Am Montag hat die schwedische Regierung laut der BBC damit begonnen, Broschüren zu verteilen, in denen die Bevölkerung darüber informiert wird, wie sie einige Tage lang ein unerwartetes, katastrophales Kriegsszenario überleben kann. «Im Falle einer Krise oder eines Krieges» sei aktualisiert worden, weil die Regierung in Stockholm mit der russischen Invasion in der Ukraine eine Verschlechterung der Sicherheitssituation sehe. Die Broschüre sei jetzt doppelt so groß wie zuvor.
Auch das benachbarte Finnland hat dem Sender zufolge gerade seine eigenen neuen Ratschläge zur «Vorbereitung auf Zwischenfälle und Krisen» online veröffentlicht. Und die Norweger hätten kürzlich ebenfalls eine Broschüre erhalten, in der sie aufgefordert werden, sich darauf vorzubereiten, im Falle von extremen Wetterbedingungen, Krieg und anderen Bedrohungen eine Woche lang allein zurechtzukommen.
Im Sommer habe zudem das dänische Amt für Notfallmanagement erklärt, dass es dänische Erwachsene per E-Mail über den benötigten Bedarf an Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten informiert, die sie benötigen würden, um eine Krise drei Tage lang zu überstehen.
Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, in dem die Spannungen mit Russland zunehmen, nachdem die Regierung des US-Präsidenten Joe Biden die Ukraine ermächtigt hat, US-Raketen auf russisches Hoheitsgebiet abzufeuern (wir berichteten hier und hier). Im Raum steht auch die unbegründete Unterstellung, Russland habe imperialistische Ambitionen (siehe hier und hier).
Gemäß der BBC spiegelt die schwedische Broschüre die neuen Realitäten wider, nachdem Stockholm seine historische Neutralität nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegeben hat, indem es NATO-Mitglied wurde.
Für die Schweden sei die Idee einer zivilen Notfallbroschüre nicht neu. Die erste Ausgabe sei während des Zweiten Weltkriegs erstellt und während des Kalten Krieges aktualisiert worden. Eine Botschaft sei jedoch in den Vordergrund gerückt. So steht in der Einleitung:
«Wir leben in unsicheren Zeiten. In unserer Ecke der Welt werden derzeit bewaffnete Konflikte ausgetragen. Terrorismus, Cyberangriffe und Desinformationskampagnen werden eingesetzt, um uns zu untergraben und zu beeinflussen. Um diesen Bedrohungen zu widerstehen, müssen wir zusammenstehen. Wenn Schweden angegriffen wird, muss jeder seinen Teil dazu beitragen, Schwedens Unabhängigkeit - und unsere Demokratie - zu verteidigen.
Gemeinsam mit unseren Angehörigen, Kollegen, Freunden und Nachbarn stärken wir jeden Tag unsere Widerstandsfähigkeit. In dieser Broschüre erfahren Sie, wie Sie sich auf einen Krisen- oder Kriegsfall vorbereiten und wie Sie handeln können. Sie sind Teil von Schwedens umfassender Notfallvorsorge.»
Die Broschüre geht sogar auf die kollektive Bereitschaft auf lokaler Ebene ein. Zum Beispiel könnten sich die Bürger zu freiwilligen Verteidigungseinheiten zusammenschließen, Blut spenden oder Kurse zur Herz-Lungen-Wiederbelebung und zu Überlebenstechniken geben.
Im Fall vom ebenfalls neu zur NATO gehörenden Finnland heißt es in der digitalen Broschüre, dass das an Russland grenzende Land «schon immer auf die schlimmstmögliche Bedrohung, den Krieg, vorbereitet war».
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