender-Ideologie steht laut Favale das biblische Geschlechterparadigma, das in der Genesis dargelegt wird. Dieses Paradigma erkennt die gleichwertige Schöpfung von Mann und Frau nach dem Bilde Gottes an, während es gleichzeitig ihre Unterschiede betont. Favale hebt hervor, dass diese Unterschiede nicht als Gegensätze, sondern als komplementär verstanden werden sollten.
Die Professorin betont, dass das Verständnis der menschlichen Natur als Einheit von Leib und Seele essenziell ist. Körperliche Merkmale lügen nicht über unsere Identität als Mann oder Frau. Und sie kritisiert, dass die Gender-Ideologie diese grundlegenden Wahrheiten leugnet und letztlich zur Leugnung der menschlichen Identität führen kann.
Favales Buch ist nicht nur theoretisch, sondern auch persönlich. Im ersten Kapitel erzählt sie ihre eigene Geschichte. Aufgewachsen in einem evangelikalen Elternhaus, distanzierte sie sich während ihrer Studienzeit vom Christentum und betrachtete es als ein von Menschen geschaffenes Narrativ. Erst später fand sie durch den Feminismus zur Gender-Ideologie, die sie nun als «großen Irrtum» bezeichnet.
Ihre kritische Auseinandersetzung mit dem Feminismus und der Gender-Theorie führt sie zurück zu einem tiefen Verständnis der christlichen Lehre. Favale sieht ihre Konversion zum Katholizismus im Jahr 2014 als einen Wendepunkt und betont, dass wahre Freiheit nicht in der Selbstbestimmung, sondern in der Anerkennung der göttlichen Ordnung liegt.
«Die geleugnete Natur» ist ein anspruchsvolles, aber zugängliches Buch, das eine tiefgehende und fundierte Kritik der Gender-Ideologie bietet. Favale verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse mit persönlicher Erfahrung und theologischer Reflexion, um ein umfassendes Bild der menschlichen Natur und ihrer Bedeutung zu zeichnen. Ihr Werk fordert die Leser heraus, die weitreichenden Implikationen der Gender-Theorie zu hinterfragen und die christliche Sicht auf den menschlichen Körper und die Geschlechterrollen zu überdenken.
Die Bedeutung des Buches wird auch von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz im Vorwort hervorgehoben, die es als ein notwendiges und überfälliges Werk bezeichnet. «Die geleugnete Natur» könnte eine wichtige Rolle dabei spielen, die aktuelle Debatte, um Geschlecht und Identität zu bereichern und neue Perspektiven zu eröffnen.
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Abigail Favale: Die geleugnete Natur. Warum die Gender-Theorie in die Irre führt. Mit einem Vorwort von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz; Verlag Herder 2024; 272 Seiten; ISBN: 9783451396281.
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