Spanien hat am 28. April 2025 «den schlimmsten Stromausfall seiner Geschichte erlebt», sowohl was das Ausmaß als auch die Anzahl der Betroffenen angeht. Das jedenfalls schreiben Leitmedien wie El País. Um 12.33 Uhr gingen in vielen Regionen auf dem Festland die Lichter aus, auch Internet- und Handyempfang fielen zum Teil stundenlang aus. Nur die Balearen, die Kanaren und die Exlaven Melilla und Ceuta blieben dank des eigenen Stromnetzes verschont.
Die «massive Störung» führte, wie El País berichtet, zu einer Unterbrechung des gesamten Bahnverkehrs, auch U-Bahnen und Busse im ganzen Land seien betroffen gewesen. Außerdem ist von langen Warteschlangen in Supermärkten und einer Vielzahl von Rettungseinsätzen in Aufzügen die Rede.
Videos zeigen Verkehrschaos in Städten, weil Ampelanlagen ausfielen. Passagiere verließen stehende Züge über die Gleise und steckten auf Bahnhöfen fest (hier und hier). An Tankstellen gab es ohne Strom kein Benzin, auch das Wasser floss nicht überall aus dem Hahn. Bankautomaten funktionierten nicht.
Der Rat für Nukleare Sicherheit bestätigte um 14.30 Uhr in einer Pressemitteilung, die sieben Atomreaktoren im Land seien trotz Blackout sicher.
Screenshot: Pressemitteilung des Rats für Nukleare Sicherheit
Am Nachmittag hatte Regierungschef Pedro Sánchez in einer Krisenansprache drei wichtige Verhaltensregeln für die Bevölkerung auf Lager:
- Fahrten auf ein Minimum reduzieren.
- Nur offiziellen Informationen folgen und keine Informationen zweifelhafter Herkunft verbreiten oder sich davon beeinflussen lassen, wie es in anderen Krisen passiert ist. «WIR wissen bestens, dass solche Krisen die Verbreitung von Falschmeldungen und Desinformationen begünstigen (…). Dadurch wird die gesamte Bevölkerung polarisiert und mit Unruhe ‹geimpft›.»
- Das Handy nur für kurze Anrufe nutzen, denn die Telefongesellschaften «erleben einen kritischen Moment». Die Notrufnummer nicht überlasten und nur in wichtigen Fällen 112 anrufen.
Zudem rief Sánchez den nationalen Notstand in Andalusien, Madrid, Murcia und der Extremadura aus, nachdem die jeweiligen Autonomieregierungen dies beantragt hatten. Nun wird die Zentralregierung die Verwaltung in diesen Regionen übernehmen, weitere Gebiete könnten sich anschließen.
Über die Ursache des Blackouts wird in der Politik und im Mainstream noch gerätselt. Bei einem institutionellen Auftritt hatte Sánchez gegen 18 Uhr erklärt: «Die Ursachen werden noch untersucht. Es ist besser, nicht zu spekulieren». Laut El País sah er «kritische Stunden» voraus.
Die multinationale Unternehmensgruppe spanischen Ursprungs, Red Eléctrica, untersucht derzeit die Gründe für den Zwischenfall, der, wie es heißt, auch Portugal und Teile Frankreichs betroffen hat. Noch am gleichen Abend informierte das Unternehmen um 21 Uhr, es werde noch Stunden dauern, bis das Stromnetz komplett stabilisiert sei.
Um 23 Uhr ließ Sánchez wissen, seine Regierung untersuche, «warum die Stromerzeugung um 12.33 Uhr, dem Zeitpunkt, an dem alles begann, ‹plötzlich› ausgefallen ist». «Das hat es noch nie gegeben. Alle staatlichen Ressourcen wurden von der ersten Minute an mobilisiert», betonte der von Korruptionsskandalen gebeutelte Regierungschef.
Red Eléctrica meldete am 29. April um 2.50 Uhr, 82,4 Prozent des Strombedarfs auf dem Festland seien wiederhergestellt. Detail am Rande: Noch am 9. April hatte der Konzern verkündet, das Risiko eines Stromausfalls bestehe nicht, Red Eléctrica «garantiert die Stromversorgung».
Screenshot: Meldung Red Eléctrica
Die spanische Dependance von CNN sorgte sich ebenfalls um die Ursache des plötzlichen Blackouts und teilte mit, der Grund sei unklar. Der Präsident des Europäischen Rates António Costa habe jedoch erklärt, es gebe «keine Hinweise auf einen Cyberangriff».
Gegenstimmen gibt es dazu auch schon. Der Anwalt Aitor Guisasola könnte sich zum Beispiel vorstellen, dass die Regierung in Kürze verkünden wird, es habe sich doch um einen Cyberangriff gehandelt. Denn sowohl Sánchez als auch die EU oder Frankreich hätten ein großes Interesse daran, eine Rechtfertigung für die Finanzierung der Aufrüstung und Cybersicherheit zu finden.
Hört sich an wie eine Verschwörungstheorie, oder? Wie eine dieser Fake News, vor denen Pedro Sánchez gewarnt hat. Dagegen spricht, dass Guisasola schon während der «Pandemie» viele treffsichere juristische «Vorhersagen» gemacht hat. Und vor einem Blackout in Spanien hatte er bereits am 9. März 2025 in einem seiner Videos gewarnt. Seine Meinung wird geschätzt, sein YouTube-Kanal ist in den letzten fünf Jahren stetig gewachsen und hat über 500.000 Abonnenten.
Der Jurist meint, der Kollaps sei voraussehbar gewesen. Er weist darauf hin, dass Red Eléctrica den großen Industrieunternehmen in der Vergangenheit schon häufiger den Strom gekappt hat, um den Netzkollaps zu verhindern. Darüber berichteten beispielsweise El Economista im Mai 2024 oder El Periodico de España im Juli und Dezember 2024 (hier, hier und hier). Der größte Aktionär von Red Eléctrica ist übrigens die spanische Regierung, aber auch BlackRock ist beteiligt.
Guisasola sieht weitere Blackouts auf uns zukommen. Nicht nur in Spanien, sondern auch auf globaler Ebene. Es bleibt also spannend – und wir werden sehen, wie sich alles entwickelt.
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