Am Montag kam es in Spanien zu einem massiven Blackout, auch Portugal und einige Gemeinden in Frankreich waren betroffen (wir berichteten). Heute teilte Regierungschef Pedro Sánchez mit, dass «Spanien das Schlimmste» überwunden hat. Zudem kündigte er an, er werde den Vorfall untersuchen lassen und die privaten Betreiber der multinationalen Unternehmensgruppe Red Eléctrica zur Rechenschaft ziehen. Auch will er Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass so etwas «nie wieder passiert».
Was Sánchez nicht erwähnt: Seine Regierung hält 20 Prozent der Anteile an Red Eléctrica und ist somit größter Aktionär, und zwar über die SEPI (Sociedad Estatal de Participaciones Industriales), die dem Finanzministerium unterstellt ist.
Die restlichen 80 Prozent des Kapitals befinden sich in privater Hand, vor allem bei institutionellen Anlegern, Investmentfonds und Minderheitsaktionären. Amancio Ortega, Gründer und Mehrheitsaktionär von Inditex, und der US-amerikanische Fondsmanager BlackRock halten jeweils fünf Prozent.
Red Eléctrica lobt sich auf seiner Website als «das Rückgrat des spanischen Elektrizitätssystems und auch des ökologischen Übergangsprozesses, in dem sich das Land befindet». Am 9. April hatte das Unternehmen noch betont, es bestehe kein Risiko eines Blackouts: «Red Eléctrica garantiert die Stromversorgung».
Beatriz Corredor, Wohnungsbauministerin unter José Luis Rodríguez Zapatero und Mitglied der sozialistischen Partei PSOE, ist die Vorsitzende dieses «Flaggschiffs». Fast 24 Stunden nach dem Stromausfall sei Corredor noch immer nicht vor der Öffentlichkeit erschienen, kritisiert das Portal El Debate.
Ihr Nichterscheinen sei umso empörender, wenn man bedenke, dass sie die bestbezahlte Managerin in einem öffentlichen Unternehmen ist. Ihr Gehalt von 546.000 Euro pro Jahr liege deutlich über dem von beispielsweise Maurici Lucena, dem Präsidenten des Flughafenverwalters Aena, der 192.000 Euro verdiene.
Pedro Sánchez bestritt derweil, dass der Stromausfall auf einen Mangel an Strom aus den Atomkraftwerken zurückzuführen ist. «Wären wir stärker von der Kernenergie abhängig gewesen, wäre die Erholung nicht so schnell eingetreten wie jetzt», erklärte der Sozialist, der von Brüssel einen unabhängigen Bericht verlangen wird.
Bisher hat Red Eléctrica vorläufig ausgeschlossen, dass der Stromausfall «auf einen Cyberangriff, menschliches Versagen oder ein seltsames meteorologisches oder atmosphärisches Phänomen zurückzuführen ist», informiert El País. Das Unternehmen verweise auf zwei Episoden von «Erzeugungsabschaltungen», höchstwahrscheinlich bei der Solarstromerzeugung.
Auch El Debate unterstützt diese Blackout-Hypothese: Die Solarstromerzeugung in Spanien sei auf 65 Prozent der Gesamterzeugung gestiegen, Experten würden von Überspannung sprechen und vor weiteren Blackouts in den nächsten Monaten warnen.
Wie Europa Press informiert, hat sich der Richter des Nationalen Gerichtshofs (Audiencía Nacional) José Luis Calama bereit erklärt, von Amts wegen zu untersuchen, ob es sich bei dem Stromausfall um einen Akt der Computersabotage in kritischen spanischen Infrastrukturen gehandelt haben könnte.
Die Stromversorgung in Spanien ist mittlerweile fast vollständig wiederhergestellt, allerdings gibt es weiterhin Probleme im Schienenverkehr. Die Hochgeschwindigkeits- und Fernverkehrsverbindungen haben sich erholt, und in den Großstädten versuchen die U- und S-Bahnen, zum normalen Betrieb zurückzukehren. Mit der Wiederherstellung der Stromversorgung haben einige Gemeinden die Deaktivierung der Alarmstufe 3 gefordert, die der Zentralregierung die Kontrolle über die Situation gibt.
Der Blackout hatte übrigens weitreichende Auswirkungen. Wie Insider Paper mitteilt, waren sogar Teile von Grönland am Montagabend von Telefon-, SMS- und Internetverbindungen abgeschnitten, was möglicherweise mit dem massiven Stromausfall auf der iberischen Halbinsel zusammenhing.
Und laut Europa Press hat es auch in Mauretanien aufgrund des Stromausfalls «Unterbrechungen» bei den Telekommunikationsdiensten gegeben. Die Behörden hätten informiert, sie würden daran arbeiten, «die Auswirkungen zu minimieren».
Hinweis: Aktualisiert am 29. April um 19:55 Uhr
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