Am Sonntag ging ein Video in den sozialen Medien viral. Darin feierte der Rabbiner einer israelischen Militärausbildungsstätte die Aktionen Israels im Gazastreifen mit «messianischer» Inbrunst.
Rabbi Amichai Friedman jubelte darüber, dass Israel eines Tages einen Landstrich vom Libanon bis zum Gazastreifen kontrollieren werde. Laut Haaretz erklärten die israelischen Streitkräfte (IDF), er sei nach dem Vorfall vorgeladen worden, um sich mit Vorgesetzten zu treffen und sich zu erklären.
Zu einer Gruppe junger Soldaten sagte Friedman: Wenn er tagträume und sich vorstelle, dass es «keine Ermordeten, keine Geiseln, keine Verletzten» gebe, bleibe ihm «vielleicht der glücklichste Monat» seines Lebens. Er erklärte, dass «wir den Punkt erreicht haben, an dem sich das israelische Volk auf eine höhere Ebene begibt. Wir wurden vor 75 Jahren als ein neues Volk geboren». Er fuhr fort:
«Wir bauten ein Fundament, wir begannen, an unserem Körper zu arbeiten, und wir wuchsen, fanden unsere Identität und was wir mit uns selbst tun wollten: was gut, schlecht, böse und unrein ist und was wir der Welt predigen wollen.»
Während die Soldaten singen und jubeln, erklärt der Rabbi abschliessend, dass «das ganze Gelobte Land uns gehört, einschliesslich Gaza, einschliesslich Libanon!»
Friedman sagte weiter, sie würden «im grossen Stil» nach Gush Katif zurückkehren. Damit meinte er den ehemaligen jüdische Siedlungsblock im Gazastreifen, der 2005 im Zuge des Rückzugs geräumt wurde. Dieser werde dem Rabbi zufolge «winzig sein im Vergleich zu dem, was wir mit Gottes Hilfe erreichen werden».
Er schliesst mit den Worten, dass Israel die Welt lehre, «was Güte und Gerechtigkeit sind und was Moral und Werte sind.» Auch werde Israel «das Böse beseitigen und die Hamas entwurzeln und alle seine Feinde vernichten».
Die IDF erklärte laut Haaretz, dass
«(...) das Verhalten des Offiziers, wie es in dem Video zu sehen ist, nicht mit den Werten und Richtlinien des Militärs übereinstimmt. Der Offizier wurde zu einem klärenden Gespräch mit seinen Befehlshabern vorgeladen und wird entsprechend behandelt werden. Das Militär wird diese Art von inakzeptablem Diskurs in den eigenen Reihen nicht zulassen, weder in Routinezeiten noch in Kriegszeiten.»
Nun könnte man die Äusserungen Friedmans als emotionale Entgleisung eines religiösen Fanatikers abtun, wenn ein solcher Fanatismus in Israel nicht gang und gäbe wäre, auch unter Politikern. Sogar der Premierminister Benjamin Netanjahu nimmt sich da nicht zurück. So berief er sich kürzlich ausgerechnet auf Bibelverse, die zu den gewalttätigsten im Alten Testament gehören. Wie Mother Jones feststellt, werden sie seit langem von rechtsextremen Juden als Rechtfertigung für die Tötung von Palästinensern zitiert.
Bezogen auf den Kampf der Israelis gegen die Hamas sagte Netanjahu: «Sie sind entschlossen, dieses Übel vollständig aus der Welt zu tilgen». Dann fügte er hinzu:
«Ihr müsst euch daran erinnern, was Amalek euch angetan hat, sagt unsere Heilige Bibel. Und wir erinnern uns.»
Der Premierminister berief sich dabei auf den Befehl Gottes an König Saul im ersten Buch Samuel: Demnach sollten alle Menschen in Amalek, einer rivalisierenden Nation des alten Israel, getötet werden (Transition TV berichtete, Min. 23:24):
«So spricht der Herr, der Allmächtige», sagt der Prophet Samuel zu Saul, «zieh jetzt in den Kampf und schlag Amalek! Ihr werdet an allem, was ihm gehört, den Bann vollziehen! Schone es nicht, sondern töte Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel!»
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