In einem eindrucksvollen Interview auf dem YouTube-Kanal Neutrality Studies sprechen der amerikanische Ökonom Jeffrey D. Sachs und der in Japan tätige Schweizer Historiker Pascal Lottaz über die Rolle der Neutralität in geopolitischen Krisen – mit besonderem Fokus auf die Schweiz. Sachs, ein scharfer Kritiker der westlichen Ukraine-Politik, entlarvt in dem Gespräch die Narrative, die laut ihm eine diplomatische Lösung verhindern und den Krieg künstlich verlängern.
Die Schweiz entferne sich zusehends von ihrer traditionellen Neutralität und gleite gefährlich in Richtung NATO. Ein solcher Schritt wäre ein «absolutes Desaster» – nicht nur für die außenpolitische Unabhängigkeit der Schweiz, sondern auch für ihre Rolle als Vermittlerin im internationalen Konfliktgeschehen.
Das Interview mit Jeffrey Sachs beleuchtet nicht nur den Ukraine-Krieg als strategisches Desaster des Westens, sondern übt fundamentale Kritik an Europas außenpolitischer Ausrichtung. Sachs wirft der EU vor, im Schatten amerikanischer Interessen zu agieren und wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Selbstschaden in Kauf zu nehmen. Die Medien, so Sachs, agierten dabei als Verstärker staatlicher Narrative statt als kritische Instanzen. Friedensinitiativen würden diskreditiert, Neutralität als Schwäche missverstanden.
Der zunehmende Druck zur NATO-Annäherung widerspräche nicht nur der Schweizer Bundesverfassung, sondern auch dem historischen Erbe des Landes. Die Neutralität sei kein Relikt, sondern eine notwendige Position in einer multipolaren Weltordnung. Sachs ruft deshalb dazu auf, das Erbe der Neutralität zu verteidigen – bevor es irreversibel verspielt wird.
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